Jungmannschaften

Autor: Donat Büchel | Stand: 31.12.2011

Jungmannschaften (auch Jünglingsvereine genannt) waren katholische, kulturelle und gemeinnützige Vereinigungen für schulentlassene und unverheiratete Männer, die auf Pfarreiebene organisiert waren. Ende des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts gründeten Seelsorger in fast allen Pfarreien Liechtensteins solche Jungmannschaften, denen sie als Präsides vorstanden. Die Jungmannschaften bezweckten v.a. sittlich-religiöse Schulung (Vorträge, Diskussionen, Teilnahme an religiösen Feiern) und geselliges Beisammensein, auch führten sie Theater auf. Eine Initiative von Landesvikar Johann Baptist Büchel zur Schaffung eines Landesverbands der Jünglingsvereine 1918 scheiterte. 1938 wurde ein Landesvorstand gewählt, weshalb dieses Jahr als Gründungsjahr des Liechtensteinischen Katholischen Jungmannschaftsverbands (LKJV) gilt. Er hatte laut Statuten von 1940 den Status eines kantonalen Verbands des Schweizerischen Katholischen Jungmannschaftsverbands. Die Jungmannschaften – wie auch die Pfadfinder – wurden Ende der 1930er Jahre in Liechtenstein gezielt gefördert, um die Jugend dem Einfluss des Nationalsozialismus zu entziehen.

Der LKJV gab nach dem Zweiten Weltkrieg interne Mitteilungsblätter heraus: ab 1948 «Mitteilungen», später «Jung Liechtenstein» und 1965–71 «Die Welle». In den 1960er und 70er Jahren lösten sich mit Ausnahme der bis heute bestehenden Balzner Sektion alle liechtensteinischen Jungmannschaften auf bzw. wandelten sich in Jugendgruppen, die auch Mädchen aufnahmen. Der LKJV benannte sich 1970 in Liechtensteinische Kirchliche Jugendbewegung um. Die neue Vereinigung, der auch Jugendgruppen und Marianische Kongregationen angehörten, war bereits 1972 führungslos. Als Nachfolgeverband bestand 1975–83 die Christlich Liechtensteinische Jugendbewegung (CLJ).

Archive

  • Liechtensteinisches Landesarchiv, Vaduz (LI LA).

Literatur

  • Peter Geiger: Krisenzeit. Liechtenstein in den Dreissigerjahren 1928–1939, Bd. 2, Vaduz/Zürich 1997, 22000, S. 214–220.
  • Emanuel Vogt: Mier z Balzers. Wie es früher bei uns war, 3 Bände, Vaduz 1995–1998.
  • Walter Kranz: Die Jugendverbände, in: Fürstentum Liechtenstein. Eine Dokumentation, hg. von der Presse- und Informationsstelle der Regierung des Fürstentums Liechtenstein, Vaduz 81982, S. 134–138.
  • Johann Georg Marxer: Prälat Joh. Bapt. Büchel als Landsvikar, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 36 (1936), S. 13–22.

Zitierweise

<<Autor>>, «Jungmannschaften», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 26.4.2025.