Gamanderhof

Autor: Lukas Winder | Stand: 31.12.2011

Ehemaliger herrschaftlicher Meierhof, Gemeinde Schaan, 503 m ü.M., gebaut 1720–22, seit 1951 unter Denkmalschutz.

Der Bau des Gamanderhofs steht in Zusammenhang mit den Reformbemühungen der Fürsten von Liechtenstein nach dem Kauf der Grafschaft Vaduz 1712. Er war in der Dienstinstruktion von 1719 als Massnahme zur Intensivierung der in Eigenregie betriebenen Viehwirtschaft vorgesehen und bezweckte die Steigerung der herrschaftlichen Erträge aus dem im selben Jahr 1719 geschaffenen Fürstentum Liechtenstein. Trotz der Arrondierung des Gamanderhofs mit umliegendem Grund in den 1720er Jahren blieb der wohl zu gross dimensionierte Hof unrentabel, sodass er ab 1734 für 200–250 Gulden jährlich verpachtet wurde. Wegen mangelnder Rentabilität und hohen Unterhaltskosten wurde er 1780 um die Summe von 15 000 Gulden an die Gemeinde Schaan verkauft. Spätestens 1787 ging der Gamanderhof in Privatbesitz über. Nach mehreren Besitzerwechseln im 19. und frühen 20. Jahrhundert befand er sich ab 1943 im Eigentum der Familie von Halem, die sich 1997 zum Verkauf entschloss. Auf Initiative des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein wurde der Gamanderhof 2001 vom Land Liechtenstein erworben. Seit 2006 dient das Wohngebäude als Sitz des Historischen Vereins.

Der Gamanderhof bestand aus einem geräumigen Wohnhaus und einer Stallscheune, die einen einstmals ummauerten Hof an der Süd- bzw. Nordseite begrenzten. Der ursprüngliche Putz des Wohnhauses wies eine die ganze Fläche der Aussenwand abdeckende weisse Quaderung in Sgraffitotechnik auf, ein für die Renaissancezeit typisches Quaderdekor. Eine 1721 vom Lindauer Geometer Johann Jacob Heber gezeichnete Planskizze (Grundriss und Prospekt) gibt Auskunft über die nach einem Achsenkreuz ausgerichtete Anlage auf einer Fläche von 20,8 × 51,8 m.

Der heutige Gamanderhof weicht aufgrund von Umbauten von Hebers Bild ab. Um 1890 wurde die westliche Hälfte der Stallscheune abgebrochen. Auf dem freigewordenen Areal entstand ein Gartenhäuschen; der östliche Gebäudeteil erhielt ein neues Dach mit um 90° gedrehter Firstrichtung. Die Errichtung eines steileren Dachs 1910 und eine Erweiterung gegen Nordosten 1919 gaben der Stallscheune ihr heutiges Aussehen. Das ursprünglich für zwei Familien gedachte Wohnhaus wurde 1943 unter Beibehaltung der ursprünglichen Gebäude- und Raumstruktur umgebaut und mit neuer Küche, Toiletten und Badezimmer den modernen Bedürfnissen angepasst. Die umgebende Mauer wurde auf der Westseite auf geringe Höhe reduziert, auf der Ostseite blieb sie als Stützmauer mit angebautem Laufbrunnen erhalten.

Archive

  • Liechtensteinisches Landesarchiv, Vaduz (LI LA).

Literatur

Zitierweise

<<Autor>>, «Gamanderhof», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 8.2.2025.

Medien

Gamanderhof, ehemaliger herrschaftlicher Meierhof in Schaan, 2012. Foto: Karl Schindler, Eschen.
Grundrisse und Prospekt des «Hofs Gamandra» von 1721, gezeichnet von Johann Jacob Heber (© LIECHTENSTEIN, The Princely Collections, Vaduz–Vienna).