Hoffnaass, Franziska (Fanny) von

Autor: Rupert Tiefenthaler | Stand: 12.6.2025

Schriftstellerin. *18.10.1831 Schloss Maxlrain (Bayern), †31.12.1892 München, 1867 eingebürgert in Vaduz, Tochter des Juristen Anton Jägerhuber und der Franziska, geb. Edle von Geiger, ein Bruder. 1) 11.5.1852 Ludwig von Hoffnaass (*1829, †12.3.1865), Offizier der bayerischen Armee, eine Tochter, 2) 24.4.1867 Josef Gabriel Rheinberger, Komponist. Ab der Heirat offiziell Franziska (Fanny) Rheinberger.

Franziska von Hoffnaass wuchs in der Kunstmetropole München auf. Ihrem Stand entsprechend erhielt sie mittels Privatunterricht eine breite Allgemeinbildung und beherrschte mehrere Sprachen. Eine Berufsausbildung war ihr als Frau jedoch verwehrt.

Der Vater von Franziska von Hoffnaass war Gutsverwalter und Gerichtshalter der Adelsfamilie Arco im Patrimonialgericht Maxlrain. Das hochadelige Umfeld war für sie ebenso prägend wie der Tod enger Familienangehöriger, so ihres einzigen Bruders Friedrich (1830–1847), ihres dreimonatigen Kindes Bertha Iphigenia (1853), ihres Cousins Josef von Geiger (1840–1862) und ihres Mannes Ludwig von Hoffnaass im Jahr 1865. Eine Ovarektomie in Folge eines Krebsleidens im Jahr 1866 überlebte sie knapp. Als Offiziersgattin wechselten ihre Aufenthaltsorte mit München ab (Landau 1853, Oberaudorf 1855, Augsburg 1858/60, Düsseldorf 1859, Friedberg 1860, Venedig 1861/62). Reisen führten sie in die Schweiz 1852 und 1864, nach Wien 1858, Nürnberg 1861 und Paris 1865.

Hoffnaass’ künstlerische Tätigkeit war vielfältig. Sie lernte Zeichnen bei Joseph Resch (1847), war 1855 und 1857 Gesangssolistin beim Oratorienverein in München, wo sie auch ihren späteren Mann Josef Rheinberger kennenlernte. Bei ihm studierte sie ab 1857 Klavier, Komposition und Orgelspiel. Ihre musikalischen und sprachlichen Fähigkeiten vertiefte sie 1861/62 in Venedig. Zurück in München intensivierte sich die Zusammenarbeit mit Rheinberger. Sie kopierte die Partituren und Stimmen seiner Werke, arrangierte Rheinbergers Stücke für Klavier zu vier Händen und komponierte selbst Lieder, wovon eines 1868 im Druck erschien. Nach ihrer Heirat mit Rheinberger dienten ihre gemeinsamen Reisen der Verbreitung der musikalischen Werke des Komponisten oder hatten familiäre Gründe (Salzburg und Leipzig 1867, Wien 1868, Prag 1872, Vaduz 1873 und 1881, Florenz 1874, Köln 1882).

Ihre literarische Laufbahn begann mit Übersetzungen englischer Madrigale 1861 und eigenen Erzählungen 1866. In den Jahren 1870–1871 schrieb sie für Musikzeitschriften anonyme Konzertkritiken. Die Reisebeschreibung «Jenseits des Brenners» war 1875 ihre erste grössere Publikation. Danach thematisierte sie in «Dichtungen» (1882), in der Biographie einer französischen Ordensfrau aus dem 17. Jahrhundert (1888) oder im Gedichtband «Am Quell der Wahrheit und des Lebens» (1891) religiöse Inhalte. Diese beruhten auf intensiven theologischen Studien. Die Religion spielte in Hoffnaass’ Leben eine grosse Rolle, was in der Mitgliedschaft im Münchner Paramentenverein (1868) und in der Erzbruderschaft des Hl. Georg (1892) zum Ausdruck kam. Als Dank für die überstandene Operation stiftete sie 1866 der Kirche St. Ludwig in München die alljährliche Aufführung von Rheinbergers «Stabat Mater».

Im Verlauf der Jahre schrieb Franziska von Hoffnaass mehr als 40 teils kürzere, teils gross angelegte Texte, die von Rheinberger in Form von Liedern, Hymnen, Romanzen, Balladen, Kantaten und einem Singspiel vertont wurden. Das letzte gemeinsame Werk des Künstlerehepaares Hoffnaass–Rheinberger war das noch heute populäre Weihnachtsoratorium «Der Stern von Bethlehem» (1891).

Neben ihrem künstlerischen Beitrag setzte sich Franziska von Hoffnaass auch tatkräftig für die Sicherung und Verbreitung des Rheinbergerschen Werks ein. So erstellte sie ein Verzeichnis seiner Kompositionen, führte ab 1868 Tagebuch über deren Entstehung, sammelte und ordnete den Schriftverkehr ihres Mannes, verpackte und schickte die Manuskripte an die Verlage und publizierte über den Komponisten Rheinberger. Im Hinblick auf eine Biographie Josef Rheinbergers sammelte sie zudem Daten und Dokumente zu dessen Leben und Werk.

Jüngere Publikationen zu Fanny von Hoffnaass korrigieren die bis dahin geringschätzige Rezeption ihres Schaffens und würdigen sie auch als Komponistin.

Die Grabstätte des Künstlerehepaares in München wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. 1949 erfolgte die Überführung der Gebeine nach Vaduz und die Bestattung in einem Ehrengrab.

Werkauswahl

  • Franziska von Hoffnaass: Am Quell der Wahrheit und des Lebens. Sonette, Regensburg 1891.
  • Franziska von Hoffnaass: Maria Felicia Orsini (Herzogin Montmorency), Donauwörth 1888.
  • Franziska von Hoffnaass: Dichtungen, München 1882.
  • Franziska von Hoffnaass: Jenseits des Brenners. Ein Ferienausflug, Würzburg 1875.

Von Josef Rheinberger vertonte Dichtungen (Auswahl):

  • Toggenburg, Ein Romanzenzyklus, op. 76, 1874.
  • Clärchen auf Eberstein, Ballade, op. 97, 1876.
  • Fahrende Schüler, op. 100, 1877.
  • Christoforus, Legende, op. 120, 1880.
  • Gesänge altitalienischer Dichter, Übersetzung, op. 129, 1882.
  • Aus verborgenem Tal, Zyklus von 14 Gedichten, op. 136, 1883.
  • Die Rose von Hildesheim, Ballade, op. 143, 1885.
  • Montfort, Eine Rheinsage, op. 145, 1886.
  • Das Zauberwort, Singspiel für die jugendliche Welt, op. 153, 1888.
  • Am Seegestade, Acht Lieder, op. 158, 1890.
  • Der Stern von Bethlehem, Weihnachtskantate, op. 164, 1891.

Quellen

Literatur

  • Birger Petersen: Als München leuchtete. Josef Gabriel Rheinberger und das Münchner Musikleben des 19. Jahrhunderts, Lilienthal 2025 (= Profile. Komponieren im 19. Jahrhundert Bd. 1).
  • Birger Petersen: «Franziska Rheinberger ist mutmaßliche Komponistin» – Zum Umgang mit einer bekannten Unbekannten, in: Regards croisés franco-allemands sur les musiciennes / Französisch-deutsche Musikerinnen-Forschung, Bd. 2, Leipzig 2024 (= Schriften online: Musikwissenschaft 12.2), S. 137–179.
  • Rupert Tiefenthaler: Fanny und Josef Rheinberger. Te Deum laudamus, in: 22 Menschen, die Liechtenstein bewegten, hg. von Frank P. van Eck und Mathias Ospelt, Triesen 2023, S. 14–25.
  • Veronika Marxer: Schon von Franziska von Hoffnaass gehört? Einblick in das Leben und Werk der königlichen Hofkapellmeisters- und Professorengattin Franziska Alberta Rheinberger, hg. von der Internationalen Josef Gabriel Rheinberger Gesellschaft, Vaduz 2015, [Broschüre zur gleichnamigen Ausstellung im Gasometer, Triesen].
  • Veronika Marxer: «Schon von Franziska von Hoffnaass gehört?», Vernissage-Rede zur Ausstellung im Gasometer Triesen, gehalten am 26. November 2015.
  • Barbara Eichner: «Hoffnaass, Franziska (Romana Ursula)», in: Lexikon Musik und Gender, hg. von Annette Kreutziger-Herr und Melanie Unseld, Kassel 2010, S. 279.
  • Harald Wanger: Josef Gabriel Rheinberger. Eine Biographie, Triesen 2007.
  • Harald Wanger: Josef Gabriel Rheinberger. Leben und Werk in Bildern, Stuttgart 1998 (= Josef Gabriel Rheinberger, Sämtliche Werke, Supplement Bd. 2).
  • Elisabeth und Hans-Josef Irmen: Gabriel Josef Rheinberger und Franziska von Hoffnaass – eine Musikerehe im 19. Jahrhundert, Zülpich 1990.

Medien

Franziska (Fanny) von Hoffnaass, ca. 1883 (Liechtensteinisches Landesarchiv, Vaduz, SgAV 17/001/157/002, Ernst Heinrich Blumenthal/Bad Wildbad).
Franziska (Fanny) von Hoffnaass, ca. 1883 (Liechtensteinisches Landesarchiv, Vaduz, SgAV 17/001/157/002, Ernst Heinrich Blumenthal/Bad Wildbad).

Normdaten

GND: 118995014

Zitierweise

<<Autor>>, «Hoffnaass, Franziska (Fanny) von», Stand: 12.6.2025, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 8.7.2025.