Hohenems, Kaspar von

Autor: Karl Heinz Burmeister | Stand: 31.12.2011

Landesherr. *1.3.1573 Burg Hohenems, †10.9.1640 Palast Hohenems. Sohn des Jakob Hannibal I. und der Hortensia Borromeo, vier Geschwister. 1) 1593 Eleonora Philippina Freifrau von Welsberg und Primör (†4.1.1614), 2) 13.4.1614 Anna Amalia Gräfin von Sulz, aus der ersten Ehe sieben Kinder, u.a. Franz Maria und Jakob Hannibal II., aus der zweiten Ehe ein Kind. Ab 1587 regierender Graf in Hohenems (bis 1604 mit seinem Bruder Wolf Dietrich II.), ab 1613 auch in Vaduz und Schellenberg.

Nach dem frühen Tod der Eltern übernahmen der in Rom residierende Vaterbruder Kardinal Märk Sittich III. (bis 1589 Bischof von Konstanz) und der Ehemann der Vaterschwester Margaretha, Fortunat Madruzzo, die Vormundschaft, unter der auch die jüngeren Brüder Märk Sittich IV. und Wolf Dietrich II. sowie die zwei Schwestern Margaretha und Klara standen. 1587 immatrikulierte sich Kaspar an der Universität von Siena (I). 1589 trat er in Innsbruck als Kämmerer in die Hofdienste Erzherzog Ferdinands von Tirol, erhielt eine Exspektanz auf eine der zuerst frei werdenden Vogteien Feldkirch, Bregenz oder Bludenz und wurde Pfandherr zu Neuburg; 1594 rundete er seinen Besitz durch die pachtweise Übernahme der Pfandschaft Montfort-Tosters ab. 1603 liess sich Kaspar für seine Reichsgrafschaft Hohenems und den Reichshof Lustenau als Reichsstand in die Reichsmatrikel aufnehmen, womit er Sitz und Stimme auf der Grafenbank des Schwäbischen Kreises und des Reichstags erhielt; 1613 besuchte er den Reichstag zu Regensburg. 1607 war ihm die Vogtei Bludenz zugefallen, die er bis 1614 innehatte; er residierte allerdings nicht in Bludenz, sondern überliess die dortigen Geschäfte dem Vogteiverwalter David Pappus. Nachdem er am 23.3.1613 von seinem Schwiegervater Karl Ludwig von Sulz Vaduz und Schellenberg erworben hatte, liess er ein Urbar anlegen; er verbaute während seiner Regierungszeit über 1000 Gulden im Schloss Vaduz. Unter seiner Herrschaft kam es in der Grafschaft Hohenems und der Grafschaft Vaduz zu Hexenverfolgungen. Kaspar tauschte die Vogtei Bludenz gegen die näher liegende Vogtei Feldkirch, die er 1614–20 verwaltete. Er förderte den Ausbau seines Residenzortes Ems, vollendete den Bau des Palastes, des Lusthauses und des Tiergartens, erbaute das Amtshaus (heute Rathaus) und mehrere Kapellen (1603 Schlosskapelle auf Burg Neuems, 1607 Sebastianskapelle und Rochuskapelle, 1617 Karlskapelle) und gründete 1605 den Markt (Dompropsteigasse). Das Schwefelbad wurde als Stätte des Fremdenverkehrs ausgebaut. 1617 erteilte er den Juden, von denen er eine wirtschaftliche Weiterentwicklung seines Territoriums erwartete, einen ersten Schutzbrief.

Die «Embser Chronik» von Johann Georg Schleh (1616) propagierte ein kommendes Fürstentum der Hohenemser als Grenzstaat zwischen Österreich, Graubünden und der Schweiz. Für diesen im Bereich des Alpenrheins zwischen der St. Luzisteig und dem Bodensee geplanten Grenzstaat erhoffte sich Kaspar den Status der Neutralität. Er bot Österreich 100 000 Gulden für die Abrundung seines Territoriums, doch scheiterten diese Pläne an militärischen Bedenken und am Widerstand der Vorarlberger Landstände.

Schon 1614–15 hatte Kaspar versucht, durch ein Testament und ein Fideikommiss die emsische Herrschaft für die Zukunft abzusichern; 1626 liess er das Fideikommiss mit einer Primogeniturerbfolge durch den Kaiser, den König Philipp IV. von Spanien (für die im Herzogtum Mailand gelegene Grafschaft Gallarate) und die acht im Rheintal regierenden eidgenössischen Orte bestätigen. Truppendurchzüge, Militäreinquartierungen und die Pest setzen dem emsischen Territorium (einschliesslich Vaduz und Schellenberg) heftig zu. 1632–33 waren Kaspars Söhne in schwedischer Gefangenschaft.

1614 erhielt Kaspar von Kaiser Matthias den Titel «Wohlgeboren» verliehen. Er war, nach dem Urteil von Ludwig Welti, kein Kriegsheld, sondern ein friedlicher Landedelmann, der seinen kleinen Besitz erfolgreich ausbaute, in schwierigen Kriegszeiten behauptete und sich um gute Nachbarschaft mit den Eidgenossen, Graubünden und Österreich bemühte. Seine fromme Gesinnung zeigt sich in vielfältigen Stiftungen. Anlässlich seines Todes gab Johann Heinrich Kurz, der Pfarrer von Senftenau, in Ems eine «Leich- und Trostpredigt» in Druck.

Archive

  • Adelssachen und Hausarchiv der Grafen von Hohenems im Vorarlberger Landesarchiv (VLA).

Literatur

  • Ludwig Welti: Graf Kaspar von Hohenems, 1573–1640. Ein adeliges Leben im Zwiespalte zwischen friedlichem Kulturideal und rauher Kriegswirklichkeit im Frühbarock, Innsbruck 1963.

Zitierweise

<<Autor>>, «Hohenems, Kaspar von», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 7.2.2025.

Medien

Kaspar von Hohenems, 1617/18. Kupferstich von Lukas Kilian (1579–1637), 19 x 17,8 cm (Bildarchiv LLM). © LIECHTENSTEIN, The Princely Collections, Vaduz–Vienna.