
Krankenkassen
Autor: Hilmar Hoch | Stand: 31.12.2011
Krankenkassen sind staatlich anerkannte Anbieter im Bereich der Krankenversicherung. Die ersten liechtensteinischen Krankenkassen waren Betriebskrankenkassen, die ohne gesetzliche Verpflichtung auf Initiative der Fabrikbesitzer entstanden: 1870 in der Mechanischen Weberei der Gebr. Rosenthal in Vaduz, 1873 in der Weberei Enderlin & Jenny in Triesen und 1891 in der Spinnerei Jenny-Spoerry in Vaduz. Zur Ergänzung der bescheidenen Leistungen dieser Krankenkassen (Krankentaggeld, Beiträge zu Arzt-, Pflege- und Begräbniskosten) gründeten die Arbeiter 1896 in der Weberei Triesen sowie 1899 in der Spinnerei Vaduz sogenannte Männerkrankenvereine. 1894 öffnete ein von Kleingewerbetreibenden und dem Balzner Kaplan Franz von Reding initiierter «Allgemeiner Kranken-Unterstützungs-Verein für das Fürstentum Liechtenstein» den Zugang zu einer bescheidenen Krankenversicherung auch für Nichtfabrikarbeiter. 1897 hatte er über 200 und 1918 knapp 600 Mitglieder, mehr als die Betriebskrankenkassen zusammen. 1925 wurde er in «Liechtensteiner Krankenkasse» (LKK) umbenannt.
Aufgrund der fortschrittlichen Gewerbeordnung von 1910 mussten die drei Betriebskrankenkassen ihre Leistungen beträchtlich verbessern. 1925 wurde als zweite liechtensteinische Nicht-Betriebskrankenkasse die «Freiwillige Krankenkasse Balzers» (FKB) gegründet. 1926 bzw. 1932 liessen sich mit der «Christlich-sozialen Krankenkasse» und der «Konkordia Kranken- und Unfallkasse» erstmals Sektionen von Schweizer Krankenkassen in Liechtenstein nieder; weitere folgten. Nach einem Höchststand mit 16 in Liechtenstein tätigen Krankenkassen (1994) zogen sich mehrere Schweizer Krankenkassen aus Liechtenstein zurück. 2003 wurde die LKK von der FKB übernommen, Ende 2009 zog sich die Intras zurück, sodass 2010 neben der FKB noch die Schweizer Krankenkasse Concordia und SWICA in Liechtenstein tätig waren.
Alle von der Regierung anerkannten Krankenkassen gehören dem 1957 geschaffenen Liechtensteinischen Krankenkassenverband an, der u.a. die Tarifverträge mit den Leistungserbringern abschliesst. Über dessen Mitgliedschaft im Schweizerischen Krankenkassenkonkordat besteht Freizügigkeit mit den Konkordatskrankenkassen.
Literatur
- Arthur Brunhart: Die Freiwillige Krankenkasse Balzers 1925–2000: eine Erfolgsgeschichte, Balzers 2000.
- Hilmar Hoch: Geschichte des Liechtensteinischen Sozialversicherungsrechts, hg. von der Liechtensteinischen Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV), Vaduz 1991, S. 36–55
- Alois Ospelt: Wirtschaftsgeschichte des Fürstentums Liechtenstein im 19. Jahrhundert. Von den napoleonischen Kriegen bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 72 (1972), S. 289–293, 324f.
- Josef Beck, Hugo Gassner: 75 Jahre Liechtensteinische Krankenkasse: 1894–1969, Schaan 1969.
Zitierweise
<<Autor>>, «Krankenkassen», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.