
Gstöhl, Harry
Autor: Redaktion | Stand: 14.2.2022
Staatsgerichtshofspräsident. *13.9.1948 Aleppo (Syrien), von Balzers, wohnhaft in Vaduz. Sohn des Rechtsagenten Franz und der Aimée, geb. Gula. ⚭ 27.4.1972 Elisabeth Frasson (*25.2.1949), drei Kinder.
1960–1968 Gymnasium in Vaduz, 1968–1971 Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Genf (lic. iur.), 1971–1972 Nachdiplomstudium in Handelsrecht und Internationalem Privatrecht in Genf (Diplôme d’études juridiques supérieurs). Ab 1972 selbstständiger Treuhänder und ab 1977 Rechtsanwalt in Vaduz.
Gstöhl bekleidete nebenamtlich höchste Funktionen im liechtensteinischen Justizwesen: So war er 1978–1982 Richter und 1982–1992 Präsident der Verwaltungsbeschwerdeinstanz (heute Verwaltungsgerichtshof) sowie 1991–2004 Präsident des Staatsgerichtshofs. Ausserdem fungierte er als Vorsitzender der Prüfungskommissionen für Treuhänder (1984–1992) und für Rechtsanwälte (1992–2002). 2006–2016 war er Mitglied der Europäischen Kommission für Demokratie durch das Recht (Venedig-Kommission des Europarats). 2005 wurde ihm der Titel Fürstlicher Justizrat verliehen.
2017 und 2018 wurde Gstöhl in zwei Gerichtsverfahren wegen schwerer Untreue, schweren gewerbsmässigen Betrugs, Veruntreuung und Geldwäscherei zu insgesamt acht Jahren Haft verurteilt. Begangen worden waren die Delikte ab 2009. Betroffen waren rund dreissig Geschädigte, es ging um eine Deliktsumme von rund 42 Millionen Franken.
Archive
- Archiv des Historischen Lexikons des Fürstentums Liechtenstein online (AeHLFL).
Quellen
- Dorothea Alber: Treuhänder muss acht Jahre hinter Gitter, in: Liechtensteiner Vaterland, 19.10.2018, S. 1.
- Daniela Fritz: Ehemaliger StGH-Präsident zu weiteren zwei Jahren Haft verurteilt, in: Liechtensteiner Volksblatt, 19.10.2018, S. 1.
- Sebastian Albrich: Sechs Jahre Haft für ehemaligen Staatsgerichtshofspräsidenten, in: Liechtensteiner Volksblatt, 9.11.2017, S. 3.
- Bettina Stahl-Frick: Lebenswerk mit argen Betrügereien zerstört, in: Liechtensteiner Vaterland, 9.11.2017, S. 1.
Literatur
- Hilmar Hoch: Verfassungsgerichtsbarkeit im Kleinstaat – das Beispiel Liechtenstein, in: Zeitschrift für öffentliches Recht/Austrian Journal of Public Law, Bd. 76 (2021), H. 4, S. 1219–1240, hier S. 1237, Anm. 104.
- 75 Jahre Staatsgerichtshof des Fürstentums Liechtenstein, hg. vom Staatsgerichtshof des Fürstentums Liechtenstein, Vaduz 2000.
Zitierweise
<<Autor>>, «Gstöhl, Harry», Stand: 14.2.2022, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <https://historisches-lexikon.li/Gst%C3%B6hl,_Harry>, abgerufen am 12.5.2025.