Blumenegg

Autorin: Gerda Leipold-Schneider | Stand: 31.12.2011

Burgruine und ehemalige Herrschaft am Eingang des Grossen Walsertals, Gemeinde Thüringerberg (Vorarlberg). Die ehemalige Burganlage aus dem 13. Jahrhundert bestand aus Bergfried, Palas und kleiner Kapelle. 1404 wurde sie in der Fehde Bischof Hartmanns von Chur mit Herzog Friedrich von Österreich eingenommen und 1405 im Appenzellerkrieg zerstört. Nach 1417 wieder aufgebaut, brannte sie 1650 und 1774 nieder; nach dem zweiten Brand wurde sie nicht wiederhergestellt.

1265 erscheinen die Brüder Hartmann und Hugo von Werdenberg («Hartmannus et Hugo fratres de Werdinberc et de Bluminegge dicti»), die Begründer der Linien Werdenberg, von Werdenberg-Sargans und Werdenberg-Heiligenberg, als Inhaber Blumeneggs. 1342 an die Linie Werdenberg-Sargans-Vaduz gekommen, übergab deren letzter Graf, Hartmann IV. (II.), Bischof von Chur, 1391 Burg und Herrschaft Blumenegg als Pfandschaft seinem Halbbruder Ulrich Thüring von Brandis. Nach Hartmanns Tod 1416 fiel Blumenegg (wie die Grafschaft Vaduz und die Herrschaft Schellenberg) endgültig an die Brandiser und wurde ein eigener Herrschaftssprengel. 1510 trat Johannes von Brandis, der letzte seines Geschlechts, die Herrschaft Blumenegg an seinen Neffen, Graf Rudolf V. von Sulz ab. Die Grafen von Sulz liessen sich hier zumeist von Vögten vertreten. Dem Blumenegger Untervogt übergeordnet war der Obervogt zu Vaduz. 1612/14 erwarb Abt Georg Wegelin vom Benediktiner-Reichsstift Weingarten die Herrschaft Blumenegg käuflich, womit die enge herrschaftliche Verbindung mit Vaduz und Schellenberg endete. 1804 kam Blumenegg im Gefolge des Reichsdeputationshauptschlusses durch Kauf an Österreich.

Zur Herrschaft Blumenegg gehörten seit der Abtrennung von Sonnenberg im frühen 15. Jahrhundert die Dörfer Thüringen, Bludesch, Ludesch und das Grosse Walsertal ohne Fontanella und ohne die niedergerichtlichen, ab 1648 auch hochgerichtliche Befugnisse in der Propstei Sankt Gerold, die dem Kloster Einsiedeln gehörte. Die Herauslösung St. Gerolds aus Blumenegg verursachte vom 15. bis 18. Jahrhundert zahlreiche Konflikte um die herrschaftliche Rechte. Den Verwaltungsmittelpunkt des Blumenegger Herrschaftsgebiets bildete ab 1775 das sogenannte Statthalterhaus in Thüringen.

Literatur

  • Alois Niederstätter, Stefan Sonderegger, Manfred Tschaikner: Das Land im Walgau. 600 Jahre Appenzellerkriege im südlichen Vorarlberg, hg. von Thomas Gamon, Nenzing 2005.
  • Manfred Tschaikner: 200 Jahre Blumenegg bei Österreich. Beiträge zur Regionalgeschichte, in: Bludenzer Geschichtsblätter H. 72-74, Bludenz 2004.
  • Andreas Ulmer: Die Burgen und Edelsitze Liechtensteins. Historisch und topografisch beschrieben, Dornbirn 1925, S. 182–197.
  • Josef Grabherr: Die reichsunmittelbare Herrschaft Blumenegg, in: Veröffentlichungen des Vereins für christliche Kunst und Wissenschaft in Vorarlberg, H. 3, Bregenz 1907.

Zitierweise

<<Autor>>, «Blumenegg», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 9.2.2025.