
Kunstsammlungen
Autorin: Roswitha Feger-Risch | Stand: 31.12.2011
In Liechtenstein begann erst mit dem wirtschaftlichen Aufschwung im 20. Jahrhundert eine nennenswerte private und öffentliche Sammlungstätigkeit von Kunstwerken. Die bedeutendste Kunstsammlung in Liechtenstein – die Sammlungen des Fürsten von Liechtenstein – reicht jedoch ins 17. Jahrhundert zurück. Als eine der wichtigsten und grössten Privatsammlungen der Welt gelangte sie in den Jahren 1944/45 zum Schutz vor Kriegsschäden oder Enteignung nach Vaduz. Seit 2004 ist sie wieder im Gartenpalais der Familie Liechtenstein in Wien öffentlich zugänglich. In Liechtenstein werden Ausstellungen mit ausgewählten Werken gezeigt.
Daneben bestehen weitere private Kunstsammlungen, die mit eigenen Ausstellungen an die Öffentlichkeit getreten sind und über wissenschaftlich erarbeitete Kataloge verfügen: Die Kunstsammlung der «Stiftung-Ratjen» gründet auf Kunstwerken im Familienbesitz des ab 1945 in Vaduz lebenden deutschen Bankiers Adolf Ratjen und dem Ankauf der Sammlung des Fotografen Herbert List (1903–1975). Schwerpunkt sind italienische und deutsche Meisterzeichnungen des 16. bis 19. Jahrhunderts. 1976 wurde die Sammlung in die Form einer Stiftung gebracht. Die Kunstsammlung des liechtensteinischen Rechtsanwalts Herbert Batliner und seiner Frau Rita Batliner fand ihre Anfänge in der Mitte des 20. Jahrhunderts und wurde 1992 in die Form der «R. & H. Batliner Art Foundation» gebracht. Das Sammlerehepaar konzentriert sich auf die Malerei der klassischen Moderne und Pablo Picasso (1881–1973). 2007 wurde die Sammlung als Dauerleihgabe an die Albertina in Wien übergeben. Seit den 1990er Jahren widmet sich die liechtensteinische Industriellenfamilie Hilti dem Aufbau einer privaten Kunstsammlung, der «Hilti Art Foundation». Deren Schwerpunkt bildet die Kunst der klassischen Moderne.
Neben den Privatsammlungen bestehen in Liechtenstein zwei öffentlich zugängliche, staatliche Kunstsammlungen. Die 1968 gegründete «Liechtensteinische Staatliche Kunstsammlung» ging im Jahr 2000 in das Kunstmuseum Liechtenstein über. Im Zentrum der Sammlungstätigkeit stehen Skulpturen, Objekte und Installationen vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Das Liechtensteinische Landesmuseum, dessen Anfänge im Jahr 1893 liegen, versteht sich als liechtensteinisches Nationalmuseum und besitzt einen Bestand an Kunstwerken, der zur Illustration der Epochen dient.
Als erste Stiftung zum Erhalt eines Künstlernachlasses wurde 1968 die «Professor Ferdinand Nigg Stiftung» gegründet. Ein Grossteil des künstlerischen Werks Ferdinand Niggs (1865–1949) zerstreute sich nach seinem Tod durch Erbteilung. Die Stiftung konnte zahlreiche Kunstwerke Niggs durch Schenkung oder Ankauf wieder zusammenführen. Die 1974 gegründete «Kanonikus Anton Frommelt Stiftung» hält den künstlerischen Nachlass Anton Frommelts (1895–1975) zusammen. 1992 wurde die «Prof. Eugen Zotow-Ivan Miassojedoff-Stiftung» errichtet, nachdem der gesamte Nachlass des 1938–53 in Liechtenstein lebenden russischen Künstlers Eugen Zotow/Ivan Miassojedoff (1881–1953) aus dem Besitz seiner Nachkommen angekauft werden konnte.
Neben den erwähnten Beispielen existieren weitere Kunstsammlungen, u.a. von Unternehmen. Davon ist bisher keine mit einer Ausstellung an die breite Öffentlichkeit getreten.
Literatur
- Eine Begegnung mit der Sammlung VP Bank-Kunststiftung: auf Augenhöhe, hg. von der VP Bank Kunststiftung, Vaduz 2012 [Sammlungskatalog].
- Ferdinand Nigg und seine Sammelleidenschaft, hg. von Norbert W. Hasler im Auftrag des Liechtensteinischen Landesmuseum, Vaduz 2007 [Ausstellungskatalog].
- Esther Tisa Francini: Liechtenstein und der internationale Kunstmarkt 1933–1945. Sammlungen und ihre Provenienzen im Spannungsfeld von Flucht, Raub und Restitution, Vaduz/Zürich 2005 (= Veröffentlichungen der Unabhängigen Historikerkommission Liechtenstein Zweiter Weltkrieg, Studie 4).
- Uwe Wieczorek: Werke aus der Hilti art foundation: von Paul Gaugin bis Imi Knoebel, Bern 2005 [Ausstellungskatalog].
- Rudolf Koella, Felix Billeter: Verborgene Meisterwerke: R. & H. Batliner Art Foundation Vaduz, Vaduz 2005.
- Norbert W. Hasler: Die kulturhistorischen Sammlungen des Liechtensteinischen Landesmuseums, in: Liechtensteinisches Landesmuseum. Geschichte, Sammlungen, Ausstellungen, Bauten, Redaktion: Hansjörg Frommelt, Norbert W. Hasler, Vaduz 2004, S. 97–188.
- Ralph Kellenberger, Martin Frommelt (Hg.): Ein visionärer Realist. Anton Frommelt 1895–1975. Der Maler und Kunstvermittler, Vaduz 1995.
- Fünfzig italienische Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts aus der Stiftung Ratjen. Vaduz, Vaduz 1995 [Ausstellungskatalog].
Externe Links
- sammlungen.li, Online-Datenbank mit ausgewählten Objekten aus Liechtensteiner Kulturgüter- und Kunstsammlungen.
- Kunstmuseum Liechtenstein Sammlung Online, ausgewählte Werke aus der staatlichen Sammlung des Kunstmuseums Liechtenstein.
Zitierweise
<<Autor>>, «Kunstsammlungen», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 6.2.2025.