
Brandis, Wolfhart V. (Wölflin) von
Autor: Dieter Stievermann | Stand: 31.12.2011
Landesherr. Erwähnt 1408–59. Sohn des Wolfhart IV. und der Clementa von Thierstein. ⚭ Verena von Werdenberg-Heiligenberg-Bludenz. Vater des Wolfhart VI., des Sigmund I., des Ulrich, des Ortlieb, des Burkard und vermutlich des Albert.
Nach dem Tod des Vaters 1418 war Wolfhart V. der einzige Erbsohn eines bedeutenden, aber verstreuten Besitzkomplexes: der Herrschaft Brandis sowie weiterer Besitzungen im Berner Oberland, Blumeneggs, Vaduz’ und eines Anteils am Eschnerberg, dazu einträglicher Pfandschaften des Bistums Konstanz. Das Wolfhart V. 1430 von König Sigismund verliehene Privileg über Blutbann und anderes betreffend Blumenegg, Schellenberg und Vaduz (→Brandisische Freiheiten) bedeutete eine wichtige Sicherung der Herrschaft (Erneuerung der königlichen Briefe 1439 und 1442). Durch Erbansprüche seiner Frau und den Aufkauf weiterer Anrechte erlangte er zwischen 1430 und 1437 die Herrschaft über den anderen Teil des Eschnerbergs; in der Folge erhielt dieses Gebiet den Namen Herrschaft Schellenberg.
Wolfhart V. lehnte sich an die aufsteigende Hegemonialmacht Österreich an und wurde 1429 Rat und Diener Herzog Friedrichs IV. Den Positionsverbesserungen am Alpenrhein entsprach ein 1419 einsetzender Rückzug aus den alten Familienbesitzungen im Berner Einflussbereich. Durch die Ansprüche seiner Frau auf die Hinterlassenschaft des Grafen Friedrich VII. von Toggenburg kam Wolfhart V. 1437 in den Besitz von Stadt und Herrschaft Maienfeld. Im Gefolge von Problemen um die Toggenburger Erbschaft kam es zum Krieg zwischen Zürich und Schwyz, in den Wolfhart V. als Miterbe und als österreichischer Gefolgsmann (seit 1439 Vogt von Feldkirch) verwickelt wurde (→Alter Zürichkrieg). Noch bedrängter wurde seine Lage, als 1443 zwischen Österreich und den Eidgenossen Krieg ausbrach und er (im Berner Burgrecht und seit der Toggenburger Erbschaft Landmann von Schwyz und Glarus) sich vergeblich um Neutralität bemühte; 1444 sagte er aber Glarus die Fehde an, womit er Krieg und Verderben in sein Land zog. Wolfhart V. wurde in der Werdenberger Gruft der Florinskapelle zu Vaduz beigesetzt.
Literatur
- Peter Kaiser: Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein. Nebst Schilderungen aus Chur-Rätien’s Vorzeit, Chur 1847, neu hg. von Arthur Brunhart, Bd. 1: Text, Bd. 2: Apparat, Vaduz 1989.
- Dieter Stievermann: Geschichte der Herrschaften Vaduz und Schellenberg zwischen Mittelalter und Neuzeit, in: Liechtenstein – Fürstliches Haus und staatliche Ordnung. Geschichtliche Grundlagen und moderne Perspektiven, hg. von Volker Press und Dietmar Willoweit, Vaduz/München/Wien 1987, 1988 S. 87–128, hier S. 120.
- Heinz Noflatscher: Liechtenstein, Tirol und die Eidgenossen, in: Liechtenstein – Fürstliches Haus und staatliche Ordnung. Geschichtliche Grundlagen und moderne Perspektiven, hg. von Volker Press und Dietmar Willoweit, Vaduz/München/Wien 1987, 1988 S. 129–162, hier S. 135.
- Placid Bütler: Die Freiherren von Brandis, in: Jahrbuch für Schweizer Geschichte, Bd. 36 (1911), S. 1-151, hier S. 75–106.
Zitierweise
<<Autor>>, «Brandis, Wolfhart V. (Wölflin) von», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 15.2.2025.
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