Ausbürger (Pfahlbürger)

Autor: Karl Heinz Burmeister | Stand: 31.12.2011

Als Ausbürger wurden im 14.–18. Jahrhundert städtische Bürger bezeichnet, die auf dem Land wohnten. Bei den in der Herrschaft Schellenberg und der Grafschaft Vaduz ansässigen Ausbürgern handelte es sich v.a. um Bürger der Stadt Feldkirch.

Ab dem 14. Jahrhundert erwarben in Vaduz und am Eschnerberg wohnhafte Untertanen das Feldkircher Bürgerrecht und wurden gegenüber der Stadt dienst- und steuerbar. Umgekehrt liessen sich Feldkircher Bürger in Vaduz/Schellenberg nieder, wo sie die Allmende mitnutzten und am Zugrecht teilhatten, ihre Güter aber in der Stadt versteuerten. Das gerichtliche Vorgehen gegen diese Steuerpraxis 1428, 1489 und 1495 blieb erfolglos. Hinsichtlich des ebenfalls umstrittenen Gerichtsstands der Ausbürger wurde 1488 die Zuständigkeit der Gerichte Vaduz und Schellenberg bestätigt.

1476 zählte Feldkirch rund 600 steuerpflichtige Haushalte in der Stadt und rund 170 Ausbürgerhaushalte auf dem Land, einige davon in Vaduz und Schellenberg. Am Auszug der Feldkircher Mannschaft nach Trient 1508 waren neben 46 Bürgern 38 Ausbürger beteiligt, etwa ein Drittel davon aus Vaduz und Schellenberg. 1515 forderte Graf Rudolf von Sulz die Ausbürger ultimativ auf, die Steuer zu zahlen oder das Feldkircher Bürgerrecht aufzugeben, was zum Wegzug vieler Ausbürger führte. 1558 schlossen die Grafen Wilhelm und Alwig von Sulz mit Feldkirch einen Vertrag, gemäss dem die Ausbürger die ab 1558 in Vaduz und Schellenberg erworbenen Güter dort zu versteuern und den «Schnitz» zu entrichten hatten. 1614 machte ein Vertrag der Herrschaft Schellenberg mit der Stadt Feldkirch die Steuerleistung vom Wohnsitz abhängig; er wurde mit der Rheinbundakte 1806 hinfällig. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verschwand das Ausbürgertum.

Quellen

  • Liechtensteinisches Urkundenbuch, Teil I: Von den Anfängen bis zum Tod Bischof Hartmanns von Werdenberg-Sargans-Vaduz 1416, Bd. 3: Aus den Vorarlberger Archiven, bearbeitet von Benedikt Bilgeri, Vaduz 1975 (LUB I/3), S. 221.
  • Liechtensteinisches Urkundenbuch, Teil I: Von den Anfängen bis zum Tod Bischof Hartmanns von Werdenberg-Sargans-Vaduz 1416, Bd. 4: Aus den Archiven des Fürstentums Liechtenstein, bearbeitet von Georg Malin, Vaduz 1963/1965 (LUB I/4), S. 447, 470.
  • Liechtensteinisches Urkundenbuch, Teil II: Die Herrschaftszeit der Freiherren von Brandis, 1416–1510, bearbeitet von Claudius Gurt (LUB II digital).

Literatur

Von der Redaktion nachträglich ergänzt

  • Sonja Breustedt: Pfahlbürger, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, 2., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage, Bd. 4 (2018), Sp. 509–513.

Zitierweise

<<Autor>>, «Ausbürger (Pfahlbürger)», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.