Chur (Stadt)

Autor: Florian Hitz | Stand: 31.12.2011

Politische Gemeinde und Hauptstadt des Kantons Graubünden, 33 984 Einwohner (2011). Erwähnung als Curia im 3. Jahrhundert n.Chr. Die urgeschichtliche und die römische Siedlung lagen im Bereich der heutigen Altstadt auf dem Schwemmfächer der Plessur, an deren Austritt aus dem Schanfigg und oberhalb der Mündung in den Rhein. Der aus einem spätrömischen Kastell entstandene bischöfliche Hof des Bistums Chur auf dem Felssporn über der Stadt wurde 1852 eingemeindet. Chur ist seit 1803 Sitz der Graubündner Kantonsregierung und seit 1820 ständiger Tagungsort des kantonalen Parlaments. Im Gebiet der Stadt Chur liegen auch das Priesterseminar und ehemalige Kloster Sankt Luzi.

Von der Antike bis ins Hochmittelalter war Chur Hauptort oder zentraler Ort von politisch-administrativen Gebilden, zu denen auch Liechtenstein gehörte, namentlich der römischen Provinz Raetia prima, Churrätiens und der Grafschaft Rätien. Intensive Kontakte zwischen Chur und dem heute liechtensteinischen Gebiet sind seit dem Spätmittelalter nachweisbar, zunächst aufgrund von Migrationsprozessen: im 14. und 15. Jahrhundert sind Zuwanderer aus Triesen, Vaduz, Schaan, Bendern und Schellenberg in Chur bezeugt, manche von ihnen als Bürger der Stadt. Im selben Zeitraum sind Bürger von Chur als Besitzer von Gütern in Vaduz und Schellenberg belegt.

Ab dem 17. Jahrhundert wurde der Churer Kreditmarkt für die liechtensteinischen Gemeinden bedeutsam. So nahm z.B. Ruggell 1664 bei der Stadtgemeinde Chur einen Kredit auf, dessen Rückzahlung bis 1780 dauerte. Zeitweilig hatte Chur sogar einen besonderen Zinseinzieher in Ruggell.

Durch die Entwicklung zum regionalen Dienstleistungszentrum, besonders als Spital- und Schulort, übte Chur auch im 20. Jahrhundert eine starke Anziehung auf Liechtenstein aus. Die Aufnahme von Patienten aus Liechtenstein ins Rätische Kantons- und Regionalspital Chur, ins Kreuzspital in Chur sowie ins Kantonale Frauenspital Fontana in Chur wurde 1969–70 durch bündnerisch-liechtensteinische Verträge geregelt. 1985–90 wurde eine Reihe von Regierungsvereinbarungen über die Aufnahme von Schülerinnen aus Liechtenstein an den Krankenpflegeschulen in Chur getroffen (Vorschule für Pflegeberufe an der Bündner Frauenschule, Interkonfessionelle Bündner Schule für praktische Krankenpflege am Kreuzspital, Evangelische Krankenpflegeschule).

Seine althergebrachte Stellung als Diözesanhauptort für Liechtenstein verlor Chur, als Liechtenstein 1997 aus dem Bistum Chur ausgegliedert und in ein Erzbistum umgewandelt wurde.

Archive

  • Liechtensteinisches Landesarchiv, Vaduz (LI LA).

Medien

Planprospekt der Stadt Chur. Ölgemälde aus dem Schloss Knillenburg, um 1640 (Rätisches Museum, Chur). Perspektivische Ansicht auf einem auf Messungen beruhenden Stadtgrundriss.
Die Stadt Chur um 1860. Ganz rechts das Kloster Sankt Luzi, links davon der Hofbezirk mit dem bischöflichen Schloss und der Kathedrale. Stich von Gustav Georg Lange (Bild: Druck & Verlag von Gustav Georg Lange, Darmstadt, Kantonsbibliothek Graubünden, SF Chur 51).

Literatur

  • Churer Stadtgeschichte, Redaktion: Ursula Jecklin, 2 Bände, Chur 1993.

Zitierweise

<<Autor>>, «Chur (Stadt)», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 12.2.2025.