Brandis, Ludwig von

Autor: Dieter Stievermann | Stand: 31.12.2011

Landesherr. Erwähnt ab 1483, †1507. Sohn des Ulrich und der Praxedis von Helfenstein. Bruder des Sigmund II., des Johannes und der Verena.  1501 Katharina Freifrau von Gundelfingen; die Ehe blieb kinderlos.

Als ältester von fünf legitimen Söhnen übernahm Ludwig 1483 gemeinsam mit seinen Brüdern das Erbe. Die dem geistlichen Stand angehörenden jüngeren Brüder Wolfgang (Deutschordensritter) und Johannes traten in der weltlichen Herrschaft allerdings zurück, ähnlich wie die jüngeren Brüder Werner III. und Thüring IV. Mit Sigmund wurde offenbar später eine Teilung vereinbart, die diesen auf Maienfeld und Blumenegg konzentrierte. Ludwig geriet als Regent der Herrschaft Vaduz und Schellenberg 1498/99 im Schwabenkrieg zwischen die Fronten: Die Eidgenossen besetzten Vaduz, verbrannten die Burg und hielten Ludwig – der Bürger von Bern war – bis in den Herbst 1499 gefangen; nun erhielt er auch seine Herrschaften und Untertanen (die zwischenzeitlich den Eidgenossen hatten Treue schwören müssen) wieder zurück.

Unter Ludwig kam es zu vertraglichen Ausgestaltungen des Verhältnisses zwischen der Herrschaft und der Landschaft: 1493 und 1496 wurden für Vaduz wichtige Regelungen über Steuern und andere Leistungen getroffen. 1493 trug Ludwig vor dem Landgericht in Rankweil einen Streit mit den Triesner Bauern um die Benutzung der Alp Valüna aus. 1494 stiftete er für die Kapelle St. Mamertus in Triesen eine Pfründe und einen Altar, 1507 erhielt die Kirche in Mauren einen silbernen Kelch aus seinem Besitz. Ludwig band sich schliesslich stärker an König Maximilian und Österreich: 1505 schloss er mit Österreich einen ewigen Öffnungs- und Erbschirmvertrag.

Literatur

  • Peter Kaiser: Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein. Nebst Schilderungen aus Chur-Rätien’s Vorzeit, Chur 1847, neu hg. von Arthur Brunhart, Bd. 1: Text, Bd. 2: Apparat, Vaduz 1989.
  • Dieter Stievermann: Geschichte der Herrschaften Vaduz und Schellenberg zwischen Mittelalter und Neuzeit, in: Liechtenstein – Fürstliches Haus und staatliche Ordnung. Geschichtliche Grundlagen und moderne Perspektiven, hg. von Volker Press und Dietmar Willoweit, Vaduz/München/Wien 1987, 1988 S. 87–128, hier S. 107, 118, 122.
  • Heinz Noflatscher: Liechtenstein, Tirol und die Eidgenossen, in: Liechtenstein – Fürstliches Haus und staatliche Ordnung. Geschichtliche Grundlagen und moderne Perspektiven, hg. von Volker Press und Dietmar Willoweit, Vaduz/München/Wien 1987, 1988 S. 129–162, hier S. 136f.
  • Placid Bütler: Die Freiherren von Brandis, in: Jahrbuch für Schweizer Geschichte, Bd. 36 (1911), S. 1-151, hier S. 120–122, 127–129, 146.

Zitierweise

<<Autor>>, «Brandis, Ludwig von», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 8.2.2025.