Geld

Autor: Benedikt Zäch | Stand: 31.12.2011

Geld ist das in einem Wirtschaftsgebiet allgemein anerkannte Tausch- und Zahlungsmittel. Es dient der Wertmessung, -übertragung und -bewahrung. Geld spielt nicht nur eine wirtschaftliche Rolle, sondern ist auch in der Religion und als Medium sozialer Beziehungen von Bedeutung. Geld kann verschiedene Formen und Materialien annehmen, vom Naturalgeld (Vieh, Lebensmittel, Waren aller Art) bis zum modernen virtuellen Zahlungsmittel. Um als Geld verwendet werden zu können, sollte ein Objekt transportierbar und haltbar sein. Zudem darf es nicht unbeschränkt zur Verfügung stehen. Münzgeld in verschiedenen Metallen (Gold, Silber, Bronze, Kupfer) erfüllt diese Voraussetzungen nahezu perfekt.

Anfänge

Bereits in spätkeltischer und römischer Zeit wurde Münzgeld in Liechtenstein verwendet, wie zahlreiche Münzfunde zeigen. Die Romanisierung weiter Gebiete nördlich der Alpen ging mit einer tief greifenden Monetarisierung der Wirtschaft einher. Riesige Mengen von Münzgeld flossen durch das römische Militär, die Verwaltung und den Handelsverkehr in diesen Raum. Eine starke Rückbildung des Münzumlaufs ab dem frühen 5. Jahrhundert n.Chr. brachte das Münzgeld zwar nicht vollständig zum Verschwinden, aber der Grad der Monetarisierung der Wirtschaft in den römischen Provinzen wurde vermutlich erst wieder in der frühen Neuzeit erreicht. Seit der karolingischen Zeit entwickelte sich wieder eine auf Münzgeld basierende Geldwirtschaft.

Mittelalter und frühe Neuzeit

Ab dem 11./12. Jahrhundert, als sich verschiedene regionale Währungen herausbildeten, gehörte das heute liechtensteinische Gebiet zum Konstanzer Münzkreis, in dem der Konstanzer Pfennig vorherrschend war. Das Umlaufgebiet dieses wichtigsten Pfennigs im Bodenseegebiet erstreckte sich bis ins nördliche Graubünden. Mit der teilweisen Auflösung des Konstanzer Währungsgebiets im 14. Jahrhundert traten fremde, v.a. oberitalienische Münzsorten an die Stelle des Konstanzer Pfennigs. Seit dem 15. Jahrhundert erreichte die Feldkircher Währung regionale Bedeutung, getragen von der Wirtschaftskraft der verkehrsgünstig gelegenen Stadt Feldkirch. Spätestens zu Beginn des 16. Jahrhunderts gehörten die Grafschaft Vaduz und die Herrschaft Schellenberg zum Einzugsgebiet der Feldkircher Währung, die sich zur Konstanzer Währung im Verhältnis 6 : 5 verhielt. Die Feldkircher Währung war eine Rechenwährung, zu der keine eigenen Münzen existierten. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde, wie v.a. Münzfunde deutlich machen, die Churer Währung in Liechtenstein zu einer Art Landeswährung. Durch alle Zeiten hindurch blieb die Anbindung Liechtensteins an den alpenquerenden Transitverkehr in Nord-Süd- wie in West-Ost-Richtung ein bestimmendes Element für die Geldwirtschaft. Zahlreiche Münzfunde belegen eine überregionale und teilweise sogar internationale Struktur des Münzumlaufs.

Bis ins 19. Jahrhundert blieben zwei Rechnungsweisen für das Münzgeld massgebend. Zum einen das Pfund-Schilling-Pfennig-System, das auf dem karolingischen Münzsystem basierte und die Grundlage der mittelalterlichen europäischen Währungen schlechthin war. Pfund und Schilling waren lange Zeit blosse Recheneinheiten, die einzige ausgeprägte Münze war der Pfennig. Erst seit dem Spätmittelalter wurden Nominale geprägt, die dem Schilling entsprachen. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts bürgerte sich parallel dazu das im römisch-deutschen Reich verwendete Gulden-Kreuzer-System ein, von dem der Groschen (als wichtigstes Zwischennominal) und der Kreuzer, aber nur kurzzeitig der Gulden als Münzen ausgeprägt wurden. Die Guldenrechnung löste die Pfundrechnung allmählich ab; Letztere wurde aber bis zum Ende des 18. Jahrhunderts weiterverwendet.

Neben die beiden Rechnungsweisen traten in komplizierten Relationen Gold- und grössere Silbermünzen, die einerseits Basis für eigene Rechnungsweisen bildeten, anderseits als Handelsmünzen einen (oft spekulativ gesteuerten) Kurs hatten. Der schwankende Kurswert dieser «internationalen» Münzen (dazu gehörten in Gold im 14./15. Jahrhundert der rheinische Goldgulden und im 16.–19. Jahrhundert der Dukaten sowie in Silber v.a. der Taler und seine grösseren Teilwerte) und v.a. die künstliche Überbewertung schwacher Landeswährungen führten zu immer neuen Inflationsschüben wie der «Kipper- und Wipperzeit» in den Jahren um 1620. Erst die Etablierung regionaler Münzkonventionen im 18. und 19. Jahrhundert stabilisierte die komplexen Währungsverhältnisse. Dennoch blieb Münzgeld bis zum Ende des 18. Jahrhunderts ein entweder zu knappes oder im Gegenteil inflationär vermehrtes Gut (→ Preise).

Als Teil des Schwäbischen Kreises wurde Liechtenstein Mitglied der 1753 geschlossenen bayerisch-österreichischen Münzkonvention mit dem 1748 geschaffenen 20-Gulden-Fuss (Gulden Konventionsmünze); aus einer Mark Feinsilber (rund 233 Gramm) wurden 20 Gulden geschlagen. Ab 1776 bestand daneben in Österreich die auf dem 24-Gulden-Fuss beruhende «Reichswährung» (Gulden Reichswährung). In Liechtenstein wurden beide Währungen nebeneinander verwendet; das Rentamt führte seine Rechnungen in Gulden Reichswährung.

19. und 20. Jahrhundert

Nachdem sich die Staaten des 1834 gegründeten Deutschen Zollvereins (dem Liechtenstein wie Österreich nicht angehörte) 1838 in der Dresdner Münzkonvention auf ein einheitliches Münzsystem geeinigt hatten, existierte in Liechtenstein zusätzlich die süddeutsche Währung mit einem 24½-Gulden-Fuss.

Gemäss dem 1852 geschlossenen österreichisch-liechtensteinischen Zollvertrag (→ Zollwesen) war in Liechtenstein dasselbe Münzsystem einzuführen wie in Vorarlberg. Eine wesentliche Änderung brachte aber erst der 1857 zwischen Österreich und Liechtenstein einerseits und den Staaten des Deutschen Zollvereins andererseits geschlossene, in Liechtenstein 1858 in Kraft gesetzte Wiener Münzvertrag. Damit wurde Liechtenstein Teil einer umfassenden Münzkonvention, die sich von Norddeutschland bis Österreich erstreckte. Aus einem Zollpfund (500 Gramm) Silber wurden in Norddeutschland 30 Taler, in Süddeutschland 52½ Gulden und in Österreich 45 Gulden geschlagen; zudem wurde das Dezimalsystem eingeführt. Ab dem 1.1.1859 war die österreichische Guldenwährung in Liechtenstein die einzige gesetzliche Landeswährung.

Eine eigene liechtensteinische Landeswährung oder eigene Münzen schuf Liechtenstein weiterhin nicht, mit Ausnahme des Vereinstalers von 1862 (→ Münzwesen). Auch die Gründung der Liechtensteinischen Landesbank 1861 war nicht Anlass zur Schaffung einer Papiergeldwährung nach dem Vorbild verschiedener Schweizer Kantonalbanken. Stattdessen blieb Liechtenstein beim österreichischen Münzsystem und schied 1867 zusammen mit Österreich aus dem deutschen Münzverein aus.

Die Anbindung an Österreich erwies sich als schwere Hypothek, als die österreichische Silberwährung ab etwa 1873 stark an Wert verlor und sich international die Goldwährung durchzusetzen begann. 1876 sicherte sich Liechtenstein durch eine Anpassung des Zollvertrags gegenüber Österreich die Freiheit, über die Währung selbst zu bestimmen. Als Liechtenstein noch im selben Jahr 1876 einseitig die Goldwährung einführen wollte, stürzten die Münzwirren das Land 1876/77 in eine kurzfristige Staats- und eine langfristige Finanzkrise. Diese konnte erst 1898 mit dem Übergang zu der in Österreich-Ungarn 1892–98 eingeführten Krone (Goldwährung) abgewendet werden. 1898 nahm Liechtenstein eine eigene, sporadische Münzprägung auf. Die österreichische Krone wurde auf den 1.1.1901 zur ausschliesslichen Landeswährung in Liechtenstein.

Erneut spürte Liechtenstein während und nach dem Ersten Weltkrieg schmerzhaft die geldwirtschaftliche Abhängigkeit von Österreich. Dessen Kriegswirtschaft führte ab 1917 zu einer allmählichen Entwertung der Krone. Nach dem Kriegsende 1918 zerfiel die österreichische Währung vollends, was u.a. zum fast völligen Verlust der liechtensteinischen Kronen-Ersparnisse führte. Inflation und Kleingeldmangel zwangen Liechtenstein zur wirtschaftlichen Abkoppelung vom östlichen Nachbarn (Kündigung des Zollvertrags durch Liechtenstein 1919) und zur Ausgabe von Notgeld 1920.

Schon ab 1917 nutzte die liechtensteinische Bevölkerung im Alltag zunehmend den Schweizer Franken. Die Landesrechnung wurde ab 1919 in Kronen- und Frankenwährung geführt, ab 1922 nur noch in Frankenwährung. Ab 1920 mussten alle öffentlichen Abgaben (Steuern, Gebühren, Strafen etc.) in Franken entrichtet werden. Weitere Schritte hin zum Schweizer Franken waren der Postvertrag mit der Schweiz von 1920 und die Ausgabe liechtensteinischer Briefmarken in Frankenwährung ab 1921. Der nach längeren Verhandlungen 1923 abgeschlossene Zollanschlussvertrag mit der Schweiz fixierte die Schweizer Währung als Abrechnungsgrundlage. 1924 schliesslich führte Liechtenstein die Frankenwährung durch Gesetz formell ein. Diese einseitige Einführung, bei der Liechtenstein ausdrücklich sein Recht festhielt, eigene Banknoten und Münzen herauszugeben, wurde erst 1980 durch einen eigentlichen Währungsvertrag mit der Schweiz ergänzt.

Die Liechtensteinische Landesbank erhielt 1941 das Mandat einer Korrespondentin der Schweizerischen Nationalbank und wurde damit deren Ein- und Auszahlungsstelle. Mit dem Währungsvertrag von 1980 wurde Liechtenstein formell und vollständig in die schweizerische Geld- und Währungspolitik eingebunden und die Geldversorgung durch die Schweizerische Nationalbank sichergestellt. Die Geldgeschichte Liechtensteins unter dem Dach der Schweizer Währung ist zur Geschichte des mit der Schweiz konkurrenzierenden und gleichzeitig eng mit ihr verflochtenen Finanzplatzes geworden. Der stabile Schweizer Franken trug als Standortvorteil wesentlich zur Entwicklung der liechtensteinischen Wirtschaft im 20. Jahrhundert bei.

Literatur

Zitierweise

<<Autor>>, «Geld», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.

Medien

In Liechtenstein gängige Währungen und ihre wichtigsten Münzsorten