Klerus

Autor: Franz Näscher | Stand: 31.12.2011

Der Begriff Klerus kommt aus dem Griechischen und bedeutet in diesem Zusammenhang «Benennung durch Loswurf». Im christlichen Sinn hat er sich 180–260 entwickelt und bezeichnete die Inhaber der durch Handauflegung übertragenen Dienstämter des Diakons, des Priesters und des Bischofs. Seit der Tolerierung des Christentums durch den römischen Staat im Jahr 313 genoss der Klerus Staatsprivilegien. Der in der Folge entstandene Zustrom von Kandidaten führte zur Unterscheidung des höheren Klerus (Bischof, Priester, Diakon) vom niederen Klerus (Subdiakon, Lektor, Akolyth, Exorzist, Ostiarier, Totengräber), der höheren Weihen von den niederen Weihen. Die klerikale Struktur, die sich im 1. Jahrtausend entwickelt hatte, blieb bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–65), das die Weihestufe des ständigen Diakons mit der Möglichkeit zu heiraten wieder einführte und eine Reform der niederen Weihen beschloss.

Der Übertritt zum Klerus geschieht durch die Diakonatsweihe. In der lateinischen Kirche sind Priester und Bischöfe zum Zölibat verpflichtet, in den orientalischen Kirchen gilt dies nur für die Bischöfe. Der klerikale Stand kann durch die rechtmässig verhängte Strafe der Entlassung und durch Reskript des Apostolischen Stuhls (Laisierung) verloren gehen.

Ab 1850 waren die in Liechtenstein tätigen Priester im Liechtensteinischen Priesterkapitel, ab 1970 im Dekanat Liechtenstein zusammengeschlossen. Der Klerus spielte in Liechtenstein im Bildungs- und Erziehungswesen eine grosse Rolle, die Pfarrämter waren massgeblich an der Entwicklung des Zivilstandswesens beteiligt. Im 1819–61 bestehenden liechtensteinischen Ständelandtag (→ Landtag) standen dem liechtensteinischen Klerus drei Sitze zu.

Seit dem Mittelalter kamen aus Liechtenstein rund 120 Diözesanpriester, ein ständiger Diakon und vier Bischöfe: Hartmann II. (IV.) von Werdenberg-Sargans-Vaduz, Ortlieb von Brandis, Franz Xaver Anton Marxer und Wolfgang Haas.

Literatur

  • Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 6: Kirchengeschichte bis Maximianus, Freiburg im Breisgau/Basel/Rom/Wien 31997, S. 131–134.
  • Graham Martin: Das Bildungswesen des Fürstentums Liechtenstein. Nationale und internationale Elemente im Bildungssystem eines europäischen Kleinstaates, Zürich 1984, S. 352–363.
  • Helmut Dörfler: Der liechtensteinische Klerus von der Mitte des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, Graz 1981.

Zitierweise

<<Autor>>, «Klerus», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 8.2.2025.