Klima

Autor: Bernd Marquardt | Stand: 31.12.2011

Der aus dem Altgriechischen stammende Begriff Klima umschreibt das für die Erde, eine Erdregion, ein Land oder einen Ort über einen längeren Zeitraum von mindestens einigen Jahrzehnten feststellbare Durchschnittswetter.

Liechtenstein liegt am Übergang zwischen dem atlantisch getönten, feucht-kühlen Klima des Bodenseegebiets und dem kontinental beeinflussten, trocken-warmen Klima der inneralpinen Trockeninsel um Chur. Es weist eine im regionalen Vergleich niedrige Niederschlagsmenge und eine besonders durch den Föhn verursachte hohe Durchschnittstemperatur auf. Das Berggebiet zeichnet sich im Vergleich zu den tiefer gelegenen Zonen durch eine geringere Durchschnittstemperatur und eine höhere Niederschlagsmenge aus.

Die Klimageschichte darf man sich nicht als gleichbleibend vorstellen. Während der letzten grossen Kaltperiode, der bis etwa 10 000 v.Chr. anhaltenden Würmeiszeit, war Liechtenstein von dem mehr als 1000 m dicken Rheingletscher bedeckt (→ Eiszeiten). Der Übergang zu der bis heute anhaltenden Warmzeit, ein mehrere Jahrtausende anhaltender Vorgang, liess den Bodensee zeitweilig in das gesamte Alpenrheintal ausgreifen; der dadurch entstandene Rheintalsee bestand bis etwa 6000 v.Chr.

Die nacheiszeitliche Warmzeit untergliederte sich in weitere Klimaphasen, die entscheidend auf die Geschichte einwirkten. Optimale klimatische Verhältnisse begünstigten während der Bronzezeit (2200–800 v.Chr.) den Ausbau der Besiedlung der Alpentäler, eine mit dem Beginn der Eisenzeit um 800 v.Chr. einsetzende Kaltphase liess die Bewirtschaftung und Besiedlung des Alpengebiets stark zurückgehen. Die Blütezeit des Römischen Reichs wurde 100 v.Chr. bis 500 n.Chr. von einer die landwirtschaftlichen Verhältnisse begünstigenden Warmphase begleitet. Eine um 500 n.Chr. einsetzende Kaltphase verschlechterte die Agrarbedingungen und war möglicherweise eine Ursache für die Völkerwanderung. Das mittelalterliche Wärmeoptimum von etwa 800 bis 1300 war ein wichtiger auslösender Faktor für den mittelalterlichen Landesausbau und die Entstehung der herrschaftlich-genossenschaftlichen Agrarverfassung.

Unwirtlicher wurde es in Liechtenstein während der ganz Europa erfassenden «Kleinen Eiszeit» (1300–1850), die kältere Winter und nassere Sommer mit sich brachte. Sie beendete den mittelalterlichen Landesausbau und führte in der engeren Umgebung von Liechtenstein zum Rückbau exponierter Höhensiedlungen, die unter die Landwirtschaftsgrenze rutschten, so in den Walserdörfern des oberen Tannbergs und des oberen Calfeisentals (SG). Häufiger vorkommende Ernteeinbussen bei dem auf nasskalte Witterung empfindlich reagierenden Grundnahrungsmittel Getreide führten vermehrt zu Hungersnöten und Teuerungen. Dies bewirkte eine Verringerung des Getreideanbaus, wofür im Gegenzug die weniger kälteempfindliche Vieh- und Milchwirtschaft an Bedeutung gewann. Nicht zuletzt brachte die «Kleine Eiszeit» eine grössere Häufung von Überschwemmungen des Rheins und Lawinen mit sich.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte wiederum eine bis heute anhaltende Klimaerwärmung ein. Markant verstärkt wurde diese durch die massenhafte Verbrennung fossiler Energieträger, besonders auch im motorisierten Individualverkehr, und die damit einhergehenden Kohlendioxidemissionen («Treibhauseffekt»). Die von Liechtenstein durch die Ratifizierung des Kyoto-Protokolls eingegangene Verpflichtung zur Reduktion der Kohlendioxidemissionen um 8 % unter das Niveau von 1990 ist parallel zu den meisten übrigen Industriestaaten weit verfehlt worden.

Literatur

Zitierweise

<<Autor>>, «Klima», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 7.2.2025.