
Böhmen (Königreich, tschechisch Čechy)
Autor: Heinz Dopsch | Stand: 31.12.2011
Der deutsche Name Böhmen für das Land und seine Bewohner stammt von den keltischen Boiern, die slawische Bezeichnungen Čechy und Češi verweisen auf den Stamm der Tschechen, dessen Fürsten, die Přemysliden, bis 1306 über Böhmen herrschten. Nach der Christianisierung wurde Böhmen Reichsfürstentum mit vom römisch-deutschen König eingesetzten Herzögen, ab 1085 bzw. 1198 Königen. Das Zentrum Prag war ab 973 Bistum, ab 1344 Erzbistum. Zum Königreich Böhmen gehörten seit 1019 die Markgrafschaft Mähren, seit dem 14. Jahrhundert zeitweise auch Schlesien, die Ober- und die Niederlausitz. Im Grenzgebiet zu Bayern und Österreich erlangte der Adel (Grafen von Bogen, von Raabs, Witigonen und ihre Zweige etc.) und seit dem 12./13. Jahrhundert die Ministerialität (Kuenringer, Maissauer) grosse Macht, darunter auch die Herren von Liechtenstein. Die luxemburgische Herrschaft (1310–1437) brachte den Ausbau Prags durch Karl IV. (Veitsdom, Universität 1348), aber auch die Hussitenstürme und nationale Gegensätze (deutsches Bürgertum der Städte). Unter den Habsburgern (1526–1918) wurde 1620 in der Schlacht am Weissen Berg der protestantische böhmische Adel besiegt und durch kaisertreue Familien ersetzt. Damals kamen auch die Liechtenstein, deren Oberhaupt Fürst Karl I. in Vertretung des Kaisers den Prozess gegen die Rädelsführer des Aufstands leitete und ab 1622 Statthalter und Vizekönig von Böhmen war, zu umfangreichem Herrschaftsbesitz in Böhmen, Mähren und Schlesien. Böhmen verlor durch die «Verneuerte Landesordnung» 1627 und die Schaffung gemeinsamer böhmischer-österreichische Zentralbehörden 1748 seine Selbständigkeit. Eine Gleichstellung der Tschechen analog zum ungarischen Ausgleich 1866 geriet über Ansätze nicht hinaus (Sprachenverordnungen 1880 und 1897). 1918 wurde Böhmen Teil der Tschechoslowakei.
Literatur
- Deutsche Geschichte im Osten Europas, Böhmen und Mähren, Hg. F. Prinz, 1993.
- Friedrich Prinz: Böhmen im mittelalterlichen Europa, 1984.
- Bohemia sacra, Hg. F. Seibt, 1974.
- Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, Hg. K. Bosl, 4 Bde., 1967–74.
- F. Palacky: Geschichte von Böhmen, 5 Bde., 1836–67 (Neudruck 1968).
- W. Wegener: Böhmen/Mähren und das Reich im Hochmittelalter, 1958.
- B. Bretholz: Geschichte Böhmens und Mährens, 4 Bde., 1921–24.
- A. Bachmann: Geschichte Böhmens, 2 Bde., 1899 und 1905.
Zitierweise
<<Autor>>, «Böhmen (Königreich, tschechisch Čechy)», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 7.2.2025.
Medien
Fürstlich-liechtensteinischer Besitz in Böhmen
Name der Besitzung | Erwerb |
---|---|
Boskowitz | 1597 |
Landskron (Lanškroun) | 1622 |
Auřinowes (Uhříněves) | 1623 |
Škworetz (Škvorec) | 1623 |
Schwarzkosteletz (Kostelec nad Černými Lesy) | 1623 |
Rostok (Roztoky) | 1623 |
Rumburg (Rumburk) | 1681 |
Rothenhaus (Cervený Hrádek) | 1708 |
Kaunitz (Kounice) | 1760 |
Rattay (Rataje nad Sazavou) | 1764 |
Radim (Radím) | 1783 |
Sämtliche Besitzungen wurden durch die Tschechoslowakei teils nach dem Ersten Weltkrieg, teils aufgrund der Beneš-Dekrete nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet.