Bruderschaften

Autor: Franz Näscher | Stand: 31.12.2011

Bruderschaften sind kirchlich anerkannte Vereinigungen mit freiwilligen Werken der Frömmigkeit (Gottesdienstbesuch, besondere Gebete, Busswerke) und der Nächstenliebe, entstanden aus der Idee der Brüderlichkeit, welche die Gemeinschaft der Kirche ausmacht. Vorstufen der mittelalterlichen Bruderschaften waren die Gebetsverbrüderungen der Klöster; in der Ostkirche war das Totengedächtniswesen schon im 4. Jahrhundert bekannt. Im Mittelalter ergaben die Verehrung des Altarsakraments (nach 1246), die Verehrung Marias und bestimmter Heiliger (Anna, Antonius, Sebastian, Urban und andere) die religiöse Motivation. Ein besonderes Aufblühen brachte die Barockzeit mit den neuen Andachtsformen der Herz-Jesu-Verehrung (ab dem 18. Jahrhundert), des Rosenkranzes, der Fürbitte für die Verstorbenen («arme Seelen») usw. Grundanliegen mancher Bruderschaften war die Vorbereitung auf eine gute Sterbestunde und das Gedenken für die verstorbenen Mitglieder. Zu den Organisationsformen gehörten: Statuten, Vermögensbildung aus Eintritts- und Jahresgeldern, Spenden, Gebetsverpflichtungen, Bindung an bestimmte Kapellen oder Altäre, gesellschaftlichen Aufgaben oder gesellige Veranstaltungen.

Mittelalterliche Bruderschaften, wie sie anderswo entstanden und die viel mit Gilden gemeinsam hatten, sind in Liechtenstein nicht bekannt, wohl aber ans Ende des Mittelalters zurückreichende Gebetsbruderschaften. Die älteste, bedeutendste und noch bestehende Bruderschaft in Liechtenstein ist die 1511 an der Schlosskapelle gegründete St.-Anna-Bruderschaft in Vaduz. Ihr gehörten zeitweise namhafte Persönlichkeiten an. Sie verfügte über ein beachtliches Kapital, das karitativ und auch für Darlehen eingesetzt wurde. 1812 wurden ihr durch Landvogt Josef Schuppler von 1559 Gulden Vermögen 919 Gulden für den Schulfonds des Landes abgenommen.

Aktive Brunderschaft in Liechtenstein sind die St.-Anna-Bruderschaft in Vaduz und die Rosenkranz-Bruderschaft in Bendern.

Literatur

  • Adulf Peter Goop: Brauchtum in Liechtenstein, Schellenberg 1986, S. 301f.
  • Lexikon für Theologie und Kirche, 3., völlig neu bearbeitete Auflage, Bd. 2 (1994), Sp. 718–721.
  • Johann Baptist Büchel: Geschichte der Pfarrei Schaan, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 27 (1927), S. 15–134, hier S. 105f.

Zitierweise

<<Autor>>, «Bruderschaften», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.

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