
Aufstand 1809
Autor: Gerhard Wanner | Stand: 31.12.2011
Vorarlberg und Tirol wurden nach dem 3. Koalitionskrieg infolge des Pressburger Friedens (1805) von Österreich an Bayern abgetreten. 1809, als Österreich erneut erfolglos gegen Frankreich kämpfte, erhoben sich die Tiroler und Vorarlberger gegen die bayerische Regierung.
Vor dem Hintergrund der zeitweiligen Erfolge der Vorarlberger (sie vertrieben im Mai die bayerischen und württembergischen Truppen) kam es auch in Liechtenstein zu Unruhen, allerdings aus anderen Gründen: Die bäuerliche Bevölkerung war mit den durch die Dienstinstruktionen von 1808 eingeführten Verwaltungsreformen, der Beschneidung der Volksrechte und der Einführung des Grundbuchs nicht einverstanden. Im Juni versammelten sich Balzner und Triesner zum Protest in Vaduz. Eine von einem Gemeindeausschuss beschlossene und von Richter Johann Allgäuer aus Eschen verfasste Bittschrift forderte u.a. die Wiederherstellung des Landammann-Amts und der Gemeindeautonomie. Die Gemeindeeliten drohten mit dem Anschluss an die Aufständischen in Vorarlberg, was die Verpflichtungen Liechtensteins aus der Mitgliedschaft im Rheinbund verletzt hätte. Landvogt Josef Schuppler konnte die Lage mit Mühe kontrollieren. Als im August französischer Truppen Vorarlberg besetzten, brach auch in Liechtenstein der plan- und gewaltlose Aufruhr zusammen. Von Feldkirch aus erpresste der französische General Froment vom souveränen Rheinbundstaat Liechtenstein grosse Mengen Heu, Hafer, Korn und Bargeld (500 Gulden), das Land wurde entwaffnet und die Grenze zur Schweiz gesperrt. Am 21. September marschierte Froment mit einigen Soldaten kurzfristig in Liechtenstein ein und besetzte das Land für Frankreich, wodurch die von Bayern angestrebte Einverleibung Liechtensteins verhindert, der Status des Landes als eigenständiges Rheinbundmitglied erhalten und damit die Selbständigkeit Liechtensteins gesichert wurde.
Literatur
- Fabian Frommelt: 1809 – Aufstand in Liechtenstein?, in: Zeit des Umbruchs. Westösterreich, Liechtenstein und die Ostschweiz im Jahr 1809, hg. von Hannes Liener, Andreas Rudigier und Christof Thöny, Götzis 2010 (= Schriftenreihe des Arbeitskreises für interregionale Geschichte des mittleren Alpenraumes, Bd. 1), S. 65–82.
- Georg Schmidt: Fürst Johann I. (1760–1836): «Souveränität und Modernisierung» Liechtensteins, in: Liechtenstein – Fürstliches Haus und staatliche Ordnung. Geschichtliche Grundlagen und moderne Perspektiven, hg. von Volker Press und Dietmar Willoweit, Vaduz/München/Wien 1987, 21988, S. 383–418, bes. S. 405–407.
- Georg Malin: Die politische Geschichte des Fürstentums Liechtenstein in den Jahren 1800–1815, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 53 (1953), S. 129–145.
- Ferdinand Hirn: Vorarlbergs Erhebung im Jahre 1809, Bregenz 1909.
Zitierweise
<<Autor>>, «Aufstand 1809», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.