
Bayern
Autorin: Andrea Brey | Stand: 31.12.2011
Bundesland im Südosten der Bundesrepublik Deutschland. Hauptstadt: München. 70548 km2, 12 596 000 Einwohner (2011). Die historischen Verbindungen Liechtensteins zum modernen Bayern wie auch zu Altbayern und den Anfang des 19. Jahrhunderts von Bayern einverleibten Gebieten Schwabens und Frankens sind kaum erforscht. Zur Sicherung der Reichsstrasse sassen vom Ende des 12. Jahrhunderts bis 1317 die oberbayerischen Herren von Schellenberg am Eschnerberg. Sie gaben dem Dorf und der Herrschaft Schellenberg ihren Namen. Bei seinen Bemühungen um den Besitz reichsunmittelbarer Territorien fiel im 17. Jahrhundert das Augenmerk des Hauses Liechtenstein zunächst auch auf Gebiete im heutigen Bayern, z.B. die Markgrafschaft Burgau oder die Herrschaft Thannhausen. Durch Vermittlung des Fürstabts von Kempten, Rupert von Bodman, kam es jedoch zum Kauf der Herrschaft Schellenberg 1699 und der Grafschaft Vaduz 1712. Dadurch erlangte es 1707 Sitz und Stimme auf der Fürstenbank des Schwäbischen Kreises. 1805 bzw. 1806 bis 1814 kamen mit Tirol und Vorarlberg auch die ehemaligen Besitzungen des Klosters St. Luzi sowie die Zehnteinkünfte in Bendern, der Maurer Kirchensatz und Gutenberg an Bayern. 1806 widersetzte sich Bayern erfolglos der Aufnahme Liechtensteins in den Rheinbund. Versuche Bayerns, Liechtenstein Bayerisch-Tirol einzuverleiben, scheiterten 1806 und 1809. Ab 1831 verpflichtete sich Liechtenstein als Mitglied des Deutschen Bunds zum Schutz der bayerischen Festung Landau. Allerdings kam das liechtensteinische Militärkontingent unter der Führung bayerischer Offiziere nicht zum Einsatz.
Im 19. Jahrhundert war Bayern eines der Ziele liechtensteinischer Saisonarbeiter und Schwabenkinder. Vereinzelte Hinweise, wie Wallfahrten nach Oberbayern, lassen Rückschlüsse auf saisonale Arbeitsemigration bereits vor dem Freizügigkeitsabkommen von 1817 zu, das Liechtenstein mit dem Königreich Bayern auf Druck des Deutschen Bunds abschloss.
Während im 19. Jahrhundert Liechtenstein durch Bayern negative Auswirkungen, z.B. durch höhere Zölle verspürte, belebten die engen wirtschaftlichen Beziehungen seit dem Bestehen der Bundesrepublik Deutschland die Aussenhandelsbilanzen v.a. mit elektrotechnischen Erzeugnissen. 23,4 % (2001) aller aus der Bundesrepublik nach Liechtenstein ausgeführten Waren stammten aus Bayern. Zunehmende Bedeutung erlangte die ökonomische wie ökologische Zusammenarbeit in Organisationen des Bodensee- und Alpenraums, in denen Liechtenstein und Bayern u.a. in Verbindung mit der EU vertreten sind, z.B. «Arge Alp», «Alpenkonvention», «Internationale Bodenseekonferenz».
Der geistige Austausch zwischen Liechtenstein und Bayern war durch den Katholizismus beider Gebiete geprägt. So bestanden Verbindungen zu schwäbischen Klöstern, z.B. Roggenburg, dem Mutterkloster von St. Luzi, sowie Ottobeuren, das 1696–1802 den Maurer Kirchensatz besass. Der Humanist und Dichter Johannes Pedioneus lehrte 1545–50 an der Universität Ingolstadt. Der Komponist Josef Gabriel Rheinberger machte sich ab 1851 München zur Wahlheimat. Die katholischen Universitäten Dillingen (1551–1804) und Ingolstadt (1472–1802) waren bei den liechtensteinischen Studenten beliebt. Trotz Anerkennung der liechtensteinischen Matura infolge des Kulturabkommens von 1971 studieren in Bayern nur noch wenige Liechtensteiner. Zwischen dem bayerischen Haus Wittelsbach und dem Fürstenhaus Liechtenstein bestehen bis heute Verbindungen. 1882 vermählte sich Prinzessin Therese Marie von Liechtenstein mit Prinz Arnulf von Bayern, 1993 Alois Erbprinz von Liechtenstein mit Sophie in Bayern.
Archive
- Bayerisches Hauptstaatsarchiv.
- Staatsarchiv Augsburg.
Literatur
- Geschichte Schwabens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, hg. von Andreas Kraus, 2001.
- Friedrich Prinz: Die Geschichte Bayerns, 2. Auflage, München/Zürich 1997.
- Rupert Quaderer: Wird das Contingent als das Unglück des Landes angesehen. Liechtensteinische Militärgeschichte von 1814 bis 1849, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 90 (1991), S. 1–282.
- Georg Schmidt: Fürst Johann I. (1760–1836). Souveränität und Modernisierung, in: Volker Press, Dietmar Willoweit (Hg.): Liechtenstein – Fürstliches Haus und staatliche Ordnung. Geschichtliche Grundlagen und moderne Perspektiven, Vaduz/München/Wien 1987 (2., unveränderte Auflage 1988), S. 383–418.
- Otto Seger: 250 Jahre Fürstentum Liechtenstein, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 68 (1968), S. 5–61.
Zitierweise
<<Autor>>, «Bayern», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 9.2.2025.