
Ayrom, Mohammed Hossein Chan (Johann Graf Moncay)
Autor: Martin J. Bucher | Stand: 27.1.2025
Iranischer Offizier und Polizeichef. *21.3.1882 Teheran (IR), †31.3.1948 Salemspital Bern, Iraner, ab 1936 von Triesenberg. ⚭ Talat Ayrom, zwei Kinder. Ab 1936 Johann Graf Moncay.
Ausbildung in Teheran, Militärschulen in Tiflis und St. Petersburg (RU). 1901 Aufnahme in die Persische Kosakenbrigade, ab 1912 als Oberst im Stab der Brigade, Aufstieg zum Brigadegeneral, fiel 1918 in Ungnade und wurde degradiert. 1923 Befehlshaber der Nordarmee in Rascht (IR), 1925 Versetzung nach Täbris (IR) als neuer Kommandant der Nordwestarmee. 1926 erneute Degradierung. 1927–1931 Oberinspektor der iranischen Armee und der Polizei, 1928 Reise nach Europa.
1931 wurde Ayrom zum Leiter der nationalen Polizei Irans ernannt. Er nutzte seine Position als Polizeichef, um einer der engsten Vertrauten des iranischen Machthabers Reza Schah zu werden und sich zu bereichern. Als Ayrom 1935 das Vertrauen des Schahs verlor, floh er nach Europa.
Im April 1936 erlangte Mohammed Ayrom durch die Einbürgerung in Triesenberg die liechtensteinische Staatsbürgerschaft (→ Finanzeinbürgerung), wofür er 23 500 Franken bezahlte. Er änderte auch seinen Namen und nannte sich fortan Johann Graf Moncay. Nach Leistung einer Spende von 8000 Franken und einer Kaution von 50 000 Franken erhielt er einen liechtensteinischen Diplomatenpass.
Moncay liess sich in Vaduz nieder, wo er im Villenviertel das von Architekt Ernst Sommerlad erbaute «Haus Calanda» kaufte. Später erwarb Moncay das ebenfalls im Villenviertel gelegene «Haus Valreno». Bis Ende der 1930er Jahre pendelte Moncay zwischen Vaduz und Monte Carlo und führte ein Jetset-Leben.
Während des Zweiten Weltkriegs verliert sich Moncays Spur in Frankreich. Es gibt Hinweise, dass er in Paris im Auftrag der Deutschen eine iranische Exilregierung aufbauen sollte. Nach der deutschen Kapitulation in Frankreich ging Moncay nach Deutschland, wo er kurz darauf verhaftet und nach Berlin gebracht wurde. Der Grund für seine Verhaftung ist unklar: Entweder hatte Moncay Gelder der Nationalsozialisten veruntreut, es war ihm nicht gelungen, eine funktionierende Exilregierung aufzubauen oder er hatte für die Briten spioniert.
Als die sowjetische Armee im April 1945 Berlin besetzte, kam Moncay frei und schlug sich über Umwege nach Liechtenstein durch. Im Frühjahr 1946 war er wieder in seinem Haus in Vaduz, wo er fortan ein unauffälliges Leben führte. Nach kurzer Krankheit starb Moncay 1948 im Salemspital in Bern. Er wurde in Vaduz bestattet.
Quellen
- Quellensammlung zu Mohammed Hossein Ayrom [de Moncay], e-archiv.li, Publikationsplattform des Liechtensteinischen Landesarchivs.
Literatur
- Martin J. Bucher: «Der gerissene Polizeipräsident Ayrom». Mohammed Hossein Chan Ayrom – Polizeichef in Teheran und Triesenberger Neubürger, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 123 (2024), S. 152–177.
- Merdad Amanat: Ayrom, Mohammad-Hosayn Khan, in: Encyclopaedia Iranica, Version vom 18.8.2011.
Nachrufe
- Liechtensteiner Volksblatt, 15.4.1948, S. 2.
Medien
Normdaten
GND: 1079618775
Zitierweise
<<Autor>>, «Ayrom, Mohammed Hossein Chan (Johann Graf Moncay)», Stand: 27.1.2025, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.