
Hilti Aktiengesellschaft
Autor: Christoph Maria Merki | Stand: 31.12.2011
In der Montagetechnik tätiges Unternehmen mit Sitz in Schaan. Die Hilti AG ging aus einer kleinen mechanischen Werkstätte hervor, die Eugen Hilti in Schaan in den 1930er Jahren neben seiner Kraftfahrzeug-Werkstätte unterhielt und die u.a. Sägen und Zündkerzenkörper herstellte. Ende 1941 gründete Hilti zusammen mit seinem Bruder Martin Hilti die «Maschinenbau Hilti oHG». 1943 beschäftigte der Betrieb 70 Personen, die v.a. für die deutsche Kriegswirtschaft produzierten (Motorenteile, Zündkerzen). 1944, mit dem Nachlassen der Kriegskonjunktur, war das Unternehmen gezwungen, für die schweizerische Maschinenfabrik Rüti Lohnarbeiten (Drehen, Fräsen und Bohren von Metallteilen) auszuführen. Die 1945 begonnene Herstellung von Feuerzeugen und Haushaltsgeräten (wassergetriebene Mixer) wurde später wieder aufgegeben.
1948 erhielt die Hilti AG den Auftrag, Stahlbolzen für die Schussmontage herzustellen. Nach diesem ersten Kontakt mit der Befestigungstechnik übernahm die Hilti AG die Rechte an dem System und entwickelte es weiter. Weil das Produkt beratungsintensiv war, wurde ein Vertriebs- und Servicenetz aufgebaut. Zuerst wurden die umliegenden Länder erschlossen, dann Italien (ab 1952). Heute ist die Hilti AG in über 120 Ländern präsent. Ausgehend von den Bolzensetzapparaten diversifizierte die Hilti AG in weitere Bereiche der Montagetechnik: Bohrhämmer (1967), Heft- und Nageltechnik (1977), Diamantbohrung (1982), Abbautechnik (1982), Schraubtechnik (1985), Bauchemie (1986), Bautenschutz, Instandsetzung.
1960 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, deren Namensaktien seit 1980 der Hilti-Familientrust hält. Die Kotierung an der Börse mit Partizipationsscheinen blieb Episode (1986–2003). 1990 überliess Martin Hilti seinem Sohn Michael die Konzernleitung, 1994 das Verwaltungsratspräsidium. Der Umsatz stieg von 6,7 Mio. Fr. (1954) auf 40 Mio. Fr. (1961), 568 Mio. Fr. (1973), 1255 Mio. Fr. (1983), 2250 Mio. Fr. (1993) und 3013. Mio. Fr. (2003), die Zahl der Beschäftigten von 60 (1948) auf 330 (1958), 3500 (1967, davon 900 in Liechtenstein), 7156 (1978, davon 1313 in Liechtenstein), 8900 (1985, davon 1388 in Liechtenstein), 12 020 (1993), 14 640 (2003, davon 1500 in Liechtenstein). Seit 1970 entstanden Produktionswerke im Ausland, zuerst in Österreich, später in Deutschland, Grossbritannien, Frankreich, den USA und China (dort Geräte-, Bohrer- und Metalldübelfertigung).
Seit den späten 1950er Jahren sind die meisten Beschäftigten im Vertrieb und im Kundendienst tätig (1966 z.B. zwei Drittel der 3000 Beschäftigten). Am Konzernsitz in Schaan befinden sich das Management sowie Teile der Forschung und der Produktion. Trotz Bemühungen in der Ausbildung einheimischer Lehrlinge erwies sich der liechtensteinische Arbeitsmarkt für das seit den 1960er Jahren grösste liechtensteinische Unternehmen als zu klein: Zwischen 1966 und 1978 waren 60–70 % aller in Liechtenstein Beschäftigten Ausländer (Niedergelassene und Grenzgänger); besonders hoch war der Ausländeranteil bei den Technikern und Akademikern (1986 86 %).
Medien
Quellen
- Hilti Geschäftsbericht 1973– (diverse Titelvarianten, seit 2008: Unternehmensbericht Hilti).
Literatur
- Veronika Marxer, Christian Ruch: Liechtensteinische Industriebetriebe und die Frage nach der Produktion für den deutschen Kriegsbedarf 1939-1945, Vaduz/Zürich 2005, S. 27–60 (= Veröffentlichungen der Unabhängigen Historikerkommission Liechtenstein Zweiter Weltkrieg, Studie 2).
- Rudolf Hagen: Die Entwicklung der Hilti AG vom kleinen Gewerbebetrieb zum internationalen Konzern. Unter besonderer Berücksichtigung des Standortes Liechtenstein, Dissertation Wirtschaftsuniversität Wien, Manuskript 1979.
Zitierweise
<<Autor>>, «Hilti Aktiengesellschaft», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 15.2.2025.