
Fläscherberg
Autor: Florian Hitz | Stand: 31.12.2011
Auf dem Gebiet der Gemeinden Balzers, Fläsch (GR) und Maienfeld (GR) gelegener, bis zu 600 m aus der Rheinebene aufragender Inselberg, im Westen steil zum Rhein, im Osten sanfter zur Einsenkung der Sankt Luzisteig abfallend. Geologisch gehört der Fläscherberg zur Säntis-Drusberg-Decke. Der höchste Punkt ist mit 1135 m ü.M. der Regitzerspitz.
Der Fläscherberg ist grossenteils von Wald bedeckt, zudem von lotrechten Felsabstürzen durchsetzt. Andererseits bietet er den Balznern ein dorfnahes Weidegebiet und den Fläschern am westlichen Hangfuss ein günstiges Rebland. So bildet der Fläscherberg insgesamt eine Natur- und Kulturlandschaft von starker morphologischer, ökologischer und politisch-rechtlicher Eigenprägung.
Die nördliche Hälfte des Fläscherbergs wird von Balzner Gemeindegütern eingenommen, die indes seit 1948 zur Hauptsache auf schweizerischem Hoheitsgebiet (Gemeinde Fläsch) liegen. Zu den Balzner Gütern auf dem Fläscherberg gehören besonders das wannenförmige Wiesengelände der Alp Lida (875 m ü.M.) sowie unterhalb davon die Waldungen und Lichtungen bis zur Mälsner Allmein und zu den Wiesen von Prad an der Strasse auf die St. Luzisteig. Bei Lida folgt die Grenze zu den Fläscher Gütern vorerst der Felskante; dann läuft sie zum Lidaspitz (1104 m ü.M., von den Fläschern Guschaspitz genannt), um schliesslich in der Falllinie durch den Wald und über die Burgstelle von Grafenberg auf die Steigstrasse zuzuhalten.
Einen klippenartigen Vorberg des Fläscherbergs bildet die markante Felsnase des Ellhorns (753 m ü.M.). An seinem nördlchen Fuss liegt seit etwa 1860 ein Steinbruch. Der dort abgebaute «Balzner Marmor» wurde weit über die Liechtensteiner Landesgrenzen abgesetzt. Im frühen 20. Jahrhundert beschäftigte der Abbau 30–40 Arbeiter. Während des Zweiten Weltkriegs ging der Betrieb stark zurück.
Vom 14. bis 19. Jahrhundert sind Streitigkeiten und Übereinkünfte zwischen den Gemeinden Balzers und Fläsch um Nutzungsrechte, Weiden, Wasser und Grenzen auf dem Fläscherberg überliefert. Für die Festung St. Luzisteig entstanden an der Ostflanke des Fläscherbergs Erdwerke und Wehrmauern, im 19. Jahrhundert auch heute nicht mehr bestehende Blockhäuser. 1937 bezog die Schweiz den Fläscherberg in die Festungskonzeption Sargans ein. Dies führte im Bereich des Fläscherbergs 1948 zu einer Grenzrevision und 1937–65 für die Bedürfnisse der Schweizer Armee zu Zwangsverkäufen der Gemeinde Balzers an die Schweiz. 1985 wurden einige dieser Grundstücke, nachdem sie von Stacheldrahtverhauen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs geräumt worden waren, an die Gemeinden Balzers zurückverkauft.
Literatur
- Emanuel Vogt: Mier z Balzers. Wie es früher bei uns war, Bd. 1: Lebensweg, Vaduz 1996, S. 371–380.
- Emanuel Vogt: Mier z Balzers. Wie es früher bei uns war, Bd. 1: Lebensraum, Vaduz 1995, S. 157–166.
- Dominik Frick: Die Balzner Gemeindegrenzen, in: Der Balzner Wald, Redaktion: Felix Näscher, Balzers 1982, S. 154–183, hier S. 162–169.
- Alois Ospelt: Wirtschaftsgeschichte des Fürstentums Liechtenstein im 19. Jahrhundert. Von den napoleonischen Kriegen bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 72 (1972), S. 5–423, hier S. 257f.
- Theophil Sprecher von Bernegg: Aus der Geschichte der St. Luzisteig, Chur 1934.
Zitierweise
<<Autor>>, «Fläscherberg», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.