
Domkapitel Chur
Autor: Karl Heinz Burmeister | Stand: 31.12.2011
Die ursprünglich mit liturgischen Aufgaben betrauten Kleriker an der Domkirche, 940 als «fratres episcopi Curiensis» bezeugt, traten seit 1020 als eigenes Rechtssubjekt auf. Das Domkapitel Chur, seit 1240 Wahlbehörde, nahm Anteil an den geistlichen, weltlichen und politischen Aufgaben des Bistums. Dem Domkapitel Chur gehörten im Mittelalter ca. 23 Kanoniker an, die adliger Herkunft sein oder einen akademischen Grad besitzen mussten. Seit der Reformation sind die residierenden Domherren (Kanoniker) engste Mitarbeiter des Bischofs. Zu ihnen gehörten aus dem heutigen Liechtenstein im 13. Jahrhundert Heinrich und Konrad von Schellenberg, im 15. Jahrhundert Ortlieb, Rudolf und Johannes von Brandis sowie Albrecht (Albert) und Georg Vaistli. 1898–1911 war Franz Josef Kind (1850–1911) residierender Domherr aus Liechtenstein, 1928–34 Basilius Vogt und 1986–90 Wolfgang Haas. Für Liechtenstein von Bedeutung war das Kapitelsgut, Grundbesitz in Triesen, Ruggell und Vaduz, seit 1386 die Kirche und das Patronatsrecht in Schaan. Letzteres konnte das Domkapitel Chur unter bestimmten Umständen auch am Marienaltar der Kapelle St. Florin in Vaduz ausüben. Das Domkapitel genoss Zollfreiheit zu Vaduz. Es wurde auch durch viele Jahrzeitstiftungen aus Liechtenstein gefördert.
Quellen
- Liechtensteinisches Urkundenbuch, Teil I: Von den Anfängen bis zum Tod Bischof Hartmanns von Werdenberg-Sargans-Vaduz 1416, Bd. 1: Aus dem bischöflichen Archiv zu Chur und aus dem Archiv Pfävers in St. Gallen, Vaduz 1975 (LUBI/1).
Literatur
- Christian Modest Tuor: Reihenfolge der residierenden Domherren in Chur, in: Jahresbericht der Historisch-Antiquarischen Gesellschaft von Graubünden, Bd. 34 (1904), S. 1–69.
- Otto P. Clavadetscher, Werner Kundert: Die Bischöfe. Bistum Chur, in: Helvetia Sacra, Abteilung I: Erzbistümer und Bistümer, Bd. 1: Schweizerische Kardinäle, Bern 1972, S. 534f.
Zitierweise
<<Autor>>, «Domkapitel Chur», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 7.2.2025.