Arbeitsgruppe für die Frau

Autorin: Julia Frick | Stand: 16.9.2024

Die Arbeitsgruppe für die Frau war eine politisch neutrale Frauengruppe, die 1971 als Reaktion auf die Ablehnung des Frauenstimmrechts als Untergruppe des Forums für Zeitfragen entstand. Ab 1977 war sie als Verein konstituiert.

Das Hauptziel der Arbeitsgruppe für die Frau war zunächst vor allem die politische Gleichberechtigung, insbesondere die Einführung des Frauenstimm- und -wahlrechts. Sie arbeitete mit den Parteien und Jugendorganisationen in Liechtenstein zusammen und äusserte sich zu Gesetzesentwürfen. Es war ihrem Engagement zu verdanken, dass der Landtag nach der Ablehnung einer ersten Vorlage 1971 schon 1972 die Initiative zu einer zweiten Frauenstimmrechtsabstimmung ergriff, die jedoch in der Abstimmung vom 9./11.2.1973 erneut in einer Ablehnung endete. Ausserdem thematisierte die Arbeitsgruppe damalige Tabuthemen wie Schwangerschaftsabbruch oder die Gesellschaftsfrage «Mutter – Kind – Beruf» und initiierte unter anderem das Tagesmütterwesen.

Ab 1976 wurde die Arbeitsgruppe für die Frau jährlich finanziell durch die Regierung unterstützt. 1986 löste sie sich auf, als sich andere autonome Frauengruppen mit ähnlichen Zielen gebildet hatten, wie der Verein Bildungsarbeit Frauen, die Informations- und Beratungsstelle für Frauen (infra) und mehrere Institutionen der ausserhäuslichen Kinderbetreuung.

Die Arbeitsgruppe für die Frau war die erste politische Frauengruppe, die sich öffentlich mit diesen Themen auseinandersetzte und zielorientierte Lösungen suchte. Sie kann als Vorreiterin für die nachfolgenden politischen Frauenorganisationen betrachtet werden.

Quellen

  • Wesentliche Ziele verwirklicht. Die Arbeitsgruppe für die Frau wurde aufgelöst, in: Liechtensteiner Vaterland, 22.5.1986, S. 3.

Literatur

  • Claudia K. Lanter: Aufgewacht! Der dornige Weg zum Frauenwahlrecht in Liechtenstein, Triesen 2022, bes. S. 73–77.
  • Christel Hilti-Kaufmann: Öffentlichkeit – auch für Frauen? Die liechtensteinischen Frauenvereine und Frauenorganisationen, in: Inventur. Zur Situation der Frauen in Liechtenstein, hg. vom Frauenprojekt Liechtenstein, Bern/Dortmund 1994, S. 146–161, hier S. 154.
  • Veronika Marxer: Zur Einführung des Frauenstimmrechts in Liechtenstein. Ein Sittengemälde, in: Inventur. Zur Situation der Frauen in Liechtenstein, hg. vom Frauenprojekt Liechtenstein, Bern/Dortmund 1994, S. 169–209, hier S. 185f.

Externe Links

Medien

Von Regina Marxer gestaltetes Logo der Arbeitsgruppe für die Frau, 1978. Das Bild einer Hausfrau, die einen abgeschnittenen Haarzopf wegfegt, spielt auf den umgangssprachlichen Ausdruck des «alten Zopfs» an, der hier symbolisch verabschiedet wird, um eine neue Ära einzuläuten (Frauenarchiv Liechtenstein, LI LI FA MMK-PA 181 014-003).

Zitierweise

<<Autor>>, «Arbeitsgruppe für die Frau», Stand: 16.9.2024, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 16.2.2025.