
Burchardinger
Autor: Heinz Dopsch | Stand: 31.12.2011
Grafen und Herzoge in Schwaben. Die Burchardinger sind wahrscheinlich mit den Hunfridingern verwandt. Der zwischen 903 und 909 als (Mark-)Graf von Churrätien belegte Burchard I., Sohn des Grafen Adalbert «des Erlauchten», geriet beim Versuch, in Schwaben das Herzogtum zu errichten, in Gegensatz zu Bischof Salomon von Konstanz. 911 wurden Burchard und sein Bruder Adalbert getötet sowie seine Söhne Burchard II. und Udalrich verbannt. Nach seiner Rückkehr aus dem Exil siegte Burchard 915 gemeinsam mit Pfalzgraf Erchanger über die Anhänger König Konrads I., worauf Erchanger zum ersten Herzog von Schwaben ausgerufen wurde. Nach dessen Hinrichtung 917 erlangte Burchard II. selbst die Herzogswürde und besetzte 919 nach seinem Sieg über König Rudolf II. von Hochburgund Zürich. König Heinrich I. anerkannte Burchards Stellung als Herzog, und dieser konnte durch die Heirat seiner Tochter Bertha mit König Rudolf II. den Konflikt mit Burgund beilegen. Durch die Einbringung der gräflichen Rechte Rätiens in die schwäbische Herzogsherrschaft wurde die traditionelle Verbindung Rätiens und Alamanniens weiter verstärkt. Als Burchard II. 926 bei einer militärischen Intervention in Oberitalien zugunsten seines Schwiegersohns König Rudolf vor Novara erschlagen wurde, hatte er den weiteren Bestand des Herzogtum Schwaben gesichert. Hermann I. aus der Sippe der Konradiner, den König Heinrich I. als Herzog in Schwaben einsetzte, suchte seine Herrschaft durch die Heirat mit Reginlinde, der Witwe Burchards II., zu legitimieren. Als Herzog Liudolf, der Sohn König Ottos I., 954 nach einem Aufstand auf Schwaben verzichten musste, erhielt Burchard III., der Sohn Burchards II., die Herzogswürde. Er heiratete Hadwig, die Nichte Ottos I., nahm mit einem schwäbischen Aufgebot 955 an der Lechfeldschlacht teil und begleitete Otto I. 962 und 967 nach Italien. Auf der Burg Hohentwiel, die als Herzogspfalz fungierte, gründete Burchard III. gemeinsam mit seiner Gattin Hadwig ein Kloster. Als er 973 starb, ohne Kinder zu hinterlassen, verlieh Kaiser Otto II. das Herzogtum Schwaben seinem Neffen Otto, um es stärker an seine Familie zu binden.
Literatur
- Michael Borgolte: «Burchard III.», in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 17.03.2011.
- Michael Borgolte: «Burchard I.», in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.04.2003.
- Michael Borgolte: «Burchard II.», in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 26.03.2003.
- Reinhold Kaiser: Churrätien im frühen Mittelalter. Ende 5. bis Mitte 10. Jahrhundert, hg. vom Verein Bündner Kulturforschung Chur und der Gedächtnispflege Peter Kaiser (1793-1864), Vaduz, Basel 1998, S. 66f.
- Alois Schmid et al.: Burchard, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 2 (1983), S. 940–942.
Zitierweise
<<Autor>>, «Burchardinger», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 7.2.2025.