
Bendern, Maurice Arnold Baron von Forest-Bischoffsheim, Graf von
Autor: Donat Büchel | Stand: 31.12.2011
Sportförderer und Mäzen. *9.1.1879 [Maurice Arnold Bischoffsheim] Paris, †5.10.1968 Biarritz (F), // Bendern (Gemeinde Gamprin), ab 1932 von Gamprin. Von jüdischer Herkunft, adoptierter Sohn des österreichischen Unternehmers und Philanthropen Moritz Hirsch (1831– 1896). ⚭ 1) 1901 Mathilde Madeleine Rose, verwitwete Menier, geb. Letellier (*1873, †1952), 2) 1904 Ethel Gerard (*1881, †1966), zwei Söhne.
Bendern, 1899 von Kaiser Franz Josef zum Baron von Forest-Bischoffsheim erhoben, erbte Gutsbesitz in Mähren, erwarb die US-amerikanische und danach die britische Staatsbürgerschaft. Er besuchte 1892–93 das britische Eton College. Um 1900 bestritt er in England, Irland und Frankreich Autorennen. 1911–18 liberales Mitglied des britischen Parlaments. Bendern war britischer Leutnant im Ersten Weltkrieg. Später lebte er in Frankreich, in der Schweiz und teilweise in Liechtenstein auf Masescha (Gemeinde Triesenberg).
1934 und 1935 lieh Bendern der sich in Liquiditätsproblemen befindenden LLB je 0,5 Mio. Fr. 1935 berief Fürst Franz I. Bendern zum diplomatischen Berater und erhob ihn 1936 in den Grafenstand, mit dem Titel «Graf von Bendern». Bendern besass eine Reihe kapitalstarker liechtensteinischer Sitzgesellschaften und förderte in Liechtenstein soziale Einrichtungen, die Pfadfinder und v.a. den Sport. Er finanzierte die liechtensteinische Olympiateilnahmen 1936 und 1948 sowie den Bau des Vaduzer Sportplatzes samt Tribüne (Eröffnung 1938). Bis 1946 war er Mitglied des Nationalen Olympischen Komitees. Bendern besass eine grosse Gemäldesammlung, aus der er dem Land Liechtenstein 1967 zehn Werke schenkte. Dies bildete den Anlass zur Gründung der Liechtensteinischen Staatlichen Kunstsammlung 1969.
Fürstlicher Diplomatischer Rat, 1939 Grosskreuz des fürstlich-liechtensteinischen Verdienstordens. Bendern galt als eigenwillige, grosszügige und zugleich ehrgeizige Persönlichkeit.
Quellen
- Materialsammlung Peter Geiger.
Literatur
- David Beattie: Liechtenstein. Geschichte & Gegenwart, Triesen 2005, S. 98.
- Hanspeter Lussy, Rodrigo López: Finanzbeziehungen Liechtensteins zur Zeit des Nationalsozialismus. Studie im Auftrag der Unabhängigen Historikerkommission Liechtenstein Zweiter Weltkrieg, 2 Bände, Vaduz/Zürich 2005, hier S. 281–283.
- Esther Tisa Francini: Liechtenstein und der internationale Kunstmarkt 1933-1945. Sammlungen und ihre Provenienzen im Spannungsfeld von Flucht, Raub und Restitution. Studie im Auftrag der Unabhängigen Historikerkommission Liechtenstein Zweiter Weltkrieg, Vaduz/Zürich 2005, S. 79–82.
- Christoph Maria Merki: Von der liechtensteinischen Landkanzlei zur internationalen Finanzberatung. Die Anwaltskanzlei Marxer & Partner und der Finanzplatz Vaduz, Baden 2003, S. 28.
- Peter Geiger: Krisenzeit. Liechtenstein in den Dreissigerjahren 1928–1939, Vaduz/Zürich 22000, Band 2, S. 155, 497.
- Arthur Brunhart: 50 Jahre Sport in Liechtenstein, hg. vom Fürstlich Liechtensteinischen Sportverband und vom Nationalen Olympischen Komitee, Schaan 1986, S. 24, 44, 102.
Von der Redaktion nachträglich ergänzt
- Peter Geiger: Der Graf von Bendern. Stationen eines exzentrischen Lebens, in: 22 Menschen, die Liechtenstein bewegten, hg. von Frank P. van Eck und Mathias Ospelt, Triesen 2023, S. 26–37.
- Jan Zupanic: Der Erbe des Barons von Hirsch: Maurice Arnold Freiherr von Deforest-Bischoffsheim. Das vergessene Schicksal des Grafen von Bendern, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 110 (2011), S. 47–61.
- Peter Geiger: Kriegszeit. Liechtenstein 1939–1945, Vaduz/Zürich 2010, Bd. 2, S. 126f., 284–337.
Nachrufe
- Liechtensteiner Volksblatt, 9.10.1968.
- Liechtensteiner Vaterland, 10.10.1968.
Zitierweise
<<Autor>>, «Bendern, Maurice Arnold Baron von Forest-Bischoffsheim, Graf von», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 7.2.2025.