Krüppel (Kröppel)

Autorin: Anna Merz | Stand: 31.12.2011

Archäologischer Fundort, Gemeinde Schaan, 821 m ü.M. Am Berghang der Dreischwesternkette oberhalb von Schaan gelegener, schwer zugänglicher Felssporn mit einem kleinen Plateau von 60 m Länge und 30 m Breite. Während sich auf drei Seiten Steilabfälle befinden, geht im Osten der Hang allmählich in eine Mulde über. Die Sicht ins Rheintal reicht weit nach Norden und Süden. 1960 wurden hier Siedlungsspuren entdeckt, worauf 1961–63 archäologische Ausgrabungen, die von David Beck geleitet wurden, stattfanden. Auch später wurden vereinzelte Funde bekannt.

Auf dem Krüppel sind verschiedene prähistorische Epochen vertreten, von der Jungsteinzeit über die Bronze- und Eisen- bis zur römischen Zeit. Eine Neubearbeitung der Funde steht aus. Sie müssen auf typologischem Weg bestimmt werden, da das Plateau in nachrömischer Zeit planiert wurde. Die Ausgrabungen zeigen, dass die Kulturschichten zusammen mit einem Teil der Moräne, die auf dem Felsen liegt, vom höher gelegenen östlichen Teil abgetragen und nördlich und südlich an den Hang geschüttet wurden. Nur im westlichen Teil haben sich einzelne Befunde erhalten, die ausschliesslich in die römische Zeit datieren; die im östlichen Teil gelegenen römischen Befunde hingegen wurden ebenfalls abgetragen. Es wird vermutet, dass dies mit einem geplanten, jedoch nicht ausgeführten Burgenbau zusammenhängt.

Die ältesten Funde, Stein- und Knochengeräte, datieren in die Jungsteinzeit. Mengenmässig häufiger sind die Funde aus der späten Bronzezeit (1300–800 v.Chr.), die u.a. einen reichhaltigen Bestand inneralpiner Laugen-Melaun-Scherben aufweisen; bronzezeitliche Metallfunde fehlen, mit der bedeutenden Ausnahme eines Henkelfragments, das zu einem Bronze-Eimer gehörte. Ebenfalls gut vertreten sind Funde der jüngeren Eisenzeit (450–15 v.Chr.), darunter Keramik vom Typ Schneller und Grafittonkeramik. Ein grosser Teil der Funde datiert jedoch in die spätrömische Zeit: Knochenschnitzereien, Halbfabrikate aus Horn, Metallgegenstände, Glasfragmente, Stein- und Tongefässe sowie zahlreiche Münzen, welche einen Schwerpunkt um 260–70 n.Chr. und einen weiteren um 330–51 n.Chr. bilden und mit den Alamanneneinfällen in Zusammenhang gebracht werden.

Bei der Fundstelle Krüppel dürfte es sich um einen spätrömischen Rückzugsort mit einer Befestigung handeln, eine sogenannte Fluchtburg, die in unruhigen Zeiten aufgesucht wurde. Anhand der Steinfundamente konnten die Reste von zwei wachtturmartigen Gebäuden sowie eine nur teilweise ergrabene Ringmauer festgestellt werden. Im Innern des einen Baus waren die Schwelle und Herdstellen erhalten, und in einer Höhlung der Nordmauer wurde ein glasierter spätrömischer Krug gefunden. Als Besonderheit dürfen die Funde zweier Körpergräber aus den Jahren 1964 und 1977 gelten, von denen das Erstere in die römische Zeit datiert wird.

Literatur

Zitierweise

<<Autor>>, «Krüppel (Kröppel)», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 6.2.2025.

Medien

Torturmbau der spätrömischen Befestigungsanlage auf dem Krüppel (Bildarchiv Amt für Kultur, Abteilung Archäologie).