Öffentlicher Verkehr

Autor: Klaus Biedermann | Stand: 31.12.2011

Der öffentliche Verkehr umfasst allgemein zugängliche Transportdienstleistungen für Personen und Güter (→ Transportwesen). Für den Personentransport bestand in der frühen Neuzeit ein bescheidenes, erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts besser ausgebautes Angebot durch Postkutschen (→ Post). Die 1872 in Betrieb genommene Eisenbahn zwischen Buchs (SG) und Feldkirch (Vorarlberg) mit Haltestellen in Schaan, Nendeln und Schaanwald war bis in die 1960er Jahre im Grenzverkehr bedeutsam. Im Jahr 2000 eingeführte Angebotsverbesserungen («Liechtenstein-Takt») führten zu einer erneuten Attraktivitätssteigerung für die Arbeitspendler.

Bedeutend ist in Liechtenstein besonders der Bus, dank dem ein flächendeckendes Netz für den Öffentlichen Verkehr besteht. Aufgrund des Postvertrags mit der Schweiz verkehrten in Liechtenstein bis 1999 die Postautos der Schweizerischen Post. Die Konzessionen für die liechtensteinischen Linien vergab die Postdirektion St. Gallen. Mit zwei Fahrzeugen wurde 1922 die erste Postautolinie zwischen Eschen und Balzers eingerichtet. Seit 1925 beziehungsweise 1927 fahren grenzüberschreitende Kurse nach Buchs beziehungsweise Feldkirch. 1934 bestanden die folgenden Kurse mit je zwei Fahrzeugen (Konzessionäre in Klammern): Buchs–Vaduz–Trübbach (Alfred Hüsler), Buchs– Vaduz–Feldkirch (ab 1932 Andreas Ritter) und Sevelen–Vaduz–Triesenberg (Otto Frommelt, ab 1929). Zusätzlich fuhren private Kurse nach Gaflei (Postautohalter Schädler) und Malbun. 1946 folgte die neue Linie Eschen–Mauren–Schellenberg–Ruggell–Gamprin–Bendern.

Obwohl um 1960 infolge der privaten Motorisierung ein Rückgang der Fahrgäste zu verzeichnen war, wurde auf die steigenden Mobilitätsbedürfnisse mit einem Ausbau des öffentlichen Verkehrs reagiert. Die 1970 erfolgte Verdichtung des Fahrplans Buchs–Vaduz (20- beziehungsweise 40-Minuten-Takt) ist Zeichen einer einsetzenden Verstädterung. 1970 eröffnete Postautohalter Karl Jehle die Linie Schaan–Planken (seit 1987 Markus Jehle). Ab 1958 wurden Grossraumwagen angeschafft, dann auch Anhängerwagen und 1975 erste Gelenkbusse. Ab 1973 stieg die Fahrgastzahl durch Übernahme der Schülertransporte. 1970 folgte Kurt Matt auf Andreas Ritter als Unterländer Postautohalter, 1991 abgelöst von Ivo Matt. 1988 genehmigte der Landtag ein neues Konzept für den Öffentlichen Verkehr, das die Entwicklung hin zur Bedienung aller Siedlungskerne im Stundentakt mit Schaan als Umsteigezentrum einleitete.

Nach der Auflösung des schweizerisch-liechtensteinischen Postvertrags 1999 ging die Konzession für die öffentliche Personenbeförderung (Busverkehr) auf den 1.1.2000 von der Schweizerischen Post an die neu geschaffene öffentlich-rechtliche Liechtenstein Bus Anstalt (LBA) über. Diese vergab den Subunternehmerauftrag wiederum an die Schweizerische Post. Mit dem täglichen Betriebsablauf in ganz Liechtenstein (mit Ausnahme der Linien Planken und Gaflei sowie des Schulbusses) wurde die Ivo Matt AG betraut. Seit 2000 sind schadstoffarme Gasbusse im Einsatz. 2004 erfolgte die Wiedereinrichtung der Linie Vaduz–Sevelen. Im Dezember 2006 wurde ein neues Liniennetz eingeführt.

2006 verfügte die LBA über 46 Fahrzeuge und beschäftigte 70 Chauffeure. 10 895 der 35 593 Einwohner Liechtensteins besassen ein LBA-Abonnement. Der Öffentliche Verkehr war stets auf Subventionen der öffentlichen Hand angewiesen. So glich der Staat 2006 mit 14,3 Mio. Fr. die Differenz zwischen den LBA-Einnahmen (2,4 Mio. Fr.) und -Ausgaben (16,6 Mio. Fr.) aus. Die Preise der Abonnemente werden bewusst tief gehalten und von einzelnen Gemeinden zusätzlich subventioniert.

Quellen

  • Geschäftsberichte Liechtensteiner Bus Anstalt (LBA), 1999–.
  • Statistisches Jahrbuch, hg. vom Amt für Volkswirtschaft/Amt für Statistik, Vaduz 1977–.
  • Rechenschafts-Bericht der fürstlichen Regierung an den hohen Landtag 1922– (diverse Titelvarianten, seit 1999: Landtag, Regierung und Gerichte. Bericht des Landtages, Rechenschaftsbericht der Regierung an den Hohen Landtag, Berichte der Gerichte, Landesrechnung), Vaduz 1922–; online ab Jahrgang 2005.

Literatur

  • Christoph Maria Merki: Wirtschaftswunder Liechtenstein. Die rasche Modernisierung einer kleinen Volkswirtschaft im 20. Jahrhundert, Zürich/Triesen 2007, S. 210–212.

Von der Redaktion nachträglich ergänzt

Zitierweise

<<Autor>>, «Öffentlicher Verkehr», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.

Medien

Postauto der 1929 eingerichteten Linie Sevelen–Vaduz–Triesenberg (links) beim Bahnhof Sevelen (Liechtensteinisches Landesarchiv).

ZUR VERTIEFUNG
100 Jahre Postauto, 1922

Der erste Postauto-Fahrplan im Liechtensteiner Volksblatt vom 8. März 1922, S. 2.