
Bühler, Oswald
Autor: Donat Büchel | Stand: 31.12.2011
Landtagsabgeordneter und Gemeindevorsteher. *2.3.1899 Mauren, †8.12.1962 Spital Grabs (SG), von Mauren, wohnhaft in Mauren. Sohn des Gemeindevorstehers David und der Wilhelmine, geb. Marock, drei Geschwister. ⚭ 13.5.1930 Olivia Maria Matt (*4.7.1901, †23.12.1985), drei Kinder.
Rechtsagent in der Agentur seines Vaters, die er später übernahm; als solcher auch im Gesellschaftswesen tätig. 1935 gründete Bühler zusammen mit dem St. Galler K. Vontobel in Eschen die «Rheintalische Kleiderfabrik» (Konzession 1936).
Noch als Minderjähriger trat er der Fortschrittlichen Bürgerpartei (FBP) bei, kurz nach ihrer Gründung 1918. 1936–1939 Gemeinderat in Mauren. In den Landtag wurde Bühler in der stillen Wahl von 1939 auf der Einheitsliste von FBP und VU gewählt. 1939–1945 und 1949–1957 Landtagsabgeordneter (FBP), 1945–1949 stellvertretender Landtagsabgeordneter; zeitweilig FBP-Fraktionssprecher, Mitglied des Landesausschusses, der Finanz- und der Geschäftsprüfungskommission.
Bühler trat in den 1930er bzw. 1940er Jahren öffentlich gegen den Liechtensteiner Heimatdienst und die liechtensteinischen Nationalsozialisten auf. Bei der Abstimmung über die AHV 1952 hatte er massgeblichen Anteil daran, dass die Vorlage im Unterland mehrheitlich abgelehnt wurde. In seiner Zeit als Gemeindevorsteher von Mauren 1948–1962 erfolgten u.a. die Vorantreibung der Industrialisierung, die Renovation der Pfarrkirche (1948–1949), der Ausbau des Strassennetzes und der Wasserversorgung sowie der Bau des Gemeindesaals (1950).
Bühler war 1928–1955 Verwaltungsrat der Sparkassa bzw. der Liechtensteinischen Landesbank. Als Verwaltungsrat (1940–1944) bzw. Verwaltungsratspräsident (1944–1962) der Liechtensteinischen Kraftwerke setzte er sich für den Bau des Saminakraftwerks (1947–1949) und des neuen Verwaltungsgebäudes in Schaan (1948–1949) sowie die Sicherstellung der Stromversorgung durch Verträge mit den Nordostschweizerischen Kraftwerken ein. 1956–1962 war Bühler Verwaltungsrat der VP Bank und 1953–1962 Mitglied des Vorstands des Liechtensteinischen Roten Kreuzes. 1956 Fürstlicher Kommerzienrat.
Ebenso leidenschaftlicher Jäger wie Politiker, verunfallte Bühler 1962 auf der Jagd und starb im Spital Grabs. Er war eine energische, in manchem autoritäre, rastlos tätige, initiative, streitbare Persönlichkeit. Die politischen Gegner fürchteten ihn, in der eigenen Partei (FBP) war er einflussreich, zugleich nicht unumstritten. Bühler war ein temperamentvoller und ausgezeichneter Redner. Seine Hauptleistungen lagen im Wirken für den Aufbau von Infrastruktur und Industrie in Liechtenstein.
Quellen
- Liechtensteiner Volksblatt, 21.1.1936.
Literatur
- Menschen, Bilder und Geschichten. Mauren von 1800 bis heute, hg. von Herbert Oehri, Bd. 1, Eschen 2006, S. 155, 250–253.
- Hanspeter Lussy, Rodrigo López: Finanzbeziehungen Liechtensteins zur Zeit des Nationalsozialismus. Studie im Auftrag der Unabhängigen Historikerkommission Liechtenstein Zweiter Weltkrieg, 2 Bände, Vaduz/Zürich 2005, S. 455f.
- Peter Geiger: Krisenzeit. Liechtenstein in den Dreissigerjahren 1928–1939, 2 Bände, Vaduz/Zürich 1997, 22000.
- Wilfried Marxer: Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein, Vaduz 2000 (= Liechtenstein Politische Schriften, Bd. 30), S. 90.
- Paul Vogt: 125 Jahre Landtag, hg. vom Landtag des Fürstentums Liechtenstein, Vaduz 21988, S. 153.
Nachrufe
- Liechtensteiner Volksblatt, 11.12.1962.
- Liechtensteiner Vaterland, 12.12.1962.
Zitierweise
<<Autor>>, «Bühler, Oswald», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.