
Hintersassen
Autor: Bernd Marquardt | Stand: 31.12.2011
Hintersassen waren ursprünglich Leute, «die hinter einer Herrschaft sassen», d.h. einem lokalen Gerichtsherrn unterstanden. In diesem Sinn sind die in den Ergänzungen zum Brandisischen Urbar (um 1520) erwähnten «hindersässen» zu verstehen. Später waren in Liechtenstein nur noch Beisassen gemeint, also Dorfbewohner ausserhalb des gemeindlichen Bürgerrechts, die als unterbäuerliche Schicht sowohl bei den Teilhaberechten an der Allmende als auch bei den politischen Rechten stark minderberechtigt waren. Die Hintersassen zahlten der Herrschaft für ihr Niederlassungsrecht eine einmalige Einkaufsgebühr oder eine jährliche Abgabe, das «Hintersässgeld». Erst das Gemeindegesetz von 1864 schaffte die Rechtsstellung des Hintersassen ab. Gegen ein mässiges Einkaufsgeld wurden sie Gemeinde- und Landesbürger.
Quellen
- Liechtensteinisches Urkundenbuch, Teil I: Von den Anfängen bis zum Tod Bischof Hartmanns von Werdenberg-Sargans-Vaduz 1416, Bd. 4: Aus den Archiven des Fürstentums Liechtenstein, bearb. von Georg Malin, Vaduz 1963/1965 (LUB I/4), S. 319.
Literatur
- Josef Büchel: Geschichte der Gemeinde Triesen, hg. von der Gemeinde Triesen, Bd. 1, Triesen 1989, S. 203f.
- Alois Ospelt: Das Bürgerrecht im Wandel der Zeit, in: Liechtensteinische Juristen-Zeitung, Jg. 7 (1986), S. 147–155.
- Alois Ospelt: Wirtschaftsgeschichte des Fürstentums Liechtenstein im 19. Jahrhundert. Von den napoleonischen Kriegen bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 72 (1972), S. 5–423, hier S. 50f.
Zitierweise
<<Autor>>, «Hintersassen», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 16.2.2025.