
Gafadura
Autor: Oliver Stahl | Stand: 31.12.2011
Alp am Westabhang des nördlichen Ausläufers des Dreischwesternmassivs, Gemeinde Planken, 1407 m ü.M.; zusammen mit der Voralp Rütti 111,9 ha, davon 46 ha Weide.
Rodung durch die romanische Bevölkerung (Name Gafadura von alträtoromanisch cavradüra: Rodung). Nach 1300 vermutlich wie Saroja von Triesenberg her durch Walser besiedelt und bis Mitte des 15. Jahrhunderts bewohnt. Erste Erwähnung im Brandisischen Urbar (um 1509/17) als zur Abgabe des Vogelmolkens verpflichtete Alp. Am 10.4.1579 übertrugen die Alpgenossen von Gafadura, Gaflonen (→ Alpzinka) und Garselli ihre Rechte an die Gemeinde Planken und machten Gafadura dadurch zur Gemeindealp. Die Alpwirtschaft wurde jedoch weiterhin in Einzelsennerei betrieben; noch die liechtensteinische Landkarte von 1872 zeigt 15 kleine Sennhütten. 1875 wurde die rationellere Gemeinschaftssennerei eingeführt und ein Gemeinschaftsstall gebaut (verarbeitete Milchmenge 1891: 20 456 kg); die Sennerei wurde um 1945/50 eingestellt. Schon 1812 hatte Planken das Wald- und Weidegebiet von Gafadura durch den Kauf der Bleika von der Gemeinde Vaduz vergrössert. 1960–83 waren Gafadura und Rütti an Private verpachtet, seither werden sie von der Gemeinde selbst bewirtschaftet. Gesömmert wird seit den 1960er Jahren v.a. Galtvieh; die maximale Bestossung liegt seit 1997 bei 70 Grossvieheinheiten. Auf Gafadura wird seit jeher auch Holzwirtschaft betrieben. 1969 wurde das Berggebietssanierungsprojekt Gafadura/Rütti genehmigt.
Von Planken nach Gafadura besteht seit dem Mittelalter ein steiler Fussweg. Der Bau einer Strasse 1926–27 diente der Erschliessung der 1926 nach Plänen von Gustav von Neumann als fürstliches Jagdhaus erbauten Gafadura-Hütte (1428 m ü.M.). Die während der jagdfreien Zeit bewirtete Hütte stand 1954–68 im Besitz des Uhrenfabrikanten Erwin Kocher (Grenchen, SO). 1968 wurde sie vom Liechtensteiner Alpenverein erworben, der sie seither als Unterkunft für Bergtouristen nutzt.
Literatur
- Manfred Wanger: Spurensuche in Planken. Eine Dorfchronik, Planken 2006, S. 258–264.
- Cornelia Herrmann: Holz oder Stein? Alpine Kur- und Berghäuser Liechtensteins zwischen Tradition und Moderne, in: Die Sachkultur - Quellen und Probleme, Redaktion Thomas Busset et al., Zürich 2002, S. 279–294.
- Hans Stricker, Toni Banzer, Herbert Hilbe: Liechtensteiner Namenbuch, Teil I: Die Orts- und Flurnamen des Fürstentums Liechtenstein, Bd. 2: Die Namen der Gemeinden Triesenberg, Vaduz, Schaan, Vaduz 1999 (FLNB I/2), S. 31f.
- Manfred Wanger: «Gudelanen» – historischer Hintergrund zu einer liechtensteinischen Alpensage?, in: Bergheimat. Jahresschrift des Liechtensteiner Alpenvereins, Schaan 1999, S. 12–24.
- Fritz Wohlwend: Gafadurahütte, in: Bergheimat. Jahresschrift des Liechtensteiner Alpenvereins, Schaan 1996, S. 81–84.
- Christian Beck: Die Gafadura-Hütte des LAV – erbaut als fürstliches Jagdhaus, in: Bergheimat. Jahresschrift des Liechtensteiner Alpenvereins, Schaan 1988, S. 61–64.
- Melioration Planken, 1961–1981, hg. von der Gemeinde Planken, Planken 1982, S. 6.
- Hippolyt Ludwig von Klenze: Die Alpwirthschaft im Fürstenthume Liechtenstein, ihre Anfänge, Entwicklung und gegenwärtiger Zustand. Eine Skizze landwirthschaftlichen Musterbetriebes, Stuttgart 1879, S. 22–25, 67–69.
Externe Links
- Geodatenportal, Liechtensteinische Landesverwaltung, Amt für Tiefbau und Geoinformation
- Liechtensteiner Namenbuch online
Zitierweise
<<Autor>>, «Gafadura», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 7.2.2025.