
Frastanz
Autor: Manfred Tschaikner | Stand: 31.12.2011
Politische Gemeinde in Vorarlberg, Bezirk Feldkirch, 6250 Einwohner (2011), Ortsteile Hofen und Einlis, etliche Weiler (Fellengatter, Amerlügen, Frastafeders, Gampelün), seit 1993 Marktgemeinde. 842/43 curtis Frastinas, 1246 Frastis. An die ursprünglich rätoromanische Besiedlung erinnern zahlreiche Flurnamen. Aus dem 7./8. Jahrhundert stammen beigabenlose Gräber; 842/43 ist ein Königshof erwähnt. Im Hochmittelalter ist geistlicher Grundbesitz bezeugt. Wohl um 1258 erfolgte die Errichtung einer im Spätmittelalter abgegangenen Ministerialenburg zu Frastafeders.
Die dem hl. Sulpitius geweihte Pfarrkirche wurde 1885–88 gebaut; Vorgängerbauten reichen wahrscheinlich bis in vorkarolingische Zeit zurück. 1469 erfolgte die Stiftung einer Frühmesserstelle bei der Pfarrkirche, die 1827 in eine Kooperatur umgewandelt wurde.
Nach dem Übergang →Unterrätiens von den Grafen von Bregenz an die Grafen von Montfort und deren Erbteilungen im 12. und 13. Jahrhundert bildete Frastanz zusammen mit Nenzing eine Zone gemischter Herrschaftsrechte der Grafen von Montfort-Feldkirch und der Grafen von Werdenberg-Sargans am Übergang vom Rheintal in die Grafschaft im Walgau. In der Herrschaft Sonnenberg zählte Frastanz steuerlich zusammen mit Nenzing und Beschling zu deren «kleinen Genoss», woran die bis heute ungewöhnliche Grenzziehung gegenüber Nenzing erinnert.
Im Zug des Schwabenkriegs fand am 20.4.1499 bei Frastanz eine Schlacht statt. Die schweren Verluste und der vermeintliche Verrat durch den Schaaner Uli Mariss, der die Schweizer über den Saroja-Sattel in den Rücken der Österreicher geführt haben soll, blieben Jahrhunderte hindurch in der Volkserinnerung.
Vom Ende des 17. Jahrhunderts bis ins 19. Jahrhundert spezialisierte sich Frastanz als einzige Gemeinde Vorarlbergs auf den Tabakanbau. Im 19. Jahrhundert setzte die Industrialisierung ein (Türkisch-Rotfärberei, Seifenfabrik, Baumwollspinnerei, Metallverarbeitung; 1902 Brauerei). 1872 erfolgte der Anschluss an die Bahnlinie, 1981 die Eröffnung der Walgauautobahn. Überregionale Bedeutung kommt der Stiftung Maria Ebene zu, einer Anstalt für Suchtkranke, die auch Vertragsbeziehungen zu Liechtenstein unterhält.
Die liechtensteinischen Landesherren bezogen bis 1848/55 aus Frastanzer Alpen das Vogelmolken. Ursprünglich zum Kirchspiel Fastanz gehörig oder im Besitz von Frastanzern befindlich waren in Liechtenstein die Alpen Guschg, Guschgfiel, Güschgle und Matta. Verträge zwischen dem Oberamt in Vaduz und der Gemeinde Frastanz oder einzelnen Personen aus Frastanz im 17. bis 19. Jahrhundert erlaubten es Frastanzern, auf liechtensteinischem Gebiet im Samina- und im Valorschtal Holz zu schlagen. Nach der Kündigung des 1852 zwischen Österreich und Liechtenstein geschlossenen Zollvertrags entstand 1919 eine Zollgrenze gegen Liechtenstein, was zum Aufkommen des Schmuggels führte.
Seit Jahrhunderten bestehen Familienverbindungen nach Liechtenstein Die engen Nachbarschaftsbeziehungen spiegeln sich auch im Zielort des Fasnachtsbrauchs →Schaaner-Ried-Fahren wider. Im Jahr 2000 veröffentlichten Frastanz und Mauren eine gemeinsame Erklärung gegen die drohende Zunahme von Verkehrsbelastungen durch neue Strassenverbindungen (Letzetunnel).
Archive
- Liechtensteinisches Landesarchiv, Vaduz (LI LA).
Literatur
- Das Land im Walgau, Hg. Th. Gamon, 2005.
- O. Widerin: Seinerzeit in Frastanz, 1999.
- Th. Welte: Frastanz, 1997.
Zitierweise
<<Autor>>, «Frastanz», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 15.2.2025.