Jugendparlament

Autor: Donat Büchel | Stand: 31.12.2011

Ein erstes Jugendparlament existierte in Liechtenstein 1965–69. Es wurde vom überparteilichen Verein «Liechtensteiner Jugendparlament» (LJP) durchgeführt und hatte den Zweck, bei den 16- bis 30-Jährigen Verständnis und Interesse für die Landesprobleme und die liechtensteinische Staatsform zu fördern sowie in den parlamentarischen Betrieb einzuführen. Das Jugendparlament stand Männern und Frauen offen, auch ausländische Staatsangehörige konnten aufgenommen werden. Das Führen von politischen Debatten, das Einbringen von Motionen, Interpellationen und Postulaten, die eine fünfköpfige Exekutive beantwortete, waren im Jugendparlament formell gleich wie im Landtag. Das Jugendparlament tagte in der Aula der Realschule Vaduz und behandelte Themen wie die Einführung des Frauenstimmrechts und der Ehescheidung, die erleichterte Einbürgerung Alteingesessener, die Abschaffung der Todesstrafe und den Bau einer Jugendherberge. Es gab verschiedene Fraktionen sowie Fraktionslose. Die Organe des Jugendparlaments (Vereinsvorstand und Exekutive) wurden jährlich neu gewählt. 1965–69 gab das Jugendparlament ein eigenes Publikationsorgan für seine Mitglieder heraus, den «Kurier». Er erschien vor jeder Versammlung und enthielt u.a. die Einladung zur nächsten Sitzung, das Protokoll der letzten Sitzung und Motionsvorlagen.

Die Mitgliederzahlen gingen von 1965 (123 Mitglieder) bis 1969 (39) stark zurück. Das Jugendparlament löste sich in der Versammlung vom 11.10.1969 auf, die Aktiven gingen 1974 an die Stiftung «Pro Liechtenstein». Ein neues Jugendparlament konnte sich bisher nicht auf längere Zeit etablieren. 1998 führte die Jugendunion (VU) ein Jugendparlament durch. 1999–2001 bestand eine Kommission der Regierung, welche jährlich ein Jugendparlament veranstalten sollte. Aus Mangel an Interesse fand dieses jedoch nur 2000 statt, 2001 wurde die Kommission nicht mehr bestellt. 2007 initiierte die Regierung das Pilotprojekt eines liechtensteinischen Schülerparlaments für Schülerinnen und Schüler von 12–16 Jahren unter dem Namen JUBEL (Jugend Beteiligung Liechtenstein).

Archive

  • Liechtensteinisches Landesarchiv, Vaduz (LI LA).

Quellen

  • Schülerparlament startet, in: Liechtensteiner Vaterland, 30.8.2007, S. 9.
  • Landtag, Regierung und Gerichte. Bericht des Landtages, Rechenschaftsbericht der Regierung an den Hohen Landtag, Berichte der Gerichte, Landesrechnung, Vaduz 2002, S. 135.
  • Landtag, Regierung und Gerichte. Bericht des Landtages, Rechenschaftsbericht der Regierung an den Hohen Landtag, Berichte der Gerichte, Landesrechnung, Vaduz 1999, S. 104.
  • Erstes Jugendparlament in Liechtenstein, in: Liechtensteiner Volksblatt, 30.6.1998, S. 2.
  • Das Jugendparlament ist eingegangen! in: Liechtensteiner Volksblatt, 15.10.1969, S. 1.
  • Kurier. Offizielles Publikationsorgan des Liechtensteiner Jugendparlamentes, Nr. 1–24, Vaduz 1965–69.
  • Filmmaterial: Cinémathèque suisse und Schweizerisches Bundesarchiv, Bern. Quelle: J2.143#1996/386#1186-1#1*, Schweizer Filmwochenschau vom 05.11.1965, Staatsbürger von morgen (1186-1).

Zitierweise

<<Autor>>, «Jugendparlament», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 12.2.2025.

Medien

Konstituierende Sitzung des Liechtensteinischen Jugendparlaments, 1965 (Broschüre Liechtensteinisches Jugendparlament). In der vorderen Reihe die Exekutive, von links: Hansjörg Risch, Gustav Jehle, Brigitte Büchel, Werner Vogt, Karlheinz Wolf. In der hinteren Reihe von links: Sekretär Karlheinz Heeb, Präsident Hanspeter Gassner, Vizepräsident Rupert Hilti.
Ausschnitt aus dem Film «Staatsbürger von morgen». Schweizer Filmwochenschau vom 5.11.1965. Informationsportal Memobase.