
Brandisisches Urbar
Autorin: Doris Klee | Stand: 31.12.2011
Das Brandisische Urbar ist ein Verzeichnis der herrschaftlichen Einkünfte und Rechte innerhalb der Grafschaft Vaduz, das zwischen 1509 und 1517 anlässlich des Übergangs der Grafschaft Vaduz von den Herren von Brandis an Rudolf von Sulz entstand und der Besitzstandsicherung diente (→Urbare). Die Überschrift Brandisisches Urbar mit der Jahreszahl 1507 erhielt das Urbar zu einem späteren Zeitpunkt. Die Bezeichnung Brandisisches Urbar ist herrschaftsgeschichtlich irreführend, da darin die sulzischen Ansprüche enthalten sind (→Sulzisch-Hohenemsisches Urbar). Im Brandisischen Urbar sind die herrschaftlichen Güter (Erblehen, Hubgüter, Weingärten) mit den jährlichen Einkünften geographisch geordnet (Balzers, Triesen, Vaduz, Schaan) und nach Lehensinhabern aufgelistet. Zudem wurden herrschaftliche Rechte, die im Zusammenhang mit Alpen, Weingärten, Fischerei, Mühlen, Tavernen, Zoll etc. stehen, im Brandisischem Urbar schriftlich fixiert. Das 1996 restaurierte, 66 Seiten umfassende Urbar entspricht nur noch teilweise der ursprünglichen Reihenfolge und ist unvollständig. Zum einstigen Bestand gehört ein erhaltenes Fragment mit der Auflistung von Frondiensten, welche die Herrschaftsleute zu leisten hatten. Als ältestes Urbar der Grafschaft Vaduz ist das Brandisische Urbar eine der wichtigsten Quellen für verfassungs-, sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Fragestellungen.
Quellen
- Liechtensteinisches Urkundenbuch, Teil I: Von den Anfängen bis zum Tod Bischof Hartmanns von Werdenberg-Sargans-Vaduz 1416, Bd. 4, Vaduz 1975 (LUBI/4), S. 247–324.
Literatur
- Johann Baptist Büchel: Zwei Urbarien der Alten Grafschaft Vaduz, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 6 (1906), S. 19–67.
- Doris Klee: Die Urbare der Grafschaft Vaduz, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 108 (2009), S. 131–160.
Zitierweise
<<Autor>>, «Brandisisches Urbar», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.