Kunstmuseum Liechtenstein

Autor: Joachim Batliner | Stand: 31.12.2011

Das im Jahr 2000 aus der 1968 gegründeten Liechtensteinischen Staatlichen Kunstsammlung (LSK) entstandene Kunstmuseum Liechtenstein in Vaduz ist das einzige Museum für bildende Kunst in Liechtenstein. Es besitzt eine eigene Sammlung und verfügt über langfristige Leihgaben.

Anlässlich der Hochzeit des Erbprinzen Hans-Adam von Liechtenstein mit Marie Aglaë Gräfin Kinsky schenkte Maurice Arnold Baron de Forest (Graf von Bendern) am 4.7.1967 dem Staat zehn Ölgemälde aus dem 16. bis 19. Jahrhundert, was 1968 den Anstoss zur Schaffung der LSK als öffentlich-rechtlicher Stiftung gab. Ihr Auftrag war es, Kunstwerke zu sammeln, zu pflegen und auszustellen, deren wissenschaftliche Bearbeitung zu ermöglichen und ein breites Kunstverständnis zu fördern. Unter dem ersten Konservator Georg Malin (bis 1996) konzentrierte sich die Sammlung früh auf Grafik und Skulptur des ausgehenden 19. und des 20. Jahrhunderts. 1969 begann die Ausstellungstätigkeit im Engländerbau.

Ebenfalls 1969 machte Fürst Franz Josef II. das Angebot, dem Land einen Grossteil seiner Waffen- und Kunstsammlung als Leihgabe zu überlassen, wenn der Staat für geeignete Räume sorge. Das führte zur Gründung der Liechtensteinischen Kunstgesellschaft, die massgeblich daran beteiligt war, dass 1980 ein Kunsthaus-Projekt des Münchner Architekten Alexander von Branca vorlag und in zwei Volksabstimmungen angenommen wurde. Ein «Überparteiliches Initiativkomitee Kunsthaus» brachte das Projekt jedoch 1983–85 in der sogenannten Staatsgerichtshofaffäre (Kunsthausfall) vor Gericht zum Scheitern.

So bestand das Provisorium im Engländerbau weiter, bis eine im April 1997 gegründete private «Stiftung zur Errichtung eines Kunstmuseums» mit vorwiegend privaten Mitteln für 30 Mio. Fr. einen Museumsneubau realisierte. Der von den Architekten Morger, Degelo und Kerez (Basel, Zürich) entworfene, quaderförmige, monolithische Bau mit dunkel glänzender Fassade wurde nach zweijähriger Bauzeit am 12.11.2000 eröffnet. Die Stiftung schenkte den Bau dem Staat, der sich zuvor verpflichtet hatte, das Bauland zur Verfügung zu stellen und das Museum zu betreiben. Die LSK wurde rechtlich, finanziell und personell den neuen Anforderungen angepasst und am 1.7.2000 in Kunstmuseum Liechtenstein umbenannt. Das Kunstmuseum Liechtenstein ist eine öffentlich-rechtliche Stiftung; oberstes Organ ist der von der Regierung ernannte Stiftungsrat.

Seit 1997 werden unter dem Konservator (seit 2000 Direktor) Friedemann Malsch in einer neu konzipierten Sammlungspolitik drei Schwerpunkte gesetzt: rationale Tendenzen, der Surrealismus und seine geistigen Erben, der Beitrag Italiens zur internationalen Kunstentwicklung seit 1900 (Futurismus, Arte povera). Angekauft werden auch Werke des liechtensteinischen Kunstschaffens. Das Kunstmuseum Liechtenstein zeigt zudem kuratierte Wechselausstellungen, u.a. regelmässig mit Leihgaben aus den Sammlungen des Fürsten von Liechtenstein.

Medien

Kunstmuseum Liechtenstein mit Hilti Art Foundation, Aussenansicht vom Städtle, Foto: Barbara Bühler © Kunstmuseum Liechtenstein.

Literatur

  • Esther Tisa Francini: Liechtenstein und der internationale Kunstmarkt 1933–1945. Sammlungen und ihre Provenienzen im Spannungsfeld von Flucht, Raub und Restitution, Vaduz/Zürich 2005 (= Veröffentlichungen der Unabhängigen Historikerkommission Liechtenstein Zweiter Weltkrieg, Studie 4), S. 77–85.
  • Kunstmuseum Liechtenstein, hg. vom Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz 2003.
  • Kunstmuseum Liechtenstein. Übergang des Museumsgebäudes an das Land Liechtenstein am 11.August 2000, hg. von der Stiftung zur Errichtung eines Kunstmuseum Vaduz, Baden 2000.
  • Kunstmuseum Liechtenstein: veröffentlicht anlässlich der Eröffnung des Kunstmuseums Liechtenstein, hg. vom Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz 200.
  • Liechtensteinische Staatliche Kunstsammlung. Bestandeskatalog, hg. von Georg Malin, Vaduz/Bern 1995, S. 8–28.

Zitierweise

<<Autor>>, «Kunstmuseum Liechtenstein», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 16.2.2025.