
Fastenopfer
Autor: Klaus Biedermann | Stand: 31.12.2011
Das kirchliche Hilfswerk «Liechtensteiner Fastenopfer» entstand 1962. Den Anstoss gab das in der Schweiz und in Liechtenstein von katholischen Jugendverbänden initiierte Missionsjahr 1961, in dem in der vorösterlichen Fastenzeit Geld für soziale und karitative Zwecke gesammelt wurde. Als die Aktion in der Schweiz ab 1962 weiterlief, folgte das Liechtensteinische Priesterkapitel dem Schweizer Vorbild. Die erste Fastenopfersammlung in Liechtenstein 1963 erbrachte je rund 9500 Fr. für die Unterstützung liechtensteinischer Missionare im Ausland und für die Inlandshilfe. Ab 1964 erfolgte die Auswahl der unterstützten Projekte in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Fastenopfer. Über die Vergabe der Gelder entschied ab 1971 eine Fastenopfer-Kommission, der Priester und Laien angehörten. 1971 und 1990 rückten neue Richtlinien die Schulung des Bewusstseins für die Anliegen der sogenannten Dritten Welt, die Entwicklungszusammenarbeit in weltweiter Solidarität sowie die Langzeitwirkung der Hilfe in den Mittelpunkt. Der Anteil der Inlandshilfe sank. Seit 1977 wird in den Gemeinden ein Suppentag durchgeführt, dessen Erlös dem Fastenopfer zugute kommt. Das Sammelergebnis überschritt 1972 erstmals den Betrag von 100 000 Fr., in den 1980er und 90er Jahren belief es sich auf jährlich 180 000–310 000 Fr. Nach der Errichtung des Erzbistums Vaduz wurde das Fastenopfer 2001 neu als «Kirchliche Stiftung Katholisches Fastenopfer Erzbistum Vaduz» definiert. Letztere schränkte die Mitarbeit von Laien stark ein, beendete die Zusammenarbeit mit dem Schweizer Fastenopfer und unterstützt (wieder) vermehrt explizit kirchliche Projekte. Den Geist des alten Liechtensteiner Fastenopfers erhält seither die ökumenische Aktion «Wir teilen – Das andere Fastenopfer» aufrecht; sie wurde 2006 zur Stiftung «Wir teilen: Fastenopfer Liechtenstein».
Literatur
- Klaus Biedermann: Das Dekanat Liechtenstein 1970 bis 1997. Eine Chronik des kirchlichen Lebens, Vaduz 2000, S. 220–245.
Zitierweise
<<Autor>>, «Fastenopfer», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 8.2.2025.