
Habsburg (-Lothringen), Franz Josef I.
Autorin: Gunda Barth-Scalmani | Stand: 31.12.2011
Kaiser von Österreich und König von Ungarn. *18.8.1830 Schloss Schönbrunn in Wien, †21.11.1916 ebendort. Sohn des Erzherzogs Franz Karl und der Prinzessin Sophie von Bayern, fünf Geschwister. ⚭ 24.4.1854 Elisabeth in Bayern (*24.12.1837, †10.9.1898), vier Kinder. Onkel der Elisabeth Amalie von Liechtenstein, Grossonkel und Taufpate des Fürsten Franz Josef II. von Liechtenstein.
Am 2.12.1848 wurde Franz Josef I. Kaiser von Österreich. Nach dem Erlebnis der Revolution 1848/49 hegte er ein grundlegendes Misstrauen gegenüber dem Konstitutionalismus; 1852–60 regierte er als absolutistischer Herrscher. Mit dem Oktoberdiplom von 1860 legte er den Grund für eine konstitutionelle Monarchie. Nach dem Ausgleich mit den Ungarn, durch welchen er am 8.6.1867 König von Ungarn wurde, war er unfähig, die föderativen Wünsche der anderen Völker bzw. Reichsteile (etwa der Tschechen bzw. Böhmen) durch weitere Verfassungsänderungen konstruktiv umzusetzen.
Im Alter wurde Franz Josef I. immer mehr zum Übervater seines Vielvölkerreichs, dessen nationale Zentrifugalkräfte nur durch seine Person selbst zusammengehalten wurden, und zugleich zum Symbol einer langen Friedensperiode, die allen Reichsteilen wirtschaftlichen Aufschwung brachte. Durch Erziehung stark religiös und von der Auserwähltheit zu seinem Herrscheramt durchdrungen, verwaltete er in einer Zeit rasanter Veränderungen sein Land, führte und lenkte aber nicht.
In den entscheidenden Wochen vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs gehörte Franz Josef I. zu jenen Akteuren, die nicht bremsten, sondern ein Exempel statuieren wollten: aus Antipathie gegenüber Serbien und mit Vertrauen auf den deutschen Bundesgenossen. Das Kriegsmanifest vom 28.7.1914 «An meine Völker» trägt seine Unterschrift.
1852 schloss Franz Josef I. mit Fürst Alois II. von Liechtenstein einen Zoll- und Steuervereinsvertrag zwischen Österreich und Liechtenstein, der bis 1919 bestand (→ Zollwesen). Im Preussisch-Österreichischen Krieg 1866 stellte Fürst Johann II. von Liechtenstein dem österreichischen Kaiser das liechtensteinische Kontingent zur Verfügung (→ Militär). Aus Anlass der Eheschliessung zwischen seiner Nichte Erzherzogin Amalie und Prinz Alois von Liechtenstein 1903 verlangte Franz Josef I. zwecks Klärung des Status des Hauses Liechtenstein am Kaiserhof, dass die Eheleute die liechtensteinische Staatsbürgerschaft annehmen mussten.
Literatur
- Katrin Unterreiner: Kaiser Franz Joseph (1830-1916). Mythos und Wahrheit, Wien 2006.
- Christian Dickinger: Franz Joseph I. Die Entmythisierung, Wien 2001.
- Steven Beller: Franz Joseph. Eine Biographie, Wien 1997.
- Alan Warwick Palmer: Franz Joseph I. Kaiser von Österreich und König von Ungarn, München 1995.
- Paul Vogt: Brücken zur Vergangenheit. Ein Text- und Arbeitsbuch zur liechtensteinischen Geschichte. 17. bis 19. Jahrhundert, hg. vom Schulamt des Fürstentums Liechtenstein, Vaduz 1990, S. 187.
- Volker Press: Das Haus Liechtenstein in der europäischen Geschichte, in: Liechtenstein - fürstliches Haus und staatliche Ordnung. Geschichtliche Grundlagen und moderne Perspektiven, Vaduz 1987, 21988, S. 15–85, hier S. 68f.
- Peter Geiger: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein 1848 bis 1866, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 70 (1970), S. 5–418, hier S. 382–392.
Normdaten
GND: 118535013
Zitierweise
<<Autor>>, «Habsburg (-Lothringen), Franz Josef I.», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 16.2.2025.