Kaplaneien

Autor: Franz Näscher | Stand: 31.12.2011

Eine Kaplanei ist die Stelle eines Kaplans. Kaplan war ursprünglich der Name für Kleriker der fränkischen Hofkapelle, abgeleitet von der Mantelreliquie des hl. Martin (spätlateinisch cappa), im späteren Mittelalter die Bezeichnung für den Inhaber einer an einer Kapelle oder einem Altar gestifteten Messpfründe (→ Pfründe). Heute ist Kaplan die Bezeichnung des Hilfspriesters.

In Liechtenstein geschahen die ältesten Kaplaneistiftungen durch Regenten, der Pfründeninhaber wurde daher als Hofkaplan bezeichnet. Die ältesten Hofkaplaneistiftungen sind in Vaduz an der Kapelle St. Florin belegt. Die erste war die Stiftung am St.-Florin-Altar (später auch obere Hofkaplanei genannt), deren Ursprung ungeklärt ist. Es folgten am 6.3.1395 durch Graf Heinrich V. von Werdenberg-Sargans-Vaduz die Stiftung am Muttergottes-Altar (untere Hofkaplanei) und am 24.11.1476 durch Wolfhart VI., Sigmund und Ulrich, Freiherren von Brandis, jene am St.-Katharina-Altar, die nur bis Mitte des 16. Jahrhunderts bestand. Die Vaduzer Hofkapläne hatten keine Seelsorgeverpflichtungen. Die untere Hofkaplanei wurde 1842 in eine Kuratie und diese 1873 in die Pfarrei umgewandelt. In Schaan stiftete Freiherr Sigmund von Brandis am 28.4.1482 eine Hofkaplanei, die Kaplaneipfründe des Marienaltars an der Pfarrkirche St. Laurentius. 1503 erfolgte an der gleichen Kirche die Gründung der Kaplaneipfründe des Thomasaltars. Diese zwei Kaplaneien wurden 1859 vereinigt. Eine weitere Kaplanei in Schaan bestand bis um 1600 an der Kapelle St. Peter. Die von Freiherr Ludwig von Brandis und der Gemeinde 1494 in Triesen gestiftete Kaplanei St. Mamertus hatte keine längere Existenz. Spätere Kaplanei- oder Frühmessstiftungen erfolgten in Triesen 1689 durch Pfarrer Valentin von Kriss, in Balzers am 20.10.1707 durch Pfarrer Zacharias Seger, in Eschen am 29.3.1864 durch die Gemeinde, in Mauren am 24.11.1871 durch Legate von Pfarrer Martin Georg Möhrle und Johann Kieber und in Triesenberg am 3.3.1909 durch das Vermächtnis des Tierarztes Christoph Wanger, Schaan, und eine Stiftung des Fürsten Johann II. von Liechtenstein. In Bendern waren wegen der ursprünglichen Grösse der Pfarrei mehrere Chorherren und nach der Aufhebung des Klosters St. Luzi, Chur, bis 1927 Kapläne oder Vikare als Seelsorger tätig. In Triesen wurde der Kaplan auch Kooperator genannt.

Literatur

  • Harald Wanger: Die Pfarrei Schaan-Planken in Geschichte und Gegenwart, Schaan 1991, S. 62–67.
  • Stichwort «Kaplanei», in: Deutsches Rechtswörterbuch, Bd. 7 (1983), Sp. 404f.
  • Franz Büchel: Die Geschichte der Pfarrei Balzers, hg. von der Gemeinde Balzers, Balzers 1982, S. 134–148, 179–191.
  • Alois Ospelt, Ludwig Schnüriger: 100 Jahre Pfarrkirche Vaduz (1873–1973), hg. vom Kulturreferat der Gemeinde Vaduz, Vaduz 1973, S. 17–28.
  • Engelbert Bucher: Pfarrei und Pfarreileben von Triesenberg, Triesenberg 1962, S. 31–34.
  • Johann Baptist Büchel: Geschichte der Pfarrei Schaan, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 27 (1927), S. 15–134, hier S. 26, 39–56, 84–104.
  • Johann Baptist Büchel: Geschichte der Pfarrei Eschen, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 26 (1926), S. 5–110, hier S. 18, 57.
  • Johann Baptist Büchel: Bilder aus der Geschichte von Mauren II, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 16 (1916), S. 5–72, hier S. 18f.
  • Johann Baptist Büchel: Geschichte der Pfarrei Triesen, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 2 (1902), S. 3–308, hier S. 15f., 54, 68–70.

Zitierweise

<<Autor>>, «Kaplaneien», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 16.2.2025.