Drogen

Autor: Pio Schurti | Stand: 31.12.2011

Als Drogen wurden bis Ende des 19. Jahrhunderts, teils bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts meist als Heilmittel eingesetzte, pflanzliche, tierische und mineralische Präparate bezeichnet. Heute wird unter Drogen v. a. eine Reihe teils legaler, teils illegaler psychoaktiver oder bewusstseinsverändernder Stoffe mit Suchtpotenzial verstanden. In Liechtenstein verboten sind gemäss dem Betäubungsmittelgesetz die Herstellung, der Besitz, der Konsum und die Weitergabe von Heroin, Kokain, Halluzinogenen (z.B. LSD), Amphetaminen, Designerdrogen (z. B. Ecstasy), Haschisch, Marihuana und biogenen Drogen. Zu den Drogen gehören u. a. auch Nikotin, Alkohol und Medikamente. Diese sind grundsätzlich legal, zum Schutz für Kinder und Jugendliche gelten jedoch spezielle gesetzliche Bestimmungen.

Bis zum Zweiten Weltkrieg scheint praktisch nur Alkohol als Suchtmittel bzw. als Problem für die öffentliche Hand auf (→ Alkoholismus). Inwiefern der in Liechtenstein traditionell angebaute Hanf ausser als Gewerbepflanze auch für medizinische oder andere Zwecke genutzt wurde, ist unbekannt. Der Missbrauch von illegalen Drogen ist in Liechtenstein seit den 1960er Jahren feststellbar. In den 1980er Jahren entwickelte sich das «Drogenproblem» zu einem gesellschaftlichen und politischen Thema, v. a. wegen der wenigen, sozial jedoch auffälligen Heroinkonsumenten. In Liechtenstein bestand nie eine offene Drogenszene, der Konsum von illegalen Drogen fand im privaten Rahmen statt. Es gab aber auch Liechtensteiner in offenen Drogenszenen im Ausland, v. a. in Zürich. In Liechtenstein starben in den 1980er und 90er Jahren mehrere Heroinkonsumenten infolge Intoxikation und an AIDS, nachdem sie sich durch gemeinsam benutzte Spritzen infiziert hatten. Es gibt keine gesicherten Angaben über die Zahl der in den 1980er Jahren von harten Drogen (Heroin oder Kokain) abhängigen Personen. Die behördlichen Schätzungen schwanken zwischen 12 und 100 Personen. Dazu kamen mehrere 100 Konsumenten weicher Drogen (Haschisch, Marihuana). Während Heroin ab der Mitte der 1990er Jahre aus der Mode geraten ist, blieb der Konsum von Kokain nahezu unverändert. Verbreitet werden in Liechtenstein aber nur Cannabisprodukte konsumiert. Im Vergleich dazu wird der Konsum moderner synthetischer Drogen wie Ecstacy – soweit bekannt – als gering geschätzt.

1980 rief die Regierung die «Arbeitsgruppe Drogenproblem» (später Dogenkommission, seit 2001 Kommission für Suchtfragen) ins Leben, welche 1983 und 1991 erste Drogenkonzepte vorlegte. 1982 wurde das schweizerische Betäubungsmittelgesetz durch fürstliche Notverordnung in Liechtenstein in Kraft gesetzt, nachdem das Fehlen einer gesetzlichen Grundlage zur strafrechtlichen Verfolgung von Cannabishändlern festgestellt worden war. 1983 wurde ein liechtensteinisches Betäubungsmittelgesetz geschaffen. Dieses folgt dem Paradigma der Prohibition, in der Praxis wird dem Drogenkonsum aber pragmatisch begegnet: Prävention und Therapie stehen im Zentrum. Es bestehen in Liechtenstein fachlich geleitete und Selbsthilfe-Gruppen für Suchtkranke. Das Amt für Soziale Dienste sowie der Verein für Betreutes Wohnen bieten Drogensüchtigen sozialarbeiterische, psychologische und psychiatrische Betreuung. Für die Durchführung stationärer Therapien hat Liechtenstein zudem Abkommen mit verschiedenen Einrichtungen in der Schweiz und Österreich geschlossen.

Quellen

  • Rechenschaftsbericht der Regierung an den Hohen Landtag, Vaduz 1922– (diverse Titelvarianten); online ab Jahrgang 2005.

Literatur

  • Ruedi Brassel-Moser: «Drogen», in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 26.05.2015.
  • Liechtensteinisches Soziallexikon, hg. vom Amt für Soziale Dienste, Schaan 22000.
  • Liechtensteinische Jugendstudie. Ergebnisse, Analysen und Kommentare, hg. vom Amt für Soziale Dienste, Schaan 1999.
  • Liechtenstein 1978–1988. Bilder, Texte und Dokumente, hg. von der Fürstlichen Regierung, Redaktion: Norbert Jansen, Robert Allgäuer, Vaduz 1988, S. 163f.

Zitierweise

<<Autor>>, «Drogen», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.