Hitler, Adolf

Autor: Peter Geiger | Stand: 31.12.2011

*20.4.1889 Braunau (OÖ), †30.4.1945 Berlin. Ab 1921 Vorsitzender der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Ab 1933 deutscher Reichskanzler und 1934–45 als «Führer und Reichskanzler» mit diktatorischen Vollmachten Regierungschef und Staatsoberhaupt des Deutschen Reichs, das ab 1933 in einen totalitär-rassistischen Einparteienstaat (→ Nationalsozialismus, NSDAP Ortsgruppe Liechtenstein) umgebaut wurde. Hitler entfesselte 1939 den Zweiten Weltkrieg, den Deutschland als Angriffs-, Raub- und Vernichtungskrieg führte. Er war hauptverantwortlich für die beinahe vollständige Auslöschung des europäischen Judentums (→ Antisemitismus).

Der Liechtensteiner Heimatdienst sah Hitler positiv, und die nationalsozialistische Volksdeutsche Bewegung in Liechtenstein folgte ihm bedingungslos als oberstem «Führer». Dagegen standen Fürst, Regierung, Behörden, Bevölkerung und Kirche Hitler ablehnend gegenüber, ausser einem Teil der VU und deren Zeitung «Liechtensteiner Vaterland» in der Zeit der deutschen Kriegserfolge. Die Politik der liechtensteinischen Entscheidungsträger ging dahin, Hitler nicht zu reizen. Nach der Rotter-Entführung 1933 verhinderte Hitler die Auslieferung der in Feldkirch verhafteten deutschen Mittäter an Liechtenstein. Am 18.3.1938 entschied er, sich in Liechtenstein, das nach dem Anschluss Österreichs ebenfalls anschlussgefährdet war, vorläufig nicht einzumischen. Im November 1938 soll Hitler gegenüber Staatssekretär Ernst von Weizsäcker geäussert haben, er wolle die Worte Liechtenstein und Schweiz nie wieder hören, «denn die Leute dort hassen mich». Hitler betrachtete Liechtenstein als Anhängsel der Schweiz, mit der zusammen es zu behandeln wäre.

Fürst Franz Josef II. stattete mit Regierungschef Josef Hoop und Regierungschef-Stellvertreter Alois Vogt Hitler und der Reichsregierung am 2./3. März 1939 in Berlin einen offiziellen Besuch ab. Hitler, dem die Visite nicht passte, empfing den Fürsten sowie Hoop in einer halbstündigen Audienz, Verhandlungen gab es nicht. In den am 24.3.1939 von liechtensteinischen Nationalsozialisten versuchten Anschlussputsch war Hitler nicht involviert. Als er in der Putschnacht von Staatsminister Otto Meissner und Heinrich Georg Stahmer über die Vorgänge informiert wurde, befahl er dem Gauleiter von Tirol-Vorarlberg, Franz Hofer, alle von Feldkirch ausgehenden Anschlussaktionen zu stoppen. Hitler beantwortete regelmässig die formellen Glückwunschtelegramme des Fürsten zum Geburtstag und zum Jahreswechsel sowie zum Ausgang des Attentats vom 20. Juli 1944. Für Liechtenstein bedeuteten Hitlers Telegramme wie der Besuchsempfang eine formelle momentane Anerkennung der staatlichen Existenz.

Literatur

  • Peter Geiger: Kriegszeit. Liechtenstein 1939 bis 1945, 2 Bände, Vaduz/Zürich 2010.
  • Peter Geiger, Arthur Brunhart, David Bankier, Dan Michman, Carlo Moos, Erika Weinzierl: Fragen zu Liechtenstein in der NS-Zeit und im Zweiten Weltkrieg: Flüchtlinge, Vermögenswerte, Kunst, Rüstungsproduktion. Schlussbericht der Unabhängigen Historikerkommission Liechtenstein Zweiter Weltkrieg, Vaduz/Zürich 2005.
  • Peter Geiger: Krisenzeit. Liechtenstein in den Dreissigerjahren 1928–1939, 2 Bände, Vaduz/Zürich 1997, 22000.
  • Ian Kershaw: Hitler 1936-1945, Darmstadt 1998/2000.
  • Joachim Fest: Hitler. Eine Biographie, Frankfurt am Main 1973.

Zitierweise

<<Autor>>, «Hitler, Adolf», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 8.2.2025.

Normdaten

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ZUR VERTIEFUNG
Fürst Franz Josef II. besucht Adolf Hitler in Berlin, 1939

Fürst Franz Josef II. schreitet während seines Berlinbesuchs 1939 eine Ehrenkompanie ab. Fotografie (Liechtensteinisches Landesarchiv).