Ellhorn

Autor: Donat Büchel | Stand: 31.12.2011

Bis 1949 zu Liechtenstein (Gemeinde Balzers) gehörender Ausläufer des Fläscherbergs (GR), 752 m ü. M. Es gab in der Schweizer Armee ab 1934 Pläne, das strategisch wichtige Ellhorn – es erlaubt die Sperrung des Zugangs zum Sarganser Becken – von Liechtenstein zu erwerben. Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland im März 1938 führte die Schweiz 1938/39 im Rahmen der Planungen zum Ausbau der Festung Sargans mit Liechtenstein Verhandlungen über die Übergabe des Ellhorns. Nach inoffiziellen Einsprachen deutscher Stellen zog Liechtenstein die im Herbst 1938 gegebene Zusage im Januar 1939 zurück. Dies, zusammen mit NS-Umtrieben in Liechtenstein, führte beim Schweizer Bundesrat zu beträchtlicher Verärgerung, er sagte Verhandlungen über das fast spruchreife neue Fremdenpolizeiabkommen, das den liechtensteinischen Saisonniers den schweizerische Arbeitsmarkt öffnen sollte, ab und sperrte die noch nicht ausbezahlte Hälfte eines im Dezember 1938 Liechtenstein gewährten 2-Mio.-Franken-Kredits. Erst im Sommer 1939 normalisierte sich das schweizerisch-liechtensteinische Verhältnis, und nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs gewährte der Bundesrat die blockierte Kredittranche.

Nach dem Krieg forderte die Schweiz 1947/48 die Abtretung des Ellhorns erneut, nun im Rahmen des Kalten Kriegs und als Gebietsabtausch, und sie drohte im Weigerungsfall mit der Kündigung des Zollvertrags. Am 21.11.1948 lehnten die Balzner Bürger zwar einen Abtausch des Ellhorns in einer nicht bindenden Abstimmung mit 302 zu 4 Stimmen ab, doch am 13.12.1948 beugte sich der Landtag mit zehn zu fünf Stimmen dem Druck der Schweiz. Liechtenstein (Balzers) erhielt gemäss dem am 15.8.1949 in Kraft getretenen Grenzvertrag für die abzutretende Fläche von 45 ha im Gebiet Ellhorn und And eine gleich grosse, besser nutzbare Fläche auf der Mälsner Allmein und im Fläscher Riet. Zudem wurde die liechtensteinische Lebensmittelschuld an die Schweiz aus dem Zweiten Weltkrieg von 2,6 Mio. Fr. auf 800 000 Fr. verkleinert und – wie von Liechtenstein gewünscht – das schweizerische Grenzwachtkorps im Fürstentum verstärkt. Auch bekam Balzers 1949 vom Land eine Entschädigung von 412 000 Fr. Die Schweiz baute ab 1952 im Ellhorn einen Festungsteil. Bis in die Gegenwart ist Ellhorn ein historischer Topos, der manche Liechtensteiner und Balzner schmerzlich an die nachbarschaftlichen Grössenverhältnisse erinnert.

Literatur

  • Peter Geiger: Krisenzeit. Liechtenstein in den Dreissigerjahren 1928–1939, Bd. 2, Vaduz/Zürich 22000, S. 40f., 300–311.
  • Arthur Brunhart: Der Verlust des Ellhorns 1948, in: Balzner Neujahrsblätter 1999, Jg. 5 (1998), S. 5–18.

Zitierweise

<<Autor>>, «Ellhorn», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 22.5.2025.