
Kelten
Autorin: Ulrike Mayr | Stand: 31.12.2011
Der Ursprung der Kelten wird im 6./5. Jahrhundert v.Chr. im Gebiet zwischen Hunsrück und Eifel im Mittelrheingebiet vermutet. Reger Kulturaustausch mit den Hochkulturen der Griechen und Etrusker dürfte der Auslöser für neue politische und religiöse Ideen gewesen sein, die ihren Ausdruck auch in einem neuen Kunstempfinden fanden. Die La-Tène-Kultur (zwischen 500/450 v.Chr. und Christi Geburt, benannt nach dem Fundort La Tène am Neuenburger See in der Schweiz) breitete sich über ganz Europa aus, ohne jemals ein gemeinsames Staatsgebilde zu umfassen. Zum Teil wanderten die verschiedenen keltischen Stämme in neue Gebiete, vielfach wurden auch nur die gemeinsame Kunst, die Sprache und die Religion von der einheimischen Bevölkerung übernommen. Als Höhepunkt der Entwicklung wurden ab dem 2. Jahrhundert v.Chr. die ersten Städte in Mittel- und Nordeuropa, die oppida, gegründet und wurde das Münzwesen eingeführt.
Im süddeutschen Raum war der keltische Stamm der Vindeliker ansässig, dessen politisches und kultisches Verwaltungszentrum Augusta Vindelicorum, das heutige Augsburg (D), bildete. Als Teilstamm davon werden die Brigantier am Bodensee mit ihrem Zentrum Brigantium (Bregenz, Vorarlberg) angesehen. Im schweizerischen Mittelland waren hingegen die Helvetier beheimatet. Beide keltischen Stammesgruppierungen hatten sicherlich Handelsbeziehungen mit den vermutlich rätischen Bewohnern des Alpenrheintals (→ Räter). Ab dem 3. Jahrhundert v.Chr. nahm der keltische Einfluss auf unser Gebiet stark zu, wie der Import von Grafittonkeramik aus dem nördlichen Alpenvorland, Waffen, Schmuck, Glasarmringen und -perlen bezeugt. Auch die beiden in Balzers gefundenen keltischen Münzen sowie die neun Votivfiguren von Gutenberg legen Zeugnis davon ab. Überreste der keltischen Sprache haben sich in einigen Ortsnamen wie Bendern oder Eschen erhalten.
Literatur
- Felix Müller, Geneviève Lüscher: Die Kelten in der Schweiz, Stuttgart 2004.
- Hans Stricker, Toni Banzer, Herbert Hilbe: Liechtensteiner Namenbuch, Teil I: Die Orts- und Flurnamen des Fürstentums Liechtenstein, Bd. 6: Einführung, Quellen, Register, Vaduz 1999 (FLNB I/6), S. 51f.
- Konrad Spindler: Die frühen Kelten, 3., erneut durchgesehene Auflage, Stuttgart 1996.
- Hermann Dannheimer, Rupert Gebhard (Hg.): Das keltische Jahrtausend, Landesausstellung des Freistaates Bayern, Prähistorische Staatssammlung, und der Stadt Rosenheim vom 19. Mai–1. November 1993 im Lokschuppen Rosenheim, Mainz 1993 [Ausstellungskatalog].
- Sabatino Moscati et al.(Hg.): The Celts, London 1991.
- Kurt Bittel et al. (Hg.): Die Kelten in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981.
- Die Kelten in Mitteleuropa, Ausstellungskatalog Salzburg, Salzburg 1980.
- René Wyss: Fruchtbarkeits-, Bitt- und Dankopfer vom Gutenberg, in: Archäologie im Fürstentum Liechtenstein, Basel 1978 (= Helvetia Archaeologica 9, H. 34/36), S. 151–166.
- Geodatenportal, Liechtensteinische Landesverwaltung, Amt für Tiefbau und Geoinformation
- Liechtensteiner Namenbuch online
Zitierweise
<<Autor>>, «Kelten», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.