
Äulehäg
Autoren: Mario F. Broggi, Nidija Felice | Stand: 4.4.2023
Naturschutzgebiet. Gemeinde Balzers, 2,77 ha, 477 m ü.M. Name von althochdeutsch ouwia, ouwa (Land am Wasser) und althochdeutsch hag, hac (Gebüsch, Einfriedung). 1966 auf Initiative des Ornithologischen Vereins Balzers als Naturschutzgebiet ausgewiesen.
Es handelt sich um das Relikt eines ehemaligen Quellaufstosses am Rheinknie bei Balzers. Solche Quellaufstösse inmitten des Rheintalebene ergaben sich früher durch das Zusammentreffen des Rhein-Grundwassers mit dem hangseitigen Hangwasser, sodass sich unter Spannung Quellaufstösse bildeten. Derartige Standorte waren beidseits des Rheinverlaufes vorhanden, ihre Linienführung ist noch an den verbliebenen Gehölzen nachvollziehbar. Solche Quellaufstösse aus reinem Grundwasser flossen langsam als Giessen ab. Sie begleiteten den Alpenrhein in einem reichen, flankierenden Netzwerk.
Mit der Entnahme von ca. 15 Mio. m3 Kies aus dem Rhein zwischen 1953 und 1972 wurde die Rheinsohle um fast fünf Meter abgesenkt. Durch die damit verbundene Grundwasserabsenkung trocknete mehr als die Hälfte aller liechtensteinischen Tal-Fliessgewässer aus, so auch das Äulehäg. Nach der Naturschutzausweisung 1966 wurde der Wasserabfluss im Grundwasserbereich nochmals eingetieft. Seit 1986 erfolgt eine Wiederbewässerung mit gefiltertem Rheinwasser, welches oberhalb der Sohlrampe am Ellhorn entnommen und durch unterirdische Rohre eingeleitet wird. Das schnell fliessende Wasser kann den ehemaligen Giessgang als Lebensraum nicht ersetzen, ermöglicht aber Forellen und Groppen ein Fortkommen. Der sich entlang des Giessen erstreckende Eschenmischwald ist Lebensraum von rund dreissig Vogelarten, Reptilien und Amphibien sowie Setzgebiet von Rehen und Hasen. Eine intensive Landwirtschaft bedroht das kleine Reservat durch Überdüngung.
Quellen
- Verordnung vom 27. Juni 1966 betreffend das Naturschutzgebiet «Äulehäg» in Balzers, LGBl. 1966 Nr. 16.
Literatur
- Hans Stricker, Toni Banzer, Herbert Hilbe: Liechtensteiner Namenbuch, Teil I: Die Orts- und Flurnamen des Fürstentums Liechtenstein, Bd. 1: Die Namen der Gemeinden Balzers, Triesen, Vaduz 1999, S. 25, Bd. 5: Lexikon der in den Namen enthaltenen Wörter, Vaduz 1999, S. 31f., 234f.
- Inventar der Naturvorrangflächen des Fürstentums Liechtenstein, Auftraggeber: Regierung des Fürstentums Liechtenstein/Landesforstamt, Auftragnehmer: Mario F. Broggi AG, bearb. von Mario F. Broggi et al., Vaduz 1992, Objekt B 1.2.
- Die Wiederbewässerung der Balzner Giessen. Dokumentation der Bewässerungsanlage «Aeule-Häg», Balzner Giessen und Binnenkanal, hg. von der Gemeinde Balzers, Redaktion: Werner Steiner, Balzers 1989.
- Mario F. Broggi: Ökologisches Gewässer-Inventar im Talraum des Fürstentums Liechtenstein, in: Berichte der Botanisch-Zoologischen Gesellschaft Liechtenstein-Sargans-Werdenberg, Bd. 14 (1985), S. 179–210.
- Wilfried Kaufmann: Äulehäg – das erste und bisher einzige Naturschutzgebiet in Balzers, in: Naturschutz in Balzers. Eine Schrift aus Anlass der Eröffnung der Natur- und Erholungsanlage St. Katharinenbrunnen 1. Juli 1973, Balzers 1973, S. 14f.
- Wilfried Kaufmann: Eine Wanderung durch das Naturschutzgebiet Äulehäg, in: Mensch, Natur und Landschaft, hg. vom Aktionskomitee zur Aktivierung des Natur- und Landschaftsschutzes in Liechtenstein, Vaduz 1970, S. 102–104.
Externe Links
- Geodatenportal (Naturschutzgebiete), Liechtensteinische Landesverwaltung, Amt für Tiefbau und Geoinformation
- Geodatenportal (Flurnamenkarte), Liechtensteinische Landesverwaltung, Amt für Tiefbau und Geoinformation
Zitierweise
<<Autor>>, «Äulehäg», Stand: 4.4.2023, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 16.2.2025.