
Buchs
Autor: Mathias Bugg | Stand: 31.12.2011
Politische Gemeinde im Kanton St. Gallen, Wahlkreis Werdenberg, 11 418 Einwohner (2011). Büchs umfasst neben dem Dorf Buchs die Weiler Altendorf, Räfis und Burgerau sowie Streusiedlungen am Buchserberg. 765 de Pogio, 1213 Buchs.
Eine Besiedlung aus vorrömischer Zeit fehlt, da die Talsohle durch den Rhein und durch Wildbäche häufig überschwemmt wurde; jungsteinzeitliche Knochenfunde bei Sonnenbüel. Im Spätmittelalter war Buchs zunächst Besitz der Grafen von Werdenberg-Heiligenberg, spätestens 1404 ging es an die verwandten Grafen von Montfort-Tettnang über (bis 1483). Nach mehreren Herrschaftswechseln kam Buchs 1517 mit der Grafschaft Werdenberg als Untertanengebiet an Glarus. Im 1803 neu gegründeten Kanton St. Gallen war Buchs 1831–2001 Hauptort des Bezirks Werdenberg.
Um 842 wird in Buchs eine Georgskirche erwähnt. Vor 1484 erfolgte der Bau der Martinskirche; noch im 16. Jahrhundert sind Kapellen in Räfis, in Altendorf und bei Buchs überliefert. Das frühere Kirchspiel Buchs deckte sich weitgehend mit dem Gebiet der heutigen Gemeinde. Das Buchser Urbar von 1484 gibt Einblick in die spätmittelalterliche Wirtschafts- und Herrschaftsverhältnisse. In der Reformationszeit nahm Buchs 1526 den neuen Glauben an. Die reformierte Kirche wurde 1931–32 neu erbaut. Eine katholische Kirche gibt es wieder seit 1896 (moderner Neubau 1965).
Die Rheinfähre zwischen Räfis und Schaan wird um 842 erwähnt. Ab Beginn des 18. Jahrhunderts bestand eine Fährverbindung zwischen der Burgerau und dem Mühleholz. Vom 15. bis ins frühe 17. Jahrhundert sind Wuhrstreitigkeiten zwischen Buchs und Schaan-Vaduz überliefert. 1868 wurde die Holzbrücke Buchs–Schaan eröffnet, deren westlicher Teil 1927 vom Rhein-Hochwasser mitgerissen wurde. Im Winter 1928/29 erfolgte der Bau der ersten modernen Strassenbrücke zwischen den beiden Gemeinden. Die heutige Strassenbrücke datiert von 1975.
1858 wurde Buchs an das schweizerische Eisenbahnnetz angeschlossen. 1872 erfolgte die Eröffnung der über Liechtenstein führenden Eisenbahnstrecke Buchs–Feldkirch (neue Eisenbahnbrücke 1934). Buchs ist heute der wichtigste Transitbahnhof der Ostschweiz.
Bis ins späte 19. Jahrhundert lebte die Bevölkerung von Buchs grösstenteils von der Landwirtschaft. Von ca. 1880 bis zum Ersten Weltkrieg hatte die Stickereiindustrie grosse Bedeutung. Durch die günstige Verkehrslage und die Anbindung an das Verkehrsnetz siedelten sich internationale Speditionsfirmen und namhafte Industrie- und Gewerbebetriebe an, welche die Buchser Wirtschaftsstruktur im 20. Jahrhundert prägten (v.a. Bauunternehmen, Papierindustrie, chemische Industrie).
Buchs ist ein regionales, für Liechtenstein wichtiges Schul- und Bildungszentrum: 1970 wurde die Ingenieurschule Neu-Technikum Buchs (NTB, heute Interstaatliche Hochschule für Technik), eröffnet, 1990 das neue Berufsschulzentrum mit gewerblicher und kaufmännischer Berufsschule. Die International School Rheintal nahm 2000 ihren Betrieb auf und steht mit englischsprachigem Unterricht v.a. Kindern von Kaderleuten im Dreiländereck offen. Daneben hat Buchs für Liechtenstein auch als Einkaufsort Bedeutung.
Literatur
- Hans Stricker: Flurnamen der Gemeinde Buchs die heute und noch vor einer Generation gebräuchlichen Orts-, Flur-, Gelände- und Gewässernamen einschliesslich der amtlich festgehaltenen Strassen- und Wegnamen, Buchs 2006.
- Markus Gassner: 100 Jahre Katholische Pfarrei Buchs-Grabs, Buchs-Grabs 1998.
- Buchser Urbar 1484. Text, Übersetzung und Kommentar, hg. von der Gemeindebibliothek Buchs SG, Buchs 1984.
- Valentin Vincenz: Die romanischen Ortsnamen von Buchs und Sevelen, 1983.
Zitierweise
<<Autor>>, «Buchs», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 16.2.2025.