Gutenberger Votivstatuetten

Autorin: Ulrike Mayr | Stand: 31.12.2011

Am südöstlichen Hang des Burghügels Gutenberg (Balzers) wurde 1932 in umgelagerten Schichten ein Ensemble aus zehn massiv gegossenen Bronzefiguren der jüngeren Eisenzeit (5.–1. Jahrhundert v.Chr.) entdeckt. Es ist in seiner Zusammenstellung einzigartig. Gemeinsam mit kompakten Schichten aus Asche und Tierknochen weisen die Votivfiguren (Weihegaben) auf einen nahe gelegenen Brandopferplatz hin.

Die Gutenberger Votivstatuetten zeigen Einflüsse aus dem Kulturkreis der Kelten und Räter. Sie lassen sich drei Themen zuordnen: Krieg, Fruchtbarkeit, Tiere. Von den acht an etruskische Vorbilder erinnernden menschlichen Figuren stellen fünf Krieger dar. Sie tragen einen Negauerhelm, der im rätischen Raum zur typischen Schutzbewaffnung gehörte. Ein kleiner Krieger hält eine stossbereite Lanze in der rechten Hand, in der linken fehlt der schützende Schild. Eine zweite, als «Mars von Gutenberg» benannte Figur ist im gleichen Typus mit deutlich ausgearbeitetem Lederkoller dargestellt; Schild und Speer fehlen. Sie ist mit knapp 13 cm fast doppelt so gross wie die übrigen Figuren. Bei zwei Figuren fallen die deutlich ausgeprägten Geschlechtsorgane, die grossen Ohren und die seitlich ausgestreckten grossen Hände auf. Eine dieser beiden Statuetten verkörpert als Hermaphrodit (zweigeschlechtliches Wesen) die Fruchtbarkeit schlechthin. Der Unterteil einer kleinen Kriegerfigur ist mittlerweile verschollen. Die beiden sehr ausdrucksstark dargestellten Tiere – Eber und Hirsch – gelten als Begleiter von hohen keltischen Gottheiten. Die Statuetten sind mit einer Standplatte oder mit Befestigungsstiften versehen. Die sehr unterschiedliche Qualität der Darstellungen und die uneinheitliche Zusammensetzung der Bronze sprechen für verschiedene Werkstätten und/oder Herstellungszeiten.

Literatur

  • Eva Pepić: Die bronzenen Votivstatuetten vom Gutenberg bei Balzers im Fürstentum Liechtenstein, in: Kult der Vorzeit in den Alpen. Opfergaben - Opferplätze - Opferbrauchtum, Ausstellungskatalog, hg. vom Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck 1997, S. 86–88.
  • René Wyss: Fruchtbarkeits-, Bitt- und Dankopfer vom Gutenberg, in: Archäologie im Fürstentum Liechtenstein, Basel 1978 (= Helvetia Archaeologica 9, H. 34/36), S. 151–166.

Medien

Ensemble der neun erhaltenen massiv gegossenen Bronzefiguren der jüngeren Eisenzeit, Burghügel Gutenberg, Balzers, 5.–1. Jahrhundert v.Chr. (Bildarchiv LLM)

Zitierweise

<<Autor>>, «Gutenberger Votivstatuetten», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <https://historisches-lexikon.li/Gutenberger_Votivstatuetten>, abgerufen am 9.2.2025.