Auen

Autorin: Gertrud Haidvogl | Stand: 31.12.2011

Auen sind Waldstandorte entlang von Fliessgewässern, die regelmässig überflutet werden. Flussnahe Gebiete werden bereits bei kleinen Hochwassern und somit öfter überschwemmt, flussferne seltener. Durch unterschiedliche Überflutungshäufigkeit und das flussnahe hohe Grundwasser entsteht eine charakteristische Zonierung von Standorten und Vegetation. In Auen befinden sich typische Gewässer, wie grundwassergespiesene Giessen, Altarme, Weiher oder periodisch austrocknende Tümpel mit einer an die Standortverhältnisse angepassten Fauna und Flora. Sie sind wichtige Bestandteile von natürlichen Flusssystemen.

In Liechtenstein gab es flächige Auwälder ursprünglich am Rhein, während an den Binnengewässern nur schmale Ausäume ausgebildet waren. Ausdehnung und ökologischer Charakteristik der Auen vor dem Beginn menschlicher Eingriffe sind aus historischen Quellen nicht mehr genau rekonstruierbar. Seit dem Mittelalter überliefert ist die Nutzung der Auen zur Gewinnung von Holz (v.a. Brenn- und Wuhrbauholz), nach der teilweisen Rodung auch als Streueflächen, Viehweide (auch Laub) und Wiesen (z.B. Triesner Heuwiesen). Grossflächigere Rodungen für Wiesen und Äcker setzten im 17./18. Jahrhundert ein. Diese Kulturflächen waren Rheinüberschwemmungen ausgesetzt. Sommerhochwasser führten häufig zur Vernichtung der Ernten, jene im Frühjahr sorgten für eine Nährstoffanreicherung des Bodens. Die Regulierung des Rheins mittels Hochwasserschutzdämmen ab dem 19. Jahrhundert zerstörte die Auen durch die Abtrennung vom Fluss, ermöglichte aber eine höherwertige Nutzung des ehemaligen Auenlands (Landwirtschaft, Besiedlung). Bis in die 1930er Jahre wurden die Auenwälder noch als Holzreserve für den Wuhrbau erhalten. Ab 1935 bot der Landtag Subventionen zur Urbarisierung.

Die Rheinauen hatten 1756 eine Fläche von rund 600 ha, zu Beginn des 20. Jahrhunderts 280 ha, 1977 noch 84 ha. Heute noch vorhandene Auenreste sind aus ökologischer Sicht nicht mehr funktionsfähig, da sie nicht überflutet werden und durch die Rheinsohlenabsenkung vom Grundwasser abgetrennt sind. Nur die in den 1990er Jahren revitalisierte unterste Strecke des Binnenkanals (Lettasteg) kann mit dem bestockten Anteil wieder als echte Au gelten.

Literatur

  • Reto Schlaepfer: Der Rhein und die Rheinauen im 15. und 16. Jahrhundert, in: Bausteine zur liechtensteinischen Geschichte. Studien und studentische Forschungsbeiträge, hg. von Arthur Brunhart, Bd. 1: Vaduz und Schellenberg im Mittelalter, Zürich 1999, S. 73–112.
  • Mario Broggi: Die liechtensteinischen Galeriewälder entlang des Alpenrheins, in: Berichte der Botanisch-Zoologischen Gesellschaft Liechtenstein-Sargans-Werdenberg, Bd. 26 (1999), S. 67–72.
  • Reto Schlaepfer: Lebensgrundlage oder Lebensbedrohung? Nutzung der Rheinauen zwischen Balzers und Sennwald im 15. Jahrhundert, unpublizierte Lizentiatsarbeit Universität Zürich, Zürich 1997.
  • Mario Broggi: Verlustbilanz Feuchtgebiete – dargestellt am Beispiel des Fürstentums Liechtenstein, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 76 (1976), S. 297–334.

Zitierweise

<<Autor>>, «Auen», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.