
Jugendarbeit
Autor: Ludwig Frommelt | Stand: 31.12.2011
Jugendarbeit ist die Gesamtheit der Tätigkeiten privater und öffentlicher Institutionen, die kulturelle, politische, sportliche und andere Aktivitäten für Jugendliche in deren Freizeit anbieten. Man unterscheidet zwischen organisierter (→ Jugendorganisationen) und offener Jugendarbeit.
Pioniere der offenen Jugendarbeit in Liechtenstein waren die Freizeitzentren Vaduz (eröffnet 1973) und Schaan (1974). Für Letzteres wurde das erste Konzept zur offenen Kinder- und Jugendarbeit in Liechtenstein erstellt. Die beiden Zentren sollten auch Jugendlichen, welche nicht in einem Verein organisiert waren, einen Treffpunkt bieten. An ihnen waren die ersten in Liechtenstein tätigen, professionellen soziokulturellen Animatoren angestellt. Zu den beiden Freizeitzentren hatten Jugendlichen ab 13 Jahren, aber auch Erwachsene Zutritt. Sie boten neben einem offenen Treffpunkt u.a. handwerkliche Kurse, Discotheken, thematische Veranstaltungen und Lager. In Schaan bestanden zudem – erstmals in Liechtenstein – offene Angebote für Kinder v.a. im Bereich Theater und Malatelier.
Die Jugendarbeitsstelle des Dekanats Liechtenstein war ab 1979 ebenfalls im Bereich von offenen Angeboten und unterstützend für die organisierten und nicht organisierten Jugendgruppen tätig, die in den 1970er Jahren in verschiedenen Gemeinden entstanden waren. 1979 wurde mit dem Jugendgesetz eine gesetzliche Grundlage für die staatliche Förderung der offenen und der organisierten Jugendarbeit geschaffen (→ Jugendpolitik). Nach Vaduz und Schaan erfolgte ab Ende der 1980er Jahre auch in den übrigen liechtensteinischen Gemeinden die Professionalisierung der offenen Jugendarbeit mit der Inbetriebnahme von Jugendtreffs und Anstellung von professionell tätigen Jugendarbeitern (Balzers 1988, Triesenberg 1995, Eschen 1997, Triesen 1999, Mauren 2000, Planken 2001, Jugendarbeitsgemeinschaft für Ruggell, Schellenberg und Gamprin 2001). Gründe für die Professionalisierung waren das veränderte Freizeitverhalten der Jugendlichen, vereinzelt unerwünschtes Verhalten von Jugendgruppen sowie das gesteigerte Bewusstsein für die Bedeutung der ausserschulischen Betreuung von Jugendlichen. Im Rahmen der offenen Jugendarbeit wurden in einzelnen Gemeinden zudem verschiedenste Angebote für Kinder geschaffen.
Um die ausserschulische, offene Jugendarbeit zu koordinieren, gründeten die professionell in der liechtensteinischen Jugendarbeit Tätigen 1996 die Vereinigung Liechtensteiner Jugendarbeiter und Jugendarbeiterinnen VLJ (seit 2002 Verein Liechtensteiner Jugendorganisationen) mit Sitz in Schaan. Der VLJ nimmt zu jugendpolitischen Fragen Stellung, führt verschiedene Aktivitäten in der offenen Jugendarbeit durch und gibt seit 1997 die Jugendzeitung «Flash» heraus. Nach der Auflösung der Jugendarbeitsstelle des Dekanats infolge der Errichtung des Erzbistums Vaduz wurde 1999 auf Initiative der Regierung und des Amts für Soziale Dienste (ASD) das auf Landesebene tätige «aha – Tipps und Infos für junge Leute» gegründet. Träger ist der Verein Jugendinformation Liechtenstein. Das «aha» bietet Jugendlichen verschiedenste Informationen, führt Projekte (z.B. Schulendtage und Kinderuni) durch und betreibt die für das EU-Programm «Jugend in Aktion» verantwortliche Nationalagentur Jugend (z.B. Jugendinitiativen, Jugendbegegnungen).
Seit 2005 finanzieren die Gemeinden die offene Jugendarbeit in ihrem Bereich selbständig (vorher Mischfinanzierung durch Gemeinden und Staat). Der Staat fördert die offene Jugendarbeit u.a. durch Beratung (z.B. durch den Kinder- und Jugenddienst des ASD) und finanzielle Unterstützung (Projektförderungen, Weiterbildungen für Ehrenamtliche, Jugendleiterurlaub sowie Finanzierung von Ausbildungs- und Praktikumsplätzen). In der direkten offenen Kinder- und Jugendarbeit in den Gemeinden waren 2011 in Liechtenstein 17 Personen mit insgesamt rund 1200 Stellenprozenten beschäftigt.
Quellen
- Jahresberichte Jugendarbeitsstelle, Schaan 1980–81.
- Jahresbericht des Liechtensteinischen Dekanats, Vaduz 1982–98.
- Jahresberichte Verein Liechtensteiner Jugendorganisationen 1996–.
- Jahresberichte Verein Jugendinformation Liechtenstein, Schaan 1999–.
Literatur
- Klaus Biedermann: Das Dekanat Liechtenstein 1970 bis 1997. Eine Chronik des kirchlichen Lebens, Vaduz 2000, S. 175–199.
Von der Redaktion nachträglich ergänzt
- 20 Jahre aha Liechtenstein. Jubiläumsbuch 1999–2019, hg. vom Verein aha – Jugendinformation Liechtenstein, Redaktion Iris Ott, Vaduz 2019.
Zitierweise
<<Autor>>, «Jugendarbeit», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 12.2.2025.