Domäne

Autor: Fabian Frommelt | Stand: 31.12.2011

Die Domäne (lateinisch dominium, französisch domaine für Herrengut) wird allgemein auf das Staatsgut (v. a. Landgüter) der spätrömischen Zeit zurückgeführt, das im Früh-/Hochmittelalter teilweise vom Kaiser als Lehen an den gräflichen Adel kam (Reichsgut) und sich dann mit dem landesherrlichen Eigengut (Hausgut) vermischte. In der frühen Neuzeit galten alle landesherrlichen Güter als Domäne (Kammergut), wobei die unterschiedlichen Wurzeln kaum noch zu erkennen waren. In Deutschland und Österreich gingen die Domänen teils im 19. Jahrhundert, teils nach den Revolutionen von 1918 in Staatsbesitz über (Staatsgut, -domäne) oder sie wurden zwischen Staat und Fürstenhaus geteilt, wobei Letzteres eine Entschädigung erhielt (Zivilliste, Krondotation). In manchen deutschen Staaten blieb die Domäne Privatbesitz des Fürstenhauses, das dem Staat dafür eine Dominialrente entrichtet. In Liechtenstein gingen im 19. Jahrhundert die Regalien und nutzbaren Hoheitsrechte (Gefälle) vom Fürsten an den Staat über, darüber hinaus wurde die Domänenfrage (soweit bekannt) nie aufgeworfen. Die als Privatbesitz des Fürstenhauses aufgefasste Domäne wurde nicht mit einer Dominialrente belastet, der fürstliche Besitz blieb steuerfrei.

Mit der Herrschaft Schellenberg und der Grafschaft Vaduz kamen die landesherrlichen Domänengüter ab dem Spätmittelalter durch Erbe und Kauf mehrfach an neue Landesherren, so 1699 bzw. 1712 an das Fürstenhaus Liechtenstein; für dieses machten sie nur einen geringen Teil des Gesamtbesitzes aus. Eine Zusammenstellung der grösstenteils als Lehen vergebenen oder verpachteten herrschaftlichen Güter enthalten die landesherrlichen Urbare und Landesbeschreibungen des 16.–19. Jahrhunderts. In Eigenregie wurde in der frühen Neuzeit neben den herrschaftlichen Wäldern nur mehr ein kleiner Teil der Domäne bewirtschaftet, so bis 1734 der Meierhof in Triesen und der Gamanderhof in Schaan. Zur Domäne gehörten u. a. auch das Schloss Vaduz mit den sogenannten Schlossgütern und bis 1956 die beiden Schellenberger Burgruinen, dazu mehrere Weinberge und bis 1887 die Alp Sücka sowie an gewerblichen Einrichtungen verschiedene Mühlen und bis 1870 die herrschaftliche Ziegelei in Nendeln. Die meisten Güter gingen im 19. Jahrhundert im Zug der Bauernbefreiung in den Privatbesitz der Lehensnehmer oder Pächter über oder wurden verkauft. Domänengut geblieben sind das Schloss Vaduz, rund 12 ha verpachteter Landwirtschaftsboden in Vaduz, 160 ha Wald in den Gemeinden Vaduz, Triesenberg und Eschen (Nendeln) sowie 3,9 ha selbstbewirtschaftetes Rebland in Vaduz (Herawingert, früher Bockwingert) mit dazugehörigem Torkel. 1956 wurde das neue Gebäude der Fürstlichen Hofkellerei im Herawingert erstellt. Der alte Torkel dient seit 1968 als Restaurant.

Die Verwaltung der Domäne erfolgte ursprünglich durch das vom Landvogt geleitete fürstliche Oberamt. Mit der konstitutionellen Verfassung von 1862 wurden die «politische Administration» (Landesverwaltung) und die fürstliche Domänenverwaltung förmlich getrennt. Gemäss den Amtsinstruktionen von 1862 und 1871 blieb jedoch der Landesverweser (Regierungschef) in Personalunion Leiter der fürstlichen Domänenverwaltung (der Verwaltungsbehörde für die fürstlichen Privateinkünfte in Liechtenstein). Letztere bestand 1914 neben dem Landesverweser als Vorstand aus einem Techniker (Ingenieur), einem Rechnungsführer (dem Landeskassenverwalter), einem Forstverwalter, einem Sekretär und einem Forstgehilfen. 1918 wurde die Personalunion von Regierungschef und Domänenverwaltung aufgegeben. Deren vollständige Ausgliederung aus der Landesverwaltung dauerte aber bis nach dem Zweiten Weltkrieg: Der Leiter der fürstlichen Forst- und Domänenverwaltung besorgte noch bis zur Schaffung eines Landesforstamts 1948 auch das staatliche Wald- und Jagdwesen.

Die fürstliche Domäne wurde 1970 in die Fürst-von-Liechtenstein-Stiftung integriert. Die Verwaltung der gesamten Domäne war dem Schlossverwalter übertragen, bis 1980 die Schlossverwaltung von den übrigen Bereichen getrennt wurde. Die «Fürstliche Domäne» führt seither die Forst-, Land- und Weinwirtschaft sowie das Restaurant «Torkel».

Quellen

Literatur

Von der Redaktion nachträglich ergänzt

  • Gerold Neusser: Domänen, in: Handwörterbuch zur Deutschen Rechtsgeschichte, 2., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage, Bd. 1 (2008), Sp. 1100–1102.

Zitierweise

<<Autor>>, «Domäne», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 6.2.2025.