
Öhri (Oehri, Oehry)
Autor: Jürgen Schindler | Stand: 31.12.2011
Geschlecht aus Eschen (†), Gamprin, Mauren, Ruggell und Schellenberg. 1990 trugen in Liechtenstein 420 Personen den Namen Öhri. Erstmals erwähnt 1394. Das alteingesessene Geschlecht am Eschnerberg stellte bereits im 16. Jahrhundert mit Hans Öhri und Hans Öhri zwei Landammänner der Herrschaft Schellenberg.
a) Eschen: Für die Öhri aus Eschen können ab dem zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts zusammenhängende Genealogien erstellt werden (fünf Stämme). Die Genealogie des ersten Stamms reicht ins dritte Viertel des 17. Jahrhunderts zurück. Mitglieder der Familie Öhri übten vom 17. bis ins 19. Jahrhundert über sechs Generationen das Mesmeramt der Pfarrkirche Eschen aus. Der Stamm, aus dem der Landtagsabgeordnete und Gemeindevorsteher Martin Josef Öhri hervorging, erlosch 1960. Der zweite Stamm wurde im zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts vom Landammann Adam Öhri und von seiner Ehefrau Katharina Wanger begründet. Deren Sohn Johann Öhri wurde ebenfalls zum Landammann gewählt. Die Familie verarmte im 19. Jahrhundert. Nach 1896 verlieren sich ihre Spuren in Süddeutschland. Der dritte Stamm reicht ins zweite Viertel des 18. Jahrhunderts zurück. Der Letzte der Familie liess sich 1832 in Mauren nieder und begründete die Maurer Linie, während die Eschner Linie des Geschlechts erlosch. Die Genealogie des vierten Stamms beginnt im dritten Viertel des 18. Jahrhunderts. Die schmale Eschner Linie erlosch Ende des 19. Jahrhunderts während die Maurer Linie (begründet 1789) heute noch in mehreren Ästen blüht. Der fünfte Stamm wurde im zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts begründet und erlosch 1892.
b) Gamprin: Für die Öhri aus Gamprin können ab dem zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts zusammenhängende Genealogien erstellt werden (fünf Stämme). Der erste Stamm wurde im dritten Viertel des 18. Jahrhunderts begründet und erlosch 1912. Die Genealogie des zweiten Stamms reicht ins zweite Viertel des 18. Jahrhunderts zurück. Ihm gehören der Landtagsabgeordnete und Gemeindevorsteher Alois Oehri und sein Sohn, der Landtagsabgeordnete und Gemeindevorsteher Donath Oehri an. Ein kleiner, dritter Stamm ist nur über vier Generationen vom zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts bis 1906 nachweisbar. Die Genealogie des vierten Stamms wurde im dritten Viertel des 18. Jahrhunderts begründet, die des fünften Stamms im zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts.
c) Mauren: Für die Öhri aus Mauren können ab dem dritten Viertel des 17. Jahrhunderts zusammenhängende Genealogien erstellt werden (vier Stämme). Der erste, weitverzweigte Stamm wurde im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts begründet. Der Wirt Andreas Öhri (Herkunft: Eschen oder Schellenberg) erwarb 1780 den fürstlichen «Rennhof» in Mauren und begründete mit seiner Ehefrau Franziska Brendle den zweiten Stamm. Sein Sohn Franz Josef Öhri war Militärjurist in der k.k. Armee und wurde 1848 in den liechtensteinischen Landrat gewählt. Im 20. Jahrhundert brachte die Familie den Landtagsabgeordneten Paul Öhri und den Landtagsabgeordneten und Regierungsrat Walter Oehry hervor. Der dritte Stamm wanderte 1832 (Einkauf ins Gemeindebürgerrecht) aus Eschen zu. Die Genealogie des vierten Stamms reicht ins dritte Viertel des 17. Jahrhunderts zurück und erlosch 1829.
d) Ruggell: Für die Öhri aus Ruggell können ab dem zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts zusammenhängende Genealogien erstellt werden (vier Stämme). Der erste Stamm wurde in dieser Zeit begründet. Er brachte die Ordensschwester Zita Öhri, ihren Neffen, den Landtagsabgeordneten Chrysostomus Öhri und – aus anderer Linie –, den Gemeindevorsteher und Landtagsabgeordneten Rudolf Ignaz Öhri, den Gemeindevorsteher Josef Öhri und seine Söhne, den Gemeindevorsteher Hugo Öhri und den Landtagsabgeordneten und Regierungsrat Josef Öhri hervor. Ins zweite Viertel des 18. Jahrhunderts reicht auch die Genealogie des zweiten, dritten und vierten Stamms zurück. Letzterer erlosch 1984 im Mannesstamm. Keiner dieser Genealogien zugeordnet werden kann der Landammann Josef Öhri, der 1752 im Amt verstarb.
e) Schellenberg: In Schellenberg blüht nur noch einer von vier Stämmen. Er wurde im dritten Viertel des 19. Jahrhunderts von Johann Georg Öhri aus Gamprin und seiner Ehefrau Barbara Marxer begründet. Herausragende Vertreter der Familie waren der Gemeindevorsteher Georg Oehri sowie seine Cousins, die Brüder Hugo Oehri (Gemeindevorsteher) und Eduard Oehri (Landtagsabgeordneter). Der zweite Stamm wanderte im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts aus Ruggell zu und erlosch 1925. Zwei weitere Stämme werden bei Tschugmell ohne genauere Genealogie erwähnt. Sie erloschen wohl schon im 18. oder 19. Jahrhundert.
Literatur
- Hans Stricker, Toni Banzer, Herbert Hilbe: Liechtensteiner Namenbuch, Teil II: Die Personennamen des Fürstentums Liechtenstein, Bd. 4: Familiennamen L-Z, Vaduz 2008, (FLNB II/3), S. 131-135.
- Rudolf Goop: Menschen am Schellenberg. Eine volkskundliche, sozialgeschichtliche Dokumentation einer Gemeinde im Fürstentum Liechtenstein während der Zeit von 1800 bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts , Bd. 1: Besiedlung der Gemeinde, hg. von der Gemeinde Schellenberg, Wien 2005, S. 117-121.
- Familienstammbuch Mauren, Bd. 2, hg. von der Gemeinde Mauren, Mauren 2004.
- Eschner Familienbuch, Bd. 2, hg. von der Gemeinde Eschen, Eschen 1997.
- Georg Näscher: Stammtafeln der Bürgerfamilien von Gamprin. In der Zeit von 1700 bis 31. Dezember 1995, Gamprin 1995.
- Josef Spalt: Stammtafeln der Bürgerfamilien von Ruggell, hg. von der Gemeinde Ruggell, Ruggell 1990.
- Fridolin Tschugmell: Maurer-Geschlechter 1425-1940. Zugleich einige allgemeine Notizen zur Familienforschung in Liechtenstein, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 41 (1941), S. 133.
- Fridolin Tschugmell: Die Maurer-Geschlechter. Kurzer Auszug aus dem allgemeinen Familienbuch (1640-1930) der Pfarrei Mauren, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 31 (1931), S. 92f.
Zitierweise
<<Autor>>, «Öhri (Oehri, Oehry)», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 9.2.2025.