
Inkorporation
Autor: Heinz Dopsch | Stand: 31.12.2011
Inkorporation (deutsch Einverleibung) ist der Übergang des Eigentums- oder Nutzungsrechts an einer Kirche oder Pfarrei an eine andere kirchliche Körperschaft (Kloster, Pfarrei, Universität). Letztere galt rechtlich als «Pfarrer» und konnte die Einkünfte der Pfarrei für sich nutzen, musste aber die Seelsorge sicherstellen. Da dies häufig mit möglichst geringem Aufwand durch Weltgeistliche oder eigene Konventualen geschah, waren solche Verhältnisse oft konfliktträchtig. Die Inkorporation wurde seit dem Hochmittelalter vom Papst verfügt oder bestätigt, sie konnte aber auch aus dem älteren Eigenkirchenrecht erwachsen (→ Eigenkirche).
In Liechtenstein behandelte das Prämonstratenserstift St. Luzi in Chur die Kirche Bendern, die es 1194 aus Adelsbesitz erwarb, bis 1806 als inkorporierte Pfarrei, obwohl keine päpstliche Inkorporationsurkunde überliefert ist. Die Abtei Pfäfers betrachtete Eschen, wo der Abt das Spolienrecht in Anspruch nahm, als inkorporierte Pfarrei, die es zeitweise von Mönchen aus seinem Konvent verwalten liess, konnte sich damit aber nicht durchsetzen. Eine angebliche päpstliche Bulle von 1331 über die Inkorporation war und ist unauffindbar und Pfäfers konnte nur das Patronat behaupten. Die Kirche St. Lorenz in Schaan wurde 1386 dem Domkapitel in Chur inkorporiert. 1416 gestattete der Churer Bischof der Johanniterkommende Feldkirch die Inkorporation der Pfarrei Mauren bis auf Widerruf. Im 17. Jahrhundert wurde die Inkorporation vom Bischof nicht mehr anerkannt und es blieb dem Rechtsnachfolger der Johanniter, dem Benediktinerkloster Weingarten (1610–95), nur das Patronat, das 1696/1714 an die Stadt Feldkirch überging.
Quellen
- Liechtensteinisches Urkundenbuch, Teil I: Von den Anfängen bis zum Tod Bischof Hartmanns von Werdenberg-Sargans-Vaduz 1416, 6 Bände, bearb. von Franz Perret, Benedikt Bilgeri, Georg Malin und Otto P. Clavadetscher, Vaduz 1948–1996 (LUB I/1–6).
Literatur
- Thomas Willich: Quellen zur spätmittelalterlichen Geschichte Liechtensteiner Kirchen und Kapellen aus dem Repertorium Germanicum (1378–1464), in: Bausteine zur liechtensteinischen Geschichte. Studien und studentische Forschungsbeiträge, hg. von Arthur Brunhart, Bd. 2: Neuzeit. Land und Leute, Zürich 1999, S. 69–102.
- Wolfgang Müller: Zur Kirchen- und Pfarreigeschichte, in: Das Fürstentum Liechtenstein. Ein landeskundliches Portrait, hg. von Wolfgang Müller, Bühl/Baden 1981, S. 33–62.
- Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein, hg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Basel 1950 (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Sonderband).
Zitierweise
<<Autor>>, «Inkorporation», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 12.2.2025.